
Die Spannungen zwischen den USA und Venezuela gehen weiter. Medien zufolge gab es einen neuen US-Angriff auf ein Boot, das Drogen an Bord gehabt haben soll. Der zuständige Kommandeur zieht sich überraschend zurück.
Das US-Militär hat offenbar erneut ein mutmaßlich mit Drogen beladenes Boot in der Karibik angegriffen. Das melden mehrere Medien. Der Sender ABC News berichtete unter Berufung auf einen US-Regierungsbeamten, dass es – anders als von den USA bei früheren Angriffen angegeben – bei dem am Donnerstag erfolgten Schlag Überlebende gegeben habe.
Auch laut CNN und der Nachrichtenagentur Reuters, die sich auf US-Regierungsvertreter stützen, wird angenommen, dass es Überlebende unter der Besatzung gibt.
Der Reuters-Quelle zufolge wirft dies neue Fragen auf: Etwa, ob das US-Militär den Überlebenden Hilfe geleistet hat und ob sie sich nun in US-Gewahrsam befinden. Eine Stellungnahme des Pentagon, das die bei den Angriffen ins Visier Genommenen als „Narco-Terroristen“ bezeichnet, liegt bislang nicht vor.
Die USA greifen seit Wochen immer wieder Boote in der Karibik an und begründen das mit dem Kampf gegen den Drogenhandel. Bei den Schlägen wurden nach US-Regierungsangaben bereits mehr als 20 Menschen getötet. Das Vorgehen stößt unter anderem wegen rechtlicher Bedenken auf Kritik.
„Vertiefte Sorge“ unter Demokraten wegen Rücktritt
Weitere Unruhe rief die überraschende Ankündigung von US-Verteidigungsminister Pete Hegseth hervor, der Marine-Admiral an der Spitze des US-Südkommandos, Alvin Holsey, werde Ende 2025 zurücktreten – zwei Jahre früher als geplant.
Der für den Einsatz in der Karibik zuständige Holsey ließ über das Kommando im Onlinedienst X mitteilen: „Mit Wirkung zum 12. Dezember 2025 werde ich aus der US-Marine ausscheiden.“
Holsey hatte seinen Dienst vor einem Jahr angetreten. Er nannte in seiner Rücktrittserklärung keine Gründe für den Schritt. Es sei „eine Ehre gewesen, mehr als 37 Jahre lang unserem Land und dem amerikanischen Volk zu dienen und die Verfassung zu unterstützen und zu verteidigen“, so der Admiral.
Der ranghöchste Demokrat im Verteidigungsausschuss des Senats, Jack Reed, nannte Holseys Rücktritt angesichts der wachsenden Befürchtungen einer Konfrontation mit Venezuela beunruhigend. „Admiral Holseys Rücktritt vertieft nur meine Sorge, dass diese Regierung die teuer erkauften Lehren früherer US-Militäreinsätze und den Rat unserer erfahrensten Militärs ignoriert“, teilte Reed mit.
Zuvor war bereits die Entscheidung bekannt geworden, die Anti-Drogen-Operationen in der Region zukünftig nicht mehr vom Südkommando, sondern von einer Sondereinheit leiten zu lassen.
Erst am Mittwoch war zudem bekannt geworden, dass Trump Aktionen des Auslandsgeheimdiensts CIA in Venezuela autorisiert hat. Details blieben unklar. Er kündigte zugleich an, Rauschgiftschmuggler nun auch an Land bekämpfen zu wollen. US-Medien berichteten jüngst zudem, dass sich mehrere US-Langstreckenbomber des Typs „B-52“ der Küste Venezuelas genähert hätten.
Die Militärpräsenz der USA wird um einen Zerstörer mit Lenkflugkörpern, „F-35“-Kampfjets, ein Atom-U-Boot und rund 6.500 Soldaten aufgestockt, listet die Nachrichtenagentur Reuters auf.
Venezuela wendet sich an UN-Sicherheitsrat
Venezuela wandte sich unterdessen an den UN-Sicherheitsrat. In einem von der Nachrichtenagentur Reuters eingesehenen Schreiben wirft der venezolanische UN-Botschafter Samuel Moncada Washington vor, bei den Angriffen auf „zivile Schiffe in internationalen Gewässern“ mindestens 27 Menschen getötet zu haben.
Er forderte das 15-köpfige Gremium auf, die Angriffe zu untersuchen, um „deren illegalen Charakter festzustellen“ und eine Erklärung zur Bekräftigung der Souveränität Venezuelas abzugeben. Eine Reaktion des Sicherheitsrates über Treffen hinaus gilt als unwahrscheinlich, da die USA dort ein Vetorecht besitzen.
Die US-Regierung rechtfertigt ihr Vorgehen mit Artikel 51 der UN-Charta, der Staaten das Recht auf Selbstverteidigung einräumt. Der US-Botschafter bei den UN, Mike Waltz, sagte dem Sender Fox News, Präsident Trump werde Geheimdienste, Verteidigungsministerium und Diplomatie nutzen, um die Souveränität der USA zu verteidigen.
Maduro spricht von Verschwörung
Venezuelas Präsident Nicolás Maduro warf der US-Regierung vor, einen „psychologischen Krieg“ zu führen, um das südamerikanische Land einzuschüchtern. Die CIA sei bereits seit 60 Jahren in Venezuela aktiv, doch zum ersten Mal kündige Washington das nun offen an, sagte er in einer Rede in Caracas. Es handele sich um eine „ungeschickte und grobe interventionistische Politik“ mit dem Ziel eines Regimewechsels.
Erst im vergangenen Monat hieß es vom Weißen Haus, man betrachte „das Maduro-Regime als illegitim“. Die Vereinigten Staaten zweifeln das Ergebnis der Wahl 2024 in Venezuela an – der autoritär regierende Maduro hatte sich trotz Betrugsvorwürfen, landesweiter Proteste und internationaler Kritik für eine dritte Amtszeit bis 2031 vereidigen lassen.