„Stehen vor einer Revolution“: Prof. Dr. med. Julia Welzel (60), Direktorin der Klinik für Dermatologie und Allergologie an der Uniklinik Augsburg
Icon vergrößern
Prof. Dr. med. Julia Welzel ist Hautärztin: Für sie gehört KI mittlerweile fest zum Arbeitsalltag.
Foto: UKA
Schließen
Icon Schließen
Icon vergrößern
Icon verkleinern
Icon Pfeil bewegen
Prof. Dr. med. Julia Welzel ist Hautärztin: Für sie gehört KI mittlerweile fest zum Arbeitsalltag.
Foto: UKA
„Das Haupteinsatzgebiet von KI in der Medizin ist die Bildanalyse – unter anderem in der Dermatologie. Wenn wir beispielsweise Ganzkörperfotografien von Patienten mit vielen Muttermalen im Zeitverlauf beurteilen wollen, kann KI sehr einfach feststellen, ob sich ein einzelnes Muttermal verändert hat oder auffällig aussieht. Wir Hautärzte mussten bisher sehr umständlich alle einzelnen Muttermale vergleichen, was sehr lange gedauert hat und sehr ermüdend ist. Hier entlastet uns die KI und hilft den Patienten. Wir stehen in der Medizin vor einer Revolution durch die Integration von KI in die Diagnostik, aber auch das Management von Erkrankungen und die Therapie. Das kann man ein bisschen vergleichen mit der Einführung von Röntgen oder Laboruntersuchungen. Die KI stellt keine Diagnosen, das ist weiterhin eine ärztliche Aufgabe. Insofern habe ich gar kein Problem damit, dass die KI mir eine Zweitmeinung gibt und mich unterstützt. KI erklärt auch, warum sie zu einem Ergebnis kommt. Beispielsweise markiert sie bei einem auffälligen Pigmentmal die Areale, die zur Diagnose geführt haben. Das bietet einen guten Lerneffekt für uns Mediziner. Wir müssen uns auf diese neuen Möglichkeiten einlassen und uns entsprechend fortbilden. Das bedeutet für uns lebenslanges Lernen und dient dem Patienten.“
„Korrigiert schneller als wir“: Gloria Heumann (39), IT-Lehrerin an der Realschule St. Ursula
Icon vergrößern
Gloria Heumann ist IT-Lehrerin an der St.-Ursula-Realschule: Sie will Schülern den richtigen Umgang mit der KI vermitteln.
Foto: Michael Hochgemuth
Schließen
Icon Schließen
Icon vergrößern
Icon verkleinern
Icon Pfeil bewegen
Gloria Heumann ist IT-Lehrerin an der St.-Ursula-Realschule: Sie will Schülern den richtigen Umgang mit der KI vermitteln.
Foto: Michael Hochgemuth
„Unsere Schüler nutzen natürlich KI, beispielsweise ChatGPT. Immer wieder heißt es in diesem Zusammenhang, Lehrkräfte stünden vor dem Problem, Betrug zu entlarven oder diesem vorzubeugen. Das ist ein Thema, aber in meinem Arbeitsalltag nicht die größte Herausforderung. Mir geht es vielmehr darum, den Schülern das Wissen zu vermitteln, wie sie verantwortungsvoll und sinnvoll mit der KI umgehen – also wie sie Fake News oder Deepfakes erkennen oder Texte verfassen, die sich gut lesen, den passenden Schreibstil haben und die korrekte Zeichensetzung berücksichtigen. Der Umgang mit KI ist eine neue Kompetenz, die junge Menschen später im Berufsleben brauchen und erlernen müssen. Für mich bedeutet das, dass ich mich selbst weiterbilden und KI im Schulalltag einsetzen muss. Das tue ich, indem ich mit den Schülern den Umgang mit der KI übe oder zeige, wie sie sich mithilfe der KI abfragen oder korrigieren lassen können. Je nach Fach unterstützt die KI auch uns Lehrkräfte. In Englisch beispielsweise lassen sich ganz schnell qualitativ gute Arbeitsblätter erstellen. Das schafft Zeit für andere Aufgaben. Aufsätze korrigiert die KI nach vorgegebenen Maßstäben deutlich schneller als wir, und die Schüler können so vor der Leistungserhebung noch rechtzeitig ein Feedback bekommen. Ich finde, die KI bietet Chancen: Lehrkräfte könnten vom Stoffvermittler zum Lernbegleiter werden. Damit könnten Schüler individueller betreut und nach ihren Bedürfnissen gefördert werden.“
„KI kann nicht alles besser“: Kathrin Lampe (55), Inhaberin der Werbeagentur Creationell
Icon vergrößern
Kathrin Lampe leitet die Werbeagentur Creationell in Augsburg: KI erhöhe das Tempo und die Erwartungen, sagt sie.
Foto: Marcus Merk
Schließen
Icon Schließen
Icon vergrößern
Icon verkleinern
Icon Pfeil bewegen
Kathrin Lampe leitet die Werbeagentur Creationell in Augsburg: KI erhöhe das Tempo und die Erwartungen, sagt sie.
Foto: Marcus Merk
„Wir als Werbeagentur nutzen KI bereits täglich. Die Einsatzbereiche sind vielfältig und erweitern unsere Möglichkeiten – aber auch die des Kunden. Zuletzt haben wir ein spezielles Bildmotiv gesucht, das es so in keiner Datenbank gab. Früher hätten wir einen Fotografen und ein Model buchen oder uns im Hinblick auf das zur Verfügung stehende Budget mit einem Kompromiss arrangieren müssen. Jetzt hat uns die KI ein passendes Bild kreiert – schnell und kosteneffizient. Haben Kunden technische Probleme bei ihrer Homepage, hilft uns die KI bei der Fehleranalyse. So sparen wir wertvolle Zeit. Die KI macht viele Prozesse schneller. Das hat Vorteile, steigert aber die Erwartung, dass auch wir unser Tempo steigern. Weil KI nun in Teilen Laien ermöglicht, was bisher nur der Experte konnte, müssen wir zeigen, dass die KI längst nicht alles (besser) kann und es für ein hochwertiges Ergebnis weiter unsere Expertise als Werbefachleute braucht. Das erhöht den Druck, aber wir sind es als Team in unserer Branche schnelle technische Wandel gewohnt. Für uns war es immer wichtig, mit den Entwicklungen Schritt zu halten und nicht hinterherzulaufen. Womöglich kann die KI in einigen Jahren ganze Firmenhomepages wirklich schnell und eigenständig erstellen. Dann müssen wir so weit sein, unsere Kreativität, unsere Beratung und die Stärken der KI zu kombinieren, um Innovationen für unsere Kunden zu schaffen, statt dabei zuzuschauen, wie uns die KI an der ein oder anderen Stelle überflüssig macht.
„Thema treibt viele um“: Andreas Grabenstein, Theologe und systemischer Berater am Institut für Persönlichkeit und Ethik
Icon vergrößern
Andreas Grabenstein, Theologe und systemischer Berater am Institut für Persönlichkeit und Ethik, nutzt KI gerne als eine Art digitalen Kollegen.
Foto: Marcus Merk
Schließen
Icon Schließen
Icon vergrößern
Icon verkleinern
Icon Pfeil bewegen
Andreas Grabenstein, Theologe und systemischer Berater am Institut für Persönlichkeit und Ethik, nutzt KI gerne als eine Art digitalen Kollegen.
Foto: Marcus Merk
„Wir coachen Führungskräfte und beraten Unternehmen bei Veränderungsprozessen. Diese Arbeit von Mensch zu Mensch wird durch KI wohl nie ersetzt. KI nutze ich aber gerne, um solche Prozesse im Nachgang anonymisiert zu analysieren, mir Anregungen für neue Herangehensweisen oder Methoden zu holen, mir ein Fallbeispiel zu kreieren oder einen Konzeptvorschlag zu erarbeiten. Ich sehe die Technologie als eine Art digitalen Kollegen, mit dem ich nach neuen Ideen und Anregungen suche. Das klappt wirklich gut. Im Gespräch mit unseren Kunden stelle ich fest, dass das Thema KI viele umtreibt. Sie eruieren, wie sie diese Technologie für sich sinnvoll anwenden können. Viele haben dabei nicht nur wirtschaftliche Aspekte, sondern auch die Beschäftigten im Blick. Was bedeutet dieser Wandel für sie? Im Moment erleben wir es nur in Ansätzen, dass Menschen Sorge haben, die KI könnte ihr Wissen einmal überflüssig machen und sie ersetzen. Aber die Entwicklungen schreiten rasant voran und ich kann nicht abschätzen, was noch kommt. Ich habe großen Respekt davor, dass dies Menschen in gewisser Weise kränken und frustrieren könnte. Wir sollten uns neuen Technologien neugierig stellen, dürfen aber dabei den Mensch nicht aus dem Blick verlieren.“
„Ich gewinne Zeit“: Melina Krämer (28), Assistentin der Geschäftsführung im Hotel Maximilian‘s
Icon vergrößern
Melina Krämer, die im Hotel Maximilian‘s arbeitet, nutzt KI bereits regelmäßig.
Foto: Marcus Merk
Schließen
Icon Schließen
Icon vergrößern
Icon verkleinern
Icon Pfeil bewegen
Melina Krämer, die im Hotel Maximilian‘s arbeitet, nutzt KI bereits regelmäßig.
Foto: Marcus Merk
„Ich nutze KI bereits regelmäßig. Vor allem finde ich die Foto-Funktion hilfreich. Sie ermöglicht es, schnell und relativ unkompliziert Projekte in einem ersten Schritt zu visualisieren. Zuletzt habe ich das für unser neues Geschäft „The Winery“ auf dem Stadtmarkt gemacht. Dank KI konnte ich den Verantwortlichen schnell zeigen, wie beispielsweise der geplante Spiegel an vorgesehener Stelle wirkt. Ich nutze KI aber auch, um mir Arbeit abnehmen zu lassen. Ich erhalte eine Flut von Mails, einige davon sind einfach Werbemailings. Weil ich für mich den Anspruch habe, jedem zu antworten, nutze ich hier die KI. So bleibt Zeit, mich den Mails, die eine persönliche Bearbeitung erfordern, vollumfänglich zu widmen. Ich mache die KI sozusagen zu meiner eigenen Assistentin. Das ist für mich eine große Erleichterung und ich gewinne Zeit für mehr menschlichen Austausch, wo er nötig ist, und kann mich wichtigen Aufgaben intensiver widmen. Da ich trotz allem die Ergebnisse der KI überprüfen muss, gehen meine Kompetenzen nicht verloren. Ich denke nicht, dass mich die KI einmal voll ersetzen wird. Sie wird aber mein Tätigkeitsfeld verändern.“
„Expertise ist weiter wichtig“: Johannes Ernicke (36), Patenanwalt und KI-Berater bei Patenza
Icon vergrößern
Johannes Ernicke ist Patenanwalt. Er erwartet einen signifikanten Wandel seiner Arbeit durch KI.
Foto: Annette Zoepf
Schließen
Icon Schließen
Icon vergrößern
Icon verkleinern
Icon Pfeil bewegen
Johannes Ernicke ist Patenanwalt. Er erwartet einen signifikanten Wandel seiner Arbeit durch KI.
Foto: Annette Zoepf
„Der Klassiker für den Einsatz der KI ist bei uns das Verfassen von Patentanmeldungen. Hier nutzen wir die Technologie als Sparringspartner. Sie hilft unter anderem bei Formulierungen und beim Feinschliff durch kritisches Hinterfragen oder Aufzeigen möglicher Umgehungslösungen. Wenn wir Unternehmen beraten, ob sie in einem bestimmten Bereich gegen Patente verstoßen, dann durchsucht die KI die Flut an Patenten deutlich schneller als wir. Weil wir unter anderem nach Arbeitsaufwand abrechnen, der jetzt deutlich geringer ist, wird der wirtschaftliche Druck für unsere und auch andere Branchen steigen. Hier gilt es, Abrechnungsmodelle anzupassen und neue Leistungen zu entwickeln, mit denen wir durch KI Mehrwert für unsere Mandanten schaffen. Ich denke nicht, dass ganze Berufsgruppen durch die KI wegfallen werden. Ihre Expertise ist weiter wichtig. Aber ich erwarte eine gewaltige Transformation an verschiedenen Stellen. Einige Branchen müssen sich daher neue Geschäftsfelder suchen, in denen sie ihr Wissen in Kombination mit der KI ideal ausspielen können. Ich selbst bin daher auch nur noch im Nebenerwerb Patenanwalt und habe ein neues Unternehmen zur strategischen KI-Beratung für Patentanwaltskanzleien gegründet.“
-
Andrea Wenzel
Icon Haken im Kreis gesetzt
Icon Plus im Kreis
-
Augsburg
Icon Haken im Kreis gesetzt
Icon Plus im Kreis
-
ChatGPT
Icon Haken im Kreis gesetzt
Icon Plus im Kreis