DruckenTeilen
Verluste in der Ukraine und steigende Steuern: In Russland soll die Unzufriedenheit über Wladimir Putins Politik steigen. Auch die Öl-Industrie bereitet Sorgen.
Moskau – Kreml-Machthaber Wladimir Putin lässt seine Landsleute zu gerne glauben, er habe in Russland immer den Überblick. Aber: Einem Bericht zufolge sind offenbar viele seiner Landsleute so gar nicht dieser Meinung. Sie sollen geradezu frustriert über die Politik des Moskau-Autokraten sein, vor dem Hintergrund von Ukraine-Krieg und internationaler Provokationen des russischen Regimes gegen die NATO. Vielerorts soll regelrecht Frust zu vernehmen sein, berichtet Meduza.
Hat er Russland wirklich im Griff? Moskau-Autokrat Wladimir Putin. © IMAGO / SNA
Verheerende Verluste in der Ukraine, brisante Öl-Krise, markante Steuererhöhungen und galoppierende Lebenshaltungskosten: Die lebensnahen Probleme beschäftigen laut der Analyse viele Russen hinter vorgehaltener Hand. Meduza bezieht sich auf nicht namentlich genannte Kreml-Beamte, laut derer „die Russen des Krieges müde sind und auf Verhandlungen warten“.
Bericht über Russland-Unmut: Wladimir Putin soll wegen Missständen unter Druck geraten
Das unabhängige russische Investigativportal berichtet in seiner Einordnung aus oppositioneller Perspektive von „öffentlichem Unmut über eine Reihe unpopulärer Entscheidungen“. So wird etwa die erwartete Erhöhung der Mehrwertsteuer in Russland von 20 auf 22 Prozent genannt, worüber ebenfalls Putins blutiger Ukraine-Krieg finanziert werden soll. Besagte Steuererhöhungen sollen Meduza zufolge mindestens bis 2028 greifen.
Statt in den Sozialstaat pumpt Putin sehr viel Geld in die Streitkräfte. Wie das ukrainische Online-Portal Defense Express (DE) im Herbst 2024 berichtete, hatte das russische Regime damals für den Zeitraum zwischen 2025 und 2027 rund 394,6 Milliarden US-Dollar für Aufrüstung und Militärbudget eingeplant. Laut Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) betragen die Verteidigungsausgaben in diesem Jahr letztlich zwischen sieben und acht Prozent des gesamten Bruttoinlandproduktes (BIP).
Wladimir Putin: Der Aufstieg von Russlands Machthabern in BildernFotostrecke ansehen
Ein Beispiel für die vielseitigen Missstände: Wie mehrere Medien wie der Deutschlandfunk übereinstimmend schreiben, betrug die Altersrente in Russland in den vergangenen Jahren nur zwischen 150 und 240 Euro im Monat. Manchen Rentnern soll das Geld nicht mal für Medikamente reichen. Laut Deutscher Welle (DW) waren im Staatshaushalt 2024 (insgesamt 36,6 Billionen Rubel) knapp 30 Prozent für die Position Verteidigung und weitere rund neun Prozent für nationale Sicherheit und Strafverfolgung vorgesehen.
Verluste für Wladimir Putin: Ukrainer attackieren Russlands Öl-Raffinerien
Zusammengerechnet wurden rund 40 Prozent des Staatshaushaltes für Verteidigung und Sicherheit geblockt. Für Sozialleistungen, Stichwörter Wohnen, Kinderbetreuung und Gesundheit, waren demzufolge nur 21 Prozent eingeplant. Indes ringt die russische Öl-Industrie mit ukrainischen Drohnen-Luftangriffen. Öl-Raffinerien und Pipelines, und zwar in vielen Teilen der nach Fläche riesigen Russischen Föderation.
13. Oktober 2025: Ein russischer Rekrut wird bei seiner Einberufung von Freunden und Familie verabschiedet. © IMAGO / SNA
Die Folgen sind weitreichend. US-General a. D. David Petraeus meinte jüngst zum Beispiel bei Welt, dass „20 Prozent der Raffinerien beschädigt oder zerstört“ wurden. Und wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, mussten mehrere russische Regionen wegen des brisanten Treibstoffmangels Kraftstoff an Tankstellen rationieren und Preisstopps aussprechen. Damit nicht genug an Putins Problemen.
Ukraine-Krieg: Viele russische Soldaten desertieren nach verheerenden Verlusten
Im Ukraine-Krieg soll die russische Armee laut Investigativprojekt „Ich will leben“ mit Desertationen konfrontiert sein. Bis Ende 2025 könnten demnach bis zu 70.000 russische Soldaten desertieren. Ein Grund sollen gewaltige Verluste sein. Die unabhängigen russischen Medien Meduza und Mediazona haben Todesanzeigen und Nachrufe gesammelt. Demzufolge wurden bis Ende August 2025 nachweislich mehr als 220.000 russische Soldaten getötet. (Quellen: Meduza, Mediazona, Projekt „Ich will leben“, DE, DW) (pm)