Nach der 8:2-Gala in der Champions Hockey League (CHL) gegen die Odense Bulldogs wartet auf den ERC Ingolstadt wieder der Alltag in der Deutschen Eishockey-Liga: An diesem Freitag (19.30 Uhr) gastiert Nürnberg in der Saturn-Arena. Mit Ice-Tigers-Stürmer Cole Maier pflegt Panther-Co-Trainer Eric Dubois ein enges Verhältnis.
Herr Dubois, hätten Sie trotz der bereits gesicherten CHL-Achtelfinalteilnahme mit einem Kantersieg gegen Odense gerechnet?
Eric Dubois: Wenn man schon vorzeitig durch ist, betrachtet so mancher eine solche Partie wie ein Testspiel. Man konnte sehen, dass die Konzentration nicht immer bei 100 Prozent war, aber wir haben es ordentlich gemacht. Und der Vorteil solcher Spiele ist, dass man Leuten wie Samir Kharboutli, Peter Spornberger oder Edwin Tropmann mehr Eiszeit geben kann.
Tropmann durfte schließlich sogar in Überzahl ran.
Dubois: Genau, das hilft ihm.
Wie gefällt Ihnen der jüngste Panther-Verteidiger generell?
Dubois: Sehr gut, und mit mehr Erfahrung wird er noch besser werden. Er arbeitet so hart, will immer noch mehr Videoanalyse machen und nimmt Ratschläge an. Ich mag diesen Jungen sehr.
Er arbeitet so hart, will immer noch mehr Videoanalyse machen und nimmt Ratschläge an. Ich mag diesen Jungen sehr.
Eric Dubois über Edwin Tropmann
Wie herausfordernd ist die CHL? Als Trainer muss man auf verschiedene Spielstile reagieren.
Dubois: Ich liebe das! Die finnischen Teams spielen anders als die Schweizer, da muss man sich immer neu anpassen. Das ist herausfordernd, aber macht auch Spaß. Das ist es, warum ich nach Europa gekommen bin.
Dubois: DEL wird manchmal unterschätzt
Und wie bewerten Sie die DEL nach den ersten zehn Partien?
Dubois: Der Unterschied zu Nordamerika ist nicht so groß. Manche Teams spielen ähnlich wie dort, aber einige – vor allem die mit skandinavischen Trainern – haben einen defensiveren Ansatz. Insgesamt gibt es viele starke Profis in der DEL. Die Neuzugänge sind davon mitunter geschockt.
Denken Sie, dass der eine oder andere die DEL unterschätzt?
Dubois: Mit Sicherheit. Derjenige benötigt dann etwas mehr Zeit, um sich zurechtzufinden.
Lesen Sie auch: Viveiros, St. Denis und wieder 800 mitgereiste Fans? Das erwartet den ERC im CHL-Achtelfinale
Durch Ihre langjährige Trainertätigkeit in Nordamerika haben Sie aus fast jedem gegnerischen DEL-Team schon Spieler gecoacht. Besonders gut bekannt sind Sie mit dem Nürnberger Cole Maier, den Sie mehr als vier Jahre bei den Manitoba Moose unter Ihren Fittichen hatten. Wann haben Sie zuletzt mit ihm gesprochen?
Dubois: (lacht) Am Montag. Ich war mit meiner Frau in Nürnberg, um die Stadt zu besichtigen. Ich habe ihn gefragt, was wir uns ansehen müssen und wo wir gut essen können.
Hatte er hilfreiche Tipps für Sie?
Dubois: Absolut. Wir telefonieren alle paar Wochen miteinander, um über Gott und die Welt zu quatschen. Er war einer unserer Führungsspieler bei den Moose, wir haben viel Zeit beim Training und bei der Analyse des Unterzahlspiels miteinander verbracht. Wir haben dann abgemacht, dass wir uns am Freitag nach dem Spiel sehen.
Aber Wetten laufen keine?
