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Neue Analysen zeigen: Der Winter könnte außergewöhnlich werden. Wie hoch ist die reale Chance auf einen Jahrhundertwinter? Eine Wetter-Kolumne von Dominik Jung.
München – Die aktuellsten saisonalen Modellläufe zeichnen ein zunehmend spannendes Bild. Das US-Modell CFS der NOAA sah den Winter 2025/26 lange Zeit überdurchschnittlich mild, mit Temperaturabweichungen von ein bis zwei Grad über dem Referenzzeitraum 1991 bis 2020. Doch in den letzten Tagen wurde diese Prognose deutlich nach unten korrigiert: Nun erwartet das Modell nur noch eine leicht positive Abweichung von 0,5 bis 1 Grad, was den Weg für regional deutlich kältere Phasen offenlässt.
Wie wahrscheinlich ist ein Jahrhundertwinter? Experte gibt exakte Prozentangaben bekannt. ©
IMAGO / Die Videomanufaktur
Auch das europäische ECMWF-Modell hat seine Erwartung abgeschwächt und rechnet nur noch mit einer schwach positiven Temperaturabweichung. Diese Entwicklung ist bemerkenswert, denn sie deutet auf eine zunehmende Unsicherheit hin, die oft ein Vorzeichen für mögliche Großwetterlagenwechsel ist. Begünstigt wird das Szenario durch eine mögliche schwache La Niña-Phase und eine Tendenz zur Abschwächung des Polarwirbels, die beide in der Vergangenheit häufig Kälteausbrüche nach Mitteleuropa ermöglichten. So ergibt sich ein komplexes Spannungsfeld zwischen noch mildem Grundsignal und wachsendem Kältepotenzial.
Wetter-Analysen zeigen ein verstärktes Signal
Künstliche-Intelligenz-Modelle, die verschiedene atmosphärische Einflussgrößen miteinander verknüpfen, bewerten die Lage leicht anders als die klassischen Klimamodelle. Unter Einbezug historischer Analogjahre und globaler Zirkulationsmuