
Immer mehr Geflüchtete aus der Ukraine haben in Deutschland einen Job. Das zeigt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Doch die Entwicklung könnte ins Stocken geraten.
Die Zahl der in Deutschland arbeitenden Flüchtlinge aus der Ukraine hat sich in den vergangenen zwei Jahren deutlich erhöht. Ihr Anteil an allen Beschäftigten habe sich innerhalb von zwei Jahren auf 0,6 Prozent verdreifacht, teilte das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) heute in Nürnberg mit.
Demnach waren im vierten Quartal des Vorjahres rund 242.000 Ukrainerinnen und Ukrainer in Arbeit, davon 165.000 in einem sozialabgabenpflichtigen Job. 2022 hatte ihr Anteil an den Beschäftigten hierzulande noch bei 0,2 Prozent gelegen. Die Studie beruht auf Daten aus einer regelmäßigen Betriebsbefragung von rund 15.900 Betrieben.
Meist Arbeit in kleinen und mittleren Firmen
Der Studie zufolge konzentriert sich der Anstieg vor allem auf kleine und mittelgroße Betriebe. Gut zwei Drittel der beschäftigten Ukrainerinnen und Ukrainer waren in Unternehmen mit zehn bis 249 Mitarbeitern tätig. Dieser Anteil liege deutlich über der Quote aller Beschäftigten in dieser Betriebsgrößengruppe (54 Prozent).
Außerdem hatten 14 Prozent der Betriebe laut IAB in den vergangenen zwölf Monaten als Arbeitgeber Kontakt zu Geflüchteten aus der Ukraine – etwa durch Bewerbungen oder Vorstellungsgespräche. Von den Unternehmen, die Personal suchten, gaben 41 Prozent an, mindestens eine Person aus der Ukraine eingestellt zu haben. Hochgerechnet hätten rund 124.000 Betriebe im vergangenen Jahr mindestens einen ukrainischen Flüchtling eingestellt.
„Gerade die betrieblichen Erfahrungen in Form von Einstellungen haben einen positiven Effekt auf die Einstellungschancen weiterer geflüchteter Menschen“, erklärte IAB-Forscher Martin Dietz.
Neuregelung könnte Entwicklung dämpfen
Der Anteil des sogenannten „Job-Turbos“ an der positiven Entwicklung lässt sich auf Basis der Studie nur schwer beziffern, wie das Institut ergänzte. „Ein erstes Indiz für die Bedeutung des ‚Job-Turbos‘ dürfte sein, ob Betriebe das Programm als solches kennen“, hieß es. „Ein Jahr nach der Einführung des ‚Job-Turbos‘ war dies bei etwa neun Prozent der Betriebe der Fall, bei größeren Betrieben ab 250 Beschäftigten waren es rund 19 Prozent.“
Mit dem „Job-Turbo“ will die Bundesregierung Flüchtlinge rasch in Arbeit bringen. Wer einen Integrationskurs absolviert hat, soll schnell eine Beschäftigung aufnehmen können und mit dem Ziel der nachhaltigen Integration parallel weiterqualifiziert werden. Dass Ukrainer, die nach dem 1. April 2025 nach Deutschland kommen, künftig keine Grundsicherungsleistungen mehr erhalten, könnte die Entwicklung jedoch ins Stocken bringen, wie das Institut erklärte.
Hintergrund ist eine von der Bundesregierung geplante und im Koalitionsvertrag verankerte Neuregelung, dass neu ankommende Geflüchtete nicht mehr in die Zuständigkeit der Jobcenter fallen sollen – sondern unter das Asylbewerberleistungsgesetz.
„Trotz dieser Änderung sollten sich die Rahmenbedingungen zur Integration in Arbeit und Gesellschaft, die auch entsprechende Beratungs- und Förderleistungen umfassen, nicht verschlechtern“, mahnte Dietz. „Ansonsten bestünde die Gefahr, dass die positiven Entwicklungen der letzten Jahre einen Dämpfer bekommen.“