In Frankfurt ist gerade wieder Buchmessenzeit. Nachdem sich dort die vergangenen Tage zunächst das Fachpublikum traf, kann ab Freitag auch die Öffentlichkeit durch die Hallen schlendern und sich über den neuesten Lesestoff informieren. Genügend Inspiration also für neue Romane, Sach- und Kinderbücher. Lesetipps für den Herbst gibt‘s aber auch aus der Region: Was wird in den Büchereien im Landkreis Günzburg eigentlich gelesen? Welche Empfehlungen für den Herbst geben Menschen, die täglich unzählige Titel in den Händen halten? Unsere Redaktion hat sich in Krumbach, Burgau und Günzburg umgehört. Eines der Bücher war dieses Jahr in der Auswahl für den Deutschen Buchpreis.
Birgit Fleiner, Stadtbücherei Krumbach: „Die Dolmetscherin“ von Titus Müller
„Titus Müller ist absolut lesenswert – seine Bücher stehen zu Recht auf den Bestsellerlisten. Anlässlich des 80-jährigen Kriegsendes habe ich seinen historischen Roman „Die Dolmetscherin“ ausgewählt, weil er Geschichte auf fesselnde Weise mit persönlichem Schicksal verwebt.

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Birgit Fleiner mit dem Lesetipp für den Herbst: „Die Dolmetscherin“ von Titus Müller.
Foto: Mira Herold-Baer
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Birgit Fleiner mit dem Lesetipp für den Herbst: „Die Dolmetscherin“ von Titus Müller.
Foto: Mira Herold-Baer
Die Protagonistin ist eine in Amerika aufgewachsene Deutsche, die als Dolmetscherin zu den Nürnberger Prozessen geht – getrieben von familiären Gründen und dem inneren Drang, jemanden zur Rechenschaft zu ziehen für das, was während dieser schrecklichen Zeit geschah. Müllers Recherche ist vorbildlich. Die Geschichte beginnt in Mondorf, wo die Amerikaner führende Nazi-Vertreter zur Vorbereitung der Prozesse verhörten, und entfaltet sich von dort aus in einer spannungsgeladenen Mischung aus Zeitgeschichte und menschlichem Drama.
Was mich besonders fasziniert hat: Die Beschreibungen schaffen lebendige Bilder. Man sieht Goebbels mit seinem Gefolge und glänzenden Uniformen im Speisesaal vor Augen, während gleichzeitig Menschen in Kellern und Ruinen ums tägliche Essen kämpfen. Diese Gegensätze machen Geschichte greifbar und vermitteln eine verstörende Aktualität – besonders angesichts der gegenwärtigen Konflikte in der Welt. Ein meisterhaft erzählter Roman!“
Ilona Ehrlich, Stadtbücherei Burgau: „Das Schwarz an den Händen meines Vaters“ von Lena Schätte
„Mein Tipp kommt von der relativ jungen Autorin Lena Schätte, die im Ruhrgebiet lange als psychiatrische Krankenpflegerin gearbeitet und suchterkrankte Menschen betreut hat. In „Das Schwarz an den Händen meines Vaters“ geht es um das Mädchen Motte, die mit einem Vater aufwächst, der Spieler und Trinker ist. Die Autorin springt in dem Roman mithilfe von Rückblenden immer wieder zwischen Jetztzeit und Vergangenheit, und man erfährt irgendwann, dass auch die erwachsene Motte ein Alkoholproblem entwickelt.

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Ilona Ehrlich empfiehlt „Das Schwarz an den Händen meines Vaters“ von Lena Schätte.
Foto: S. Fischer
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Ilona Ehrlich empfiehlt „Das Schwarz an den Händen meines Vaters“ von Lena Schätte.
Foto: S. Fischer
Mich hat das Buch sehr berührt, vor allem der Aspekt, dass sie ihren Vater trotz seiner Alkoholerkrankung liebt. Das ist keine Wohlfühllektüre, macht aber eben auf dieses wichtige Thema aufmerksam, das in unserer Gesellschaft oft tabuisiert wird. Es liest sich gut, regt zum Nachdenken an, ist nicht schwierig geschrieben und mit knapp 200 Seiten auch nicht zu lang.
„Das Schwarz an den Händen meines Vaters“ ist erst der zweite Roman von Lena Schätte. Er war dieses Jahr auch auf der Longlist des Deutschen Buchpreises (das ist die erste Liste von potentiellen Kandidaten, Anmerkung der Redaktion), kam aber nicht in die engere Auswahl. Ich finde, das hätte die Autorin aber verdient.“
Sonja Hofmann, Stadtbücherei Günzburg: „Schisser und ich“ von Frank Schmeißer
„In „Schisser und ich“ geht es um das Thema Angststörungen, die ja auch Kinder betreffen können. Das Buch ist humorvoll geschrieben, aber auch so, dass Kinder das Thema besser verstehen lernen. Die Geschichte rund um Jakob, der mit seinen Eltern umzieht und plötzlich eine Mutprobe bestehen soll, handelt von Freundschaft, aber auch von der Akzeptanz eigener Grenzen. Jakobs alter Stoffhase „Schisser“ steht ihm in diesen Momenten zur Seite.

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Sonja Hofmann empfiehlt „Schisser und ich“ von Frank Schmeißer.
Foto: Philipp Nazareth
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Sonja Hofmann empfiehlt „Schisser und ich“ von Frank Schmeißer.
Foto: Philipp Nazareth
„Schisser und Ich“ eignet sich natürlich für betroffene Kinder, aber auch für Jungen und Mädchen, die sich für ängstliche Kinder einsetzen. Ich fand vor allem schön, dass die Handlung durch Illustrationen ein bisschen aufgelockert wird. Und es wird sogar noch ein zweiter Band erscheinen.
Das Buch ist für das Alter zwischen sechs und neun Jahren geeignet. Es empfiehlt sich, dass es Eltern gemeinsam mit ihren Kindern lesen – auch für die Älteren, dann können sie sich bei Fragen an Mama oder Papa wenden. Für Eltern mit jüngeren Kindern ist es ein schönes Vorlesebuch. Es gibt mittlerweile viele Kinderbücher, die sich auch mit ernsten Themen beschäftigen, zum Beispiel mit Trauer oder Mobbing. Wir erleben in diesem Bereich bei uns in der Stadtbücherei eine große Nachfrage.“
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Mira Herold-Baer
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