In Berlin wollten Jobcenter-Mitarbeiter Arbeitslose sprechen, die sich länger nicht gemeldet haben. Alle wohnten in einem berüchtigten Hotel, das als Bedarfsunterkunft dient. Das Ergebnis der Kontaktaufnahme war ernüchternd.
Begleitet von rund 20 Polizeibeamten haben Mitarbeiter mehrerer Berliner Jobcenter am Dienstagmorgen eine berüchtigte Unterkunft in Berlin-Schöneberg kontrolliert. Hintergrund waren Hinweise auf möglichen Sozialleistungsbetrug und Schwarzarbeit. Das berichtet der Berliner „Tagesspiegel“. Auch eine Reporterin von WELT TV war vor Ort.
Nach Angaben der Behörden sollten bei der Kontrolle 70 Personen aus 19 Bedarfsgemeinschaften überprüft werden, heißt es in dem Bericht weiter. Darum klingelten die Mitarbeiter morgens um sechs Uhr an die Türen der Hotelzimmer. „Angetroffen wurden lediglich zwei Personen, die tatsächlich Leistungen vom Jobcenter beziehen“, wird Elena Zavlaris, Leiterin des Jobcenters Tempelhof-Schöneberg, zitiert. Das sei deutlich weniger als erwartet.
Die Kontrolle fällt in eine verschärfte Diskussion um das Bürgergeld und organisiertem Sozialbetrug. Erst vergangene Woche hatten sich Union und SPD im Bund auf strengere Sanktionen bei Terminversäumnissen geeinigt. Ende September war bereits bei einer länderübergreifenden Razzia in Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt ein 42-jähriger Mann festgenommen worden. Er gilt als einer der Köpfe der Bande, die einen Schaden von rund 891.000 Euro verursacht haben soll.
Das Hotel in Berlin-Schöneberg dient seit Jahren als Unterkunft für Roma-Familien aus Südosteuropa. Anwohner hatten wiederholt über Müll, Lärm und aggressive Szenen vor dem Gebäude berichtet. Zwischen Juli 2024 und Juni 2025 zählte die Polizei 102 Einsätze an der Adresse, berichtet der „Tagesspiegel“ weiter.
Die Kontrolle habe laut Zavlaris dazu gedient, „den Kontakt zu den Bewohnern wiederherzustellen“ und gegebenenfalls eine Vor-Ort-Beratung anzubieten. Von einer Razzia habe sie nicht sprechen wollen. Dennoch soll nun geprüft werden, wo sich die übrigen Bewohner aufhalten. „Sollte sich herausstellen, dass sich Menschen nicht hier aufhalten, bei uns aber gemeldet sind, ist das Sozialleistungsbetrug“, sagte Zavlaris.
Auch Mitarbeiter der Familienkasse Berlin-Brandenburg waren beteiligt, da in der Unterkunft Kinder leben sollen. Die Ergebnisse der Überprüfung sollen nun ausgewertet und könnten auch an die Strafverfolgungsbehörden weitergeleitet werden.
kami