Dubois: Nein, nein. Ich wünsche Cole alles Gute, aber hoffe, dass wir gewinnen (lacht).
Zufrieden mit Unterzahlspiel
Wie zufrieden sind Sie bislang mit Ihren Verteidigern und dem Unterzahlspiel, für die Sie verantwortlich zeichnen?
Dubois: Ziemlich zufrieden, unser Unterzahlspiel ist eines der besten der Liga (87,1 Prozent, d. Red.). Die Jungs sind scharfsinnig, stellen viele Fragen und nehmen meine Anweisungen an. Wir machen jeden Tag einen Plan, und sie haben recht schnell verstanden, dass ich möchte, dass dieser Plan befolgt wird (lacht). Ich mache das ja nicht aus Spaß, sondern um Erfolg zu haben.
Und wenn ein Spieler mit einem besseren Plan ankommt?
Dubois: Keine Chance! (lacht)
Lesen Sie auch: Frauen des ERC Ingolstadt gehen mit Heimvorteil ins Final Four des EHWL Euro Cups – Auftakt gegen Memmingen
Sie sind in Bozen und gegen Odense ohne die beiden offensivstärksten Verteidiger Alex Breton und Leon Hüttl angetreten. Wie herausfordernd ist das?
Dubois: Gar nicht so sehr. Sie reißen enorm viele Minuten für uns ab, Mark (Chefcoach French, d. Red.) und ich wollten ihnen eine Pause gönnen. So erhalten die anderen mehr Eiszeit, auch wenn wir ohne Leon und Alex sicher nicht so viele offensive Momente kreieren. Bislang sind wir zum Glück ohne Verletzung in der Abwehr durchgekommen, aber die Chance, dass das die ganze Saison so bleibt, ist gering. Dann ist es wichtig, dass andere einspringen können.
Mehrmals sind Breton und Hüttl als Verteidigerpaar aufgelaufen. Was war die Idee dahinter? Können beide so wirklich ihr ganzes Potenzial entfalten?
Dubois: Stimmt, für gewöhnlich paart man einen offensiven mit einem eher defensiven Verteidiger. Aber ich liebe es, wenn ein Abwehrduo so richtig aufs Tempo drücken kann. Das wollte ich mit den beiden versuchen. In Manitoba hat das mit Leon Gawanke und Declan Chisholm recht erfolgreich geklappt: Leon erzielte 20 Treffer und auch Declan fast 50 Punkte. Einmal fuhren die beiden sogar einen Zwei-auf-Null-Konter – das hatte ich noch nie gesehen (lacht).
Personal: Die in der CHL geschonten Leon Hüttl, Alex Breton, Daniel Schmölz und Myles Powell dürften gegen die Ice Tigers ins Panther-Aufgebot zurückkehren.
Gegner: Nürnberg beklagt aktuell mehrere Ausfälle im Angriff – daher verpflichtete Sportdirektor Stefan Ustorf mit dem NHL-erfahrenen Brett Murray einen neuen Stürmer, der schon in Ingolstadt debütieren könnte. Vergangene Saison spielte der 27-Jährige hauptsächlich für Rochester/AHL (27 Treffer). Besonders auffällig agierte bislang Thomas Heigl: Mit sechs Treffern und zehn Scorerpunkten hat der 22-Jährige seine Vorjahreswerte schon übertroffen. Topscorer des Teams von Mitch O’Keefe ist Evan Barratt (13 Zähler) vor Cole Maier (12). In der Vorsaison lieferten sich Ice Tigers und Panther eine giftige Viertelfinalserie (4:2 für den ERC).
Ex-Panther: Bei seinem Debüt für die Spokane Chiefs in der kanadischen Nachwuchsliga WHL hat Stürmer Elias Pul nach einer Verletzungspause direkt getroffen. Der 19-Jährige, der vor seinem Wechsel nach Nordamerika einen Vertrag beim ERC unterschrieben hatte, steuerte das 2:0 bei der 2:3-Niederlage gegen die Medicine Hat Tigers bei.
DK