Eine Frau betrachtet Bilder in einer Ausstellung über Michael Jackson

Stand: 14.10.2025 16:02 Uhr

Michael Jackson wurde vergöttert und verpönt. Damit ist er ein Phänomen der Moderne – ein Spiegel ihrer Sehnsüchte und ihrer Abgründe, ihrer Utopien und ihrer Widersprüche. Das Barlach Kunstmuseum Wedel hat zu diesem Phänomen jetzt eine Ausstellung eröffnet.

von Corinna Below

Gleich im ersten Raum des Barlach Kunstmuseums ist ein lachender sechsjähriger Michael Jackson, zusammen mit den Jackson Five auf Fotos zu sehen. Auf zwei Bildschirme laufen Musikvideos. Man sieht: Er sticht heraus. Der Kleine hat ein ganz besonderes Talent. Die ersten Fans sind schon da. Sie wollen den „King of Pop“ sehen. „Natürlich ist es eine Ausstellung über einen Popstar,“ sagt der Kurator und korrigiert sich gleich selbst. „Es ist aber nicht eine Ausstellung über einen Popstar und auch nicht eine Ausstellung über den ‚King of Pop‘, sondern über den Megastar Michael Jackson, denn die Bezeichnung ‚King of Pop‘ ist mir eigentlich viel zu flach.“

Jürgen Doppelstein hat sich monatelang mit Michael Jackson beschäftigt. Er ist ihm buchstäblich kulturwissenschaftlich auf den Leib gerückt. Das Phänomen hinter der Person hat ihn interessiert. In dieser Zeit ist er selbst zum Fan geworden, erzählt er: „Es ist eine Ausnahmeerscheinung gewesen in jeder Hinsicht, da können Sie John Lennon nehmen, da können Sie Freddie Mercury nehmen, gute Leute, tolle Leute, tolle Stars, aber Michael Jackson übertrifft sie alle.“ Nichts weniger als das. Mehr geht nicht.

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Elias und Joshua Davis wurden schon in der fünften Klasse für Michael Jacksons Söhne gehalten. Nun tanzen sie den Moonwalk am Hamburger Stage Theater.

Ausstellung will keinen Personenkult um Michael Jackson betreiben

Auf drei Etagen ist das hier zu sehen. Auf Fotos, Konzertplakaten, in den weltberühmten Musikvideos: Die ganz besondere Art, wie er tanzte, der Moonwalk, fast schwerelos. Seine Bühnenshows, seine Perfektion, seine extravaganten, mit Strass besetzten Outfits. Michael Jackson hat mehr als eine halbe Milliarde Platten verkauft. Allein „Thriller“ ist mit rund 70 Millionen verkauften Exemplaren das weltweit meistverkaufte Album aller Zeiten.

Sammlungen und Fanclubs ermöglichen einzigartige Exponate

Über Privatsammlungen hat Jürgen Doppelstein alles zusammengetragen. Die Kontakte zu den Sammlern hat er über Fanclubs bekommen. Aber: In dieser Ausstellung wird kein Personenkult betrieben. „Mein Anspruch ist zuerst mal, die Person wirklich in ihrer ganzen Breite, in all ihren Facetten zu zeigen“, sagt er. „Und natürlich immer wieder auch die Frage zu stellen, wer war er und warum war er so, wie er war? Was gab es für Widerstände? Was gab es für Überhöhungen? Was gab es für Formen von Vergöttlichung, von Heiligsprechung? Wie geht ein Mensch damit um? Wie kann man damit umgehen?“

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Einblicke in das Gefühlsleben des King of Pop

In den Räumen verteilt: Texte zur Biografie, Hintergrundinformationen zu jedem der zehn Alben. Interviews, die Einblicke in Michael Jacksons Gefühlsleben geben. Wer will, kann hier die Karriere des „King of Pop“ studieren und auch tiefer einsteigen, sich mit den Brüchen seines Lebens beschäftigen. Mit den Vorwürfen gegen ihn, er habe Kinder missbraucht, zum Beispiel. In einem Raum beschäftigt sich die Ausstellung mit der massiven, von reißerischen Schlagzeilen getriebenen Berichterstattung. Ein Magazin titelte: „Kann er das überleben?“ Es folgte ein Gerichtsprozess. Mit Freispruch zwar, aber es blieb natürlich was hängen.

„Diese Mythenbildung und diese Verdachtsmomente, die sich dann immer weiter verdichten, weil sie von allen Seiten befeuert werden, die waren so komplex und so wellenartig, dass es ganz, ganz schwierig für ihn wurde“, erklärt Doppelstein. Es folgte der Rückzug von Michael Jackson aus der Öffentlichkeit. Dann 2009: das versprochene Comeback. „This it it!“ – wie auch der Titel der Ausstellung. Darauf bereitete sich der „King of Pop“ wochenlang vor. Im Untergeschoss läuft ein Film darüber.

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Sehnsucht nach einem Idol

„Wer hier in dieser Ausstellung ist oder besser war, der wird Michael Jackson besser kennen“, verspricht der Ausstellungsmacher Jürgen Doppelstein. Beatrice Appenroth aus Nordhessen hat sich die Schau angesehen. „Vorne in der Ausstellung ist ein Satz, dass man ihn kritisch betrachten muss, aber man muss auch fair mit ihm umgehen. Dieser Satz hat mir sehr gut gefallen.“

Der Kartenverkauf für die angekündigte „This is it!“-Tour brach alle Rekorde. Aus zehn angekündigten Konzerten wurden schnell 50. Was sagt das über uns aus? Über die Gesellschaft? Die Chance, Geld mit dem „King of Pop“ zu verdienen, war für die Pop-Industrie zu verlockend – die Sehnsucht nach einem Idol immens. Doch aus der Tour wurde nichts. Michael Jackson starb knapp zwei Wochen zuvor, am 25. Juni 2009 an einer Überdosis Schmerzmittel.

Der Bildhauer, Grafiker, Dichter Ernst Barlach (1870-1938) in einer Aufnahme aus dem Jahr 1928

Still, ernst und meditativ sind die Skulpturen von Ernst Barlach. Am 2. Januar 1870 wurde der Bildhauer in Wedel geboren.