Französische Politiker sind sich einig, dass die öffentlichen Finanzen gestärkt werden müssen. Dieser Konsens sorgt trotz der politischen Instabilität, die Frankreich seit Mitte 2024 erlebt, für Ruhe an den Finanzmärkten. Das erklärte Alfred Kammer, Leiter der Europa-Abteilung des Internationalen Währungsfonds (IWF).

Kammer betonte, die wirtschaftlichen Fundamentaldaten Frankreichs seien solide. Das Land habe keine Liquiditätsprobleme, die Renditeabstände französischer Staatsanleihen zu deutschen Papieren seien begrenzt und Frankreich verfüge über einen Haushaltsentwurf mit einem geringeren Defizit für das Jahr 2026.

,,Was die kurzfristigen Risiken betrifft, so sind sie nicht auf ein Niveau gestiegen, bei dem außergewöhnliche Besorgnis angebracht wäre“, sagte Kammer gegenüber Reuters.

,,Wir sind deshalb zuversichtlich, weil wir erwarten, dass der Haushalt für 2026 im Einklang mit den französischen Verpflichtungen unter den europäischen Fiskalregeln eingereicht wird, um das Haushaltsdefizit auf etwa 4,7 % des BIP zu senken“, so Kammer weiter.

Die französische Staatsverschuldung stieg im ersten Quartal des Jahres auf 114,1 % des Bruttoinlandsprodukts, verglichen mit 113,2 % Ende 2024. Damit liegt Frankreich deutlich über dem Durchschnitt der Eurozone von 88 % des BIP und ist nach Griechenland und Italien das am dritthöchsten verschuldete EU-Land.

Kammer erklärte, dass die französischen Parteien zwar heftig über die Maßnahmen zur Defizitreduzierung debattieren würden, die Richtung der Diskussion – weitere Konsolidierung – jedoch klar und unbestritten sei.

,,Manchmal fehlt die nötige Einsicht, und dann erinnern die Märkte daran, indem sie reagieren“, sagte Kammer.

,,Ein Grund, warum die Märkte relativ ruhig bleiben, ist, dass die politische Klasse und die Abgeordneten eindeutig verstanden haben, dass dieses Problem angegangen werden muss“, fügte er hinzu. Das Verständnis schließe jedoch nicht aus, dass es unterschiedliche Ansichten darüber gebe, wie die Konsolidierung erreicht werden solle.