So wohnt es sich in einer Ikone: 6 Wohnungen in bekannten Häusern.

Das Wort „Ikone“ kommt aus dem Altgriechischen und steht für Kultbilder oder herausragende Sachen, die ein bestimmtes Lebensgefühl vermitteln. In der Architektur gibt es so einige Ikonen: Sie finden sich in Skylines und altehrwürdigen Stadtbildern wieder. Oft verbindet man ikonische Architektur eher mit Sehenswürdigkeiten und weniger mit Wohnungen. Dabei gibt es Letztere immer häufiger, und sie vermitteln tatsächlich ein besonderes Lebensgefühl. Wer zum Beispiel in die Hamburger Elbphilharmonie zieht, umgibt sich tagtäglich mit einem Gefühl der Freiheit und der unendlichen Möglichkeiten. Wer im roughen Barbican Estate in London lebt, entscheidet sich für ein Community-Gefühl der Mitte des letzten Jahrhunderts.

6 Beispiele für Wohnungen in Architekturikonen

So unterschiedlich sie auch sind, eines haben alle berühmten Wohnhäuser gemein: Man möchte gerne durch ihr Schlüsselloch gucken und erfahren, wie es sich in einem bekannten Gebäude so lebt. AD durfte hinter die Fassaden berühmt-berüchtigter Architekturikonen blicken und zeigt sechs spannende Einblicke.

#1 Oskar Kohnens Penthouse im Barbican Estate

Als sich der Architekt Oskar Kohnen in London auf Wohnungssuche begab, wusste er gar nicht, dass man in dem berühmten Barbican Estate im Zentrum der Stadt auch wohnen kann. Beim durchforsten diverser Immobilienseiten stolperte er schließlich zufällig über das Penthouse in dem brutalistischen Betonkomplex – nicht nur auf sein neues Zuhause, sondern auch auf die ersten Möbel. Er bemerkte, dass alle seine bisherigen Fundstücke aus dem Baujahr des Barbicans, 1969, stammten und er diese Gemeinsamkeit zum neuen Konzept seiner Einrichtung machte. „Damals dachte man utopisch in die Zukunft gerichtet. So wie auch die Architekten des Barbican“, erzählt Kohnen AD. Er suchte vorrangig nach Einzelstücken, denn er wollte, dass diese so ungewöhnlich sind wie sein Wohnhaus. Dieses wirkt für viele eher bedrohlich, doch Kohnen sagt: „Ich finde es wahnsinnig, dass diese Architektur von außen so brutal ist und man sich innen sehr geborgen fühlt.“

AD Interior Oskar Kohnen London Penthouse Brutalismus Esszimmer Esstisch Stühle Pascal Mourgue

Der Esstisch und die Stühle von Pascal Mourgue stammen von 1969.

Oskar ProctorAD Interior Oskar Kohnen London Penthouse Brutalismus Schlafzimmer Sessel Mario Bellini Tischleuchte Ernesto Gismondi

Das Tonnengewölbe zieht sich vom Wohn- bis ins Schlafzimmer auf der Gegenseite der Wohnung. Terrassentür und Fensterrahmen aus Teak. Den Sessel vorn entwarf Mario Bellini 1966, die Tischleuchte von Ernesto Gismondi ist zehn Jahre jünger.

Oskar ProctorAD Interior Oskar Kohnen London Penthouse Brutalismus Wohnzimmer Tonnengewölbe

Sein 65 m2 großes, schlauchförmig geschnittenes Penthouse liegt im 7. Stock. Aus dem Wohnzimmer unterm Tonnengewölbe hat man St Paul’s Cathedral im Blick.

Oskar ProctorAD Interior Oskar Kohnen London Penthouse Brutalismus Dachterrasse Eero Saarinen

Das Apartment hat auf beiden Schmalseiten Dachterrassen. Hinter den italienischen Fifties-Stühlen steht ein Saarinen-Aschenbecher aus dem TWA-Terminal in New York. Er gehörte zu Kohnens ersten Vintage-Käufen. Ob die halb fertigen Bürotürme im Hintergrund jemals wie geplant bezogen werden, erscheint momentan fraglich.

Oskar ProctorAD Interior Oscar Kohnen London Penthouse Brutalismus

2017 zog Oskar Kohnen (hier im Durchgang zur Küche) ins Defoe House, Teil des um 1970 erbauten Barbican Estate.

Oskar Proctor#2 Eine Wohnung in der Elbphilharmonie eingerichtet von Kate Hume

„Ein so aufregendes Panorama kennt man höchstens aus Hongkong oder New York, aber bislang nicht aus Europa“, sagt Kate Hume über den Ausblick aus der Elbphilharmonie. Im 18. Stock des Hamburger Wahrzeichens gestaltete die Designerin eines der 45 Apartments. Auf 400 Quadratmetern kümmerte sie sich um das Interieur für die damals noch unbekannten Käufer:innen. Der Grundriss basiert – wie in jedem Apartment in der Elphi – auf den Entwürfen des Mailänder Architekten Antonio Citterio. Für den Essplatz wählte Hume einen Platz mit Hafenblick, den Masterbedroom richtete sie zur Stadt aus. Damit die Inneneinrichtung mit dem eindrucksvollen Ausblick des Apartments mithalten kann, arbeitete Hume mit Eyecatchern: „Hier eine abstrakte Skulptur, die wie ein Ankerplatz wirkt, dort ein starkfarbiger Teppich, der am Tag die Blicke auf sich zieht“, erklärt Hume AD das fertige Wohnkonzept.