Weil die Kassen leer sind, will die Stadt an der Gebührenschraube drehen. Das könnte für Familien richtig teuer werden und Frauen wieder vermehrt in Teilzeitarbeit drängen.

Die Stadt Stuttgart muss sparen, und das werden auch Familien deutlich zu spüren bekommen. Zur Haushaltskonsolidierung schlägt das Jugendamt eine heftige Erhöhung der Betreuungsgebühren vor.

So sollen diese von September 2026 an bei den Krippenkindern im Ganztagsbereich, also bei einem Betreuungsumfang von 40 Stunden in der Woche bei Kindern unter drei Jahren, um 30 Prozent steigen. Für Krippenplätze mit verlängerten Öffnungszeiten (VÖ-Plätze), also bei einem Betreuungsumfang von 30 Stunden in der Woche bei Kindern unter drei Jahren, ist eine Erhöhung von 15 Prozent ab September 2026 vorgesehen. Das Essensgeld soll um jeweils 20 Prozent steigen. Ab September 2027 werden die Betreuungsgebühren jeweils zum neuen Kita-Jahr um weitere 20 Prozent steigen, und zwar in fünf Stufen bis 2031, so der Plan.

Bei den Drei- bis Sechsjährigen fallen die Steigerungen nicht ganz so drastisch aus. Hier sollen von September 2026 an die Gebühren für einen GT-Platz um 15 Prozent, für einen VÖ-Platz um zehn Prozent und das Essensgeld jeweils um 20 Prozent steigen. Ab September 2027 ist eine weitere Erhöhung um jeweils 10 Prozent bis zum Jahr 2031 vorgesehen.

Was bedeuten die geplanten Gebührensteigerungen konkret?

In absoluten Zahlen bedeutet das Folgendes: In Stuttgart kostet ein GT-Krippenplatz inklusive Früh- und Spätbetreuung fürs erste Kind aktuell 256 Euro. Hinzu kommen 70 Euro fürs Essen. Ab September 2027 könnte dieser Kita-Platz dann 332,80 kosten, der Preis fürs Essen würde auf 84 Euro steigen. Würden die für die Folgejahre vorgesehenen weiteren Erhöhungen ebenfalls in Kraft treten, würde dieser Kita-Platz 2031 knapp 828 Euro kosten.

Die weiteren möglichen Preissteigerungen im Überblick:

  • Der Preis für einen VÖ-Krippenplatz würde von aktuell 182 Euro ab September 2026 auf 209,30 Euro steigen und im Jahr 2031 mit 520 Euro zu Buche schlagen.
  • Ein Kita-GT-Platz kostet derzeit 186 Euro und würde vom kommenden September an 213,90 Euro kosten. Im Jahr 2031 wären es 344,45 Euro.
  • Ein Kita-VÖ-Platz kostet derzeit 112 Euro und würde vom kommenden September an 123,20 Euro kosten. Im Jahr 2031 wären es 198,41 Euro.

Beschlossen ist das alles freilich noch nicht. In diesen Wochen werden zunächst die Ämtervorlagen – also die Vorschläge der Stadtverwaltung, wofür in den kommenden Jahren Geld ausgegeben werden soll und wofür nicht – in die zuständigen Ausschüsse eingebracht und diskutiert. Der Gemeinderat will den Doppelhaushalt 2026/2027 kurz vor Weihnachten verabschieden.

In der jüngsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses wollten sich die Fraktionen eigentlich noch zurückhalten mit Stellungnahmen zu den geplanten Sparmaßnahmen im Teilhaushalt des Jugendamts, zu denen auch die Erhöhung der Kita-Gebühren gehört. Doch den Vertreterinnen und Vertretern der freien Träger brannte es unter den Nägeln. „Wir müssen das dringend thematisieren“, sagte Armin Biermann von der Caritas und fragte: „Nimmt die Stadt es ernst, dass man an Kindern und Jugendlichen nicht sparen kann?“ Die Volumina, die im Teilhaushalt des Jugendamts insgesamt eingespart werden sollen, seien nicht zumutbar.

Waltraud Weegmann ist Geschäftsführerin des freien Bildungsnetzwerks Konzept-e. Foto: Konzept-e

Waltraud Weegmann, Geschäftsführerin des freien Bildungsnetzwerks Konzept-e, kritisierte vor allem, dass GT-Plätze im Vergleich zu VÖ-Plätzen deutlich teurer werden könnten. Sie sprach von einer politischen Entscheidung. Diese würde dazu führen, dass Frauen wieder in alte Rollenmuster zurückgedrängt und vermehrt in Teilzeit arbeiten werden. „Das können wir uns weder wirtschaftspolitisch noch sozialpolitisch leisten“, sagte Weegmann. Sie sei enttäuscht. „Vieles, was wir erreicht haben, wird so konterkariert.“

Manja Reinhold (Linke/SÖS/Plus) bewertete das ähnlich. „Die steigenden Kita-Gebühren sehen wir sehr kritisch. Von uns wird es dafür keine Zustimmung geben“, erklärte sie. An Kindern dürfe nicht gespart werden. Und wenn man Frauen jetzt wieder in Teilzeit zwinge, könne das zu mehr Altersarmut führen. „Wir sparen uns in eine Spirale nach unten, anstatt die kinderfreundliche Stadt hochzuhalten“, sagte Reinhold.

Jasmin Meergans (SPD) sprach mit Blick auf die Einsparungen von einer „Rasenmähermethode“. Fabian Reger (Grüne) ergänzte: „Die geplante Erhöhung der Kita-Gebühren fällt uns sehr schwer. Da werden noch Verhandlungen notwendig sein. Wir wollen keine so pauschale Erhöhung.“ Klaus Nopper (CDU) verwies auf die gesunkene Wirtschaftskraft und die gesunkenen Steuereinnahmen. Man müsse sparen, um nachfolgende Generation nicht über Gebühr zu belasten. „Aber auch uns tun diese geplanten Maßnahmen weh“, sagte er.

Jugendamt verweist auf Zielbeschluss und Kostendeckungsgrad

Das Jugendamt machte keinen Hehl daraus, dass man GT-Plätze im Vergleich zu VÖ-Plätzen bewusst deutlich teurer machen wolle. Es gebe einen vom Gemeinderat verabschiedeten Zielbeschluss, die Zahl der GT-Plätze zu senken, um insgesamt mehr Kindern einen Kita-Platz anbieten zu können, erinnerte der stellvertretende Amtsleiter Bernd Mattheis. „Wir wollen die Inanspruchnahme von VÖ-Plätzen unterstützen und auch mit Hilfe der Gebühren in diese Richtung steuern.“

Die Amtsleiterin Katrin Schulze räumte ein: „Es tut weh.“ Aber die Kita-Gebühren in Stuttgart seien seit 2016 nicht mehr erhöht worden und lägen weit unter dem vom Städtetag empfohlenen Kostendeckungsgrad von 20 Prozent – und das insbesondere bei den GT-Plätzen für Kleinkinder. Vor dem Hintergrund der angespannten Haushaltslage müsse man da jetzt genauer hinschauen.