Augsburg ist die Stadt der Fugger, jener einstmals sensationell reichen Kaufmannsfamilie. Deren hohe Zeit war um das Jahr 1500 herum. Durch das über Kontinente reichende Netz der Handelsherren kamen auch Innovationen an die schwäbische Stadt am Lech, darunter die Fuggerei als erste Sozialsiedlung der Welt. Ein halbes Jahrtausend später geht es in Augsburg wieder um Neuerungen, die fast schon sensationell wären. Sie betreffen den Verkehrssektor. Augsburg liebäugelt nämlich mit dem Bau einer Magnetschwebebahn.
Wer älteren Semester ist, dem wird bei diesem Verkehrsmittel unweigerlich der Transrapid einfallen. Trotz einer anerkannten technischen Leistungsfähigkeit nach einer langen Erprobungszeit auf einer Versuchsanlage im Emsland scheiterte das Projekt. In Deutschland wurden die Transrapid-Projekte Berlin-Hamburg, Metrorapid und der Flughafenzubringer in München nach langjährigen Planungsphasen abgebrochen – zuletzt 2008 das Projekt in der bayerischen Landeshauptstadt.
Augsburg sieht Vorteile durch eine Magnetschwebebahn
Die einzige Transrapidstrecke im Regelbetrieb ist Ende 2002 in der chinesischen Stadt Shanghai eröffnet worden. In Deutschland gibt es derzeit keine Magnetschwebebahn im Regelbetrieb, obwohl die Technologie hier entwickelt wurde. Nun könnte sie hierzulande eine Wiederbelebung erfahren. So hat Augsburgs Stadtwerkechef Rainer Nauerz kürzlich den Bau einer Magnetschwebebahn für möglich gehalten.
Im örtlichen Online-Portal „lifeguide“ wurde er folgendermaßen zitiert: „Im ÖPNV tauschen wir uns intensiv mit Herstellern über die nächsten Innovationen im Verkehr aus. Neue Magnetschwebebahnen reduzieren Lärm und Verschleiß. Wir prüfen deren Entwicklung und andere aktuelle Lösungen wie Seilbahnen und Schnellbuslinien für Augsburg. Dies sind langfristige Visionen, die sich aus heutiger Sicht zunächst etwas surreal anfühlen…“
Tatsächlich kämpft Augsburg in seinem öffentlichen Personennahverkehr mit einem zentralen Problem. Dies betrifft die geplante Straßenbahnlinie 5. Sie soll den Hauptbahnhof mit dem Uniklinikum verbinden und so eine Ost-West-Achse durch das Stadtzentrum schaffen. Derzeit liegt für diese Verbindung eine Planung für zwei konventionelle Straßenbahnschienenstränge auf dem Tisch. Das Projekt ist zuletzt aber eher vernachlässigt worden. Angeblich geht die Kosten-Nutzen-Rechnung für diese neue Tramlinie nicht mehr auf.
Eigentlich hat auch Nürnberg ein Interesse
An diesem Punkt kommt das sogenannte Transport System Bögl ins Spiel. Es wurde von der in der Oberpfalz beheimateten Firmengruppe Max Bögl 2010 auf Grundlage des Transrapid entwickelt. Wie es heißt, sei das System extra für den Nahverkehr konzipiert. Es transportiert nach Firmenangaben Personen und Güter auf seiner eigenen, unabhängigen und platzsparenden Infrastruktur. Hierzu gibt es auf dem Firmengelände bei Sengenthal eine 850 Meter lange Teststrecke.

Augsburgs prachtvolle Innenstadt. (Foto: Alexander Rochau via www.imago-i)
Eigentlich hatte Nürnberg Ambitionen, sich eine Magnetschwebebahn zuzulegen. 2012 und 2020 gab es dafür Anläufe. Es handelt sich dabei um eine rund vier Kilometer lange Strecke im Süden der Stadt zum Messegelände und weiter zum dortigen Klinikum Süd. Laut einer Studie sei der Bau technisch und finanziell möglich.
Nahverkehrsexperten erachten den Nutzen jedoch geringer als bei einer Straßenbahn. Als Hauptproblem sehen Experten die Notwendigkeit für alle Fahrgäste, aus der „alten Straßenbahn“ aussteigen zu müssen. Solche Umsteigezwänge würden zu einem „reduzierten Fahrgastgewinn“ führen – also zu Verzögerungen und weniger Komfort.
Diverse Vorteile der Magnetschwebetechnologie
Es gibt Spekulationen, dass die Firmengruppe Max Bögl wegen der zögerlichen Nürnberger nun auf Augsburg setzt. Generell bietet die Magnetschwebetechnologie einige Vorteile. Dies ist neben dem nahezu geräuschlosen Vortrieb die witterungsunabhängige Zuverlässigkeit.
Das Transport System Bögl kann laut Unternehmensangaben je nach Fahrzeugkonfiguration bis zu 35.000 Personen pro Stunde und Richtung ans Ziel bringen. Mit bis zu 150 km/h sei die Magnetschwebebahn nahezu geräuschlos im Stadtgebiet und dessen Umland unterwegs. Sie brauche weniger Platz als eine Tram und könne über Straßenkreuzungen geführt werden, da seine Trasse auf Stelzen gebaut würde. Außerdem, so wird betont, habe die Magnetschwebebahn geringere Betriebskosten als die Straßenbahn. Dies liege unter anderem daran, dass sie praktisch ohne Fahrpersonal unterwegs sei.
Wie Augsburger Allgemeine berichtet, würden die Überlegungen zu einer Magnetschwebebahn in der Stadt heftig diskutiert. Wobei es viele Gegenstimmen geben. So werde der Stadt unter anderem Größenwahn unterstellt.