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Russische Streitkräfte nähern sich erneut Kupjansk. Die Stadt ist ein strategischer Verkehrsknotenpunkt. Der Wintereinbruch könnte den Kriegsverlauf beeinflussen.
Kupjansk – Die Regierung der Ukraine evakuiert Zivilpersonen aus 40 Ortschaften im Oblast Charkiw „Insgesamt müssen 601 Kinder aus 409 Familien an sicherere Orte gebracht werden“, schrieb der Gouverneur der Region Charkiw, Oleh Synjehubow, auf dem Kurznachrichtendienst Telegram. „Die Entscheidung wurde aufgrund der Verschärfung der Sicherheitslage im Gebiet Kupjansk getroffen.“
Kupjansk kurz vor dem Wintereinbruch 2024. Ein Jahr später hat sich die Lage für die Zivilbevölkerung weiter verschlimmert. © Andrà xHirtz
Kupjansk ist ein bedeutender Verkehrsknotenpunkt und liegt östlich der Millionenstadt Charkiw, nur wenige Kilometer von der russischen Grenze entfernt am Fluss Oskil. Laut ARD hatten russische Truppen die Stadt 2022 bereits eingenommen, danach fiel sie zurück an die Ukraine. Recherchen der Süddeutschen Zeitung zufolge lebten in dem Ort vor Kriegsbeginn 27.000 Menschen. Heute sind es demnach 700.
Auch die Evakuierung aus dem Kriegsgebiet Ukraine ist gefährlich
Derzeit rücken erneut russische Streitkräfte in der Region vor. Zuletzt sollen Soldaten über einen Tunnel in die Stadt eingedrungen sein. Im Oblast steht ein erster Kälteeinbruch bevor, der sich in den vergangenen Jahren auch auf den Krieg in der Ukraine auswirkte. Temperaturen im Oblast Charkiw sollen auf den Gefrierpunkt sinken.
Die ukrainischen Behörden erhalten bei den Evakuierungen Unterstützung durch verschiedene humanitäre Organisationen. Doch auch die klagen über fehlende Kapazitäten, besonders im Gebiet um Kupjansk. „Die Zahl der Anträge, die wir nicht bearbeiten können, steigt täglich“, sagte der Einsatzleiter des Koordinationszentrums für humanitäre Hilfe gegenüber der Deutschen Welle. „Und wenn Menschen versuchen, sich auf eigene Faust auf den Weg zu machen, können sie von Drohnen angegriffen werden.“
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Der österreichische Militärexperte Markus Reisner befürchtet im Gespräch mit n-tv, dass Putins Armee Kupjansk erneut einnehmen wird: „Russland hat es geschafft, sich in eine Position zu bringen, von der aus es über den Winter die nächste Frühjahrsoffensive planen kann.“ Auch für die Orte Pokrowsk und Siwersk sieht er die Angreifer im Vorteil.
Selenskyj reist zu Trump und hofft auf weitere Unterstützung
Wolodymyr Selenskyj reist am Freitag erneut in die USA, um mit Donald Trump über Waffenlieferungen an die Ukraine zu sprechen. Insbesondere die Marschflugkörper vom Typ Tomahawk könnten die militärische Schlagkraft erhöhen. Moskau warnt – wie üblich – davor, eine Lieferung des Waffentyps stelle eine neue Eskalationsstufe dar. (Quellen: ARD, Süddeutsche Zeitung, Deutsche Welle, n-tv, Telegram) (dafi)