Dieser Artikel behandelt diskriminierende Sprache und Gewaltfantasien.
US-Vizepräsident JD Vance hat geleakte Chatnachrichten junger republikanischer Führungskräfte verharmlost. Zu den veröffentlichten Nachrichten, die heftige Beleidigungen und diskriminierende Sprache sowie Gewaltfantasien beinhalten, sagte Vance: „Es ist nun mal so, dass Kinder dumme Dinge tun – insbesondere Jungs.“
Kinder würden nun einmal provokante und auch beleidigende Witze machen, sagte Vance in dem Podcast The Charlie Kirk Show. „Ich möchte wirklich nicht, dass wir in einem Land aufwachsen, in dem ein Kind, das einen dummen Witz erzählt – einen sehr beleidigenden, dummen Witz – sein Leben ruiniert bekommt“, sagte der Vizepräsident.
Hintergrund sind Enthüllungen der Zeitung Politico. Dieser lagen 2.900 Seiten privater Chatnachrichten vor. Ausgetauscht hatten sie Mitglieder einer Jugendorganisation der republikanischen Partei über einen Zeitraum von mehr als sieben Monaten. Entgegen Vance‘ Behauptungen handelt es sich jedoch nicht um „Kinder“, sondern um Erwachsene im Alter von Mitte 20 bis Mitte 30.
Alle Beteiligten sind oder waren Mitglieder der Young Republican National Federation, einem Netzwerk verschiedener Organisationen der Republikaner für Menschen zwischen 18 und 40 Jahren. Berichten zufolge arbeiten mehrere der an dem Chat beteiligten Jungrepublikaner im Umfeld der Mutterpartei, einige sind zudem beim Staat angestellt. Mindestens einer verlor seit der Veröffentlichung der Chats seinen Job.
Beleidigungen mischen sich mit Gewaltfantasien
Laut Politico geben die geleakten Nachrichten einen Einblick darin, „wie eine neue Generation von Aktivisten der Republikaner spricht, wenn sie glauben, dass sie unter sich sind“. Viele der Nachrichten enthalten rassistische, antisemitische, queerfeindliche oder behindertenfeindliche Beleidigungen. So finden sich in Hunderten Nachrichten diskriminierende Bezeichnungen für Schwule oder das rassistische N-Wort.
© Lea Dohle
Newsletter
Was jetzt? – Der tägliche Morgenüberblick
Vielen Dank! Wir haben Ihnen eine E-Mail geschickt.
Prüfen Sie Ihr Postfach und bestätigen Sie das Newsletter-Abonnement.
Auch Tötungs-, Gewalt- und Vergewaltigungsfantasien tauchen in den Chats auf. Ein junger Republikaner kündigt an, „einige der schlimmsten physiologischen Foltermethoden, die die Menschheit kennt“, zu entwickeln. An anderer Stelle heißt es: „Ich bin bereit, Menschen brennen zu sehen.“ Mehrfach wird über Mord und Massenmord gesprochen – auch mit Bezug auf den Holocaust. So spekulieren die Republikaner darüber, politische Gegner in Gaskammern zu ermorden.
„Wenn dieser Chat jemals geleakt würde …“
Einer der Republikaner kündigt vor einer Abstimmung an, bei der er selbst zur Wahl steht: „Jeder, der mit Nein stimmt, kommt in die Gaskammer.“ Ein anderer antwortet: „Wir müssen so tun, als würden wir sie mögen. ‚Hey, kommt rein. Nehmt eine Dusche und entspannt euch.‘ Zack – schon und sie tot.“
An anderer Stelle heißt es: „Ich liebe Hitler.“ Einer der Nachwuchspolitiker bezeichnet Vergewaltigungen als „episch“. Wohl in einem Moment seltener Selbstreflexion schreibt einer der jungen Republikaner: „Wenn dieser Chat jemals geleakt würde, wären wir wirklich erledigt.“
Trotz der drastischen Sprache in den veröffentlichten Textnachrichten sagte Vizepräsident Vance im Interview der Kirk Show – des Podcasts, der von Weggefährten des getöteten, rechtsextremen Aktivisten Charlie Kirk weitergeführt wird: „Wir canceln keine Kinder, nur weil sie in einem Gruppenchat etwas Dummes tun.“
Mehr zur Trump-Partei
Polarisierung in den USA:
Wenn immer nur die andere Seite schuld ist
Demokratie in den USA:
„Leider lassen sich viele Eliten von Trump einschüchtern“
Z+ (abopflichtiger Inhalt);
David Keene:
„Donald Trump spricht eine Sprache, die sehr gut ankommt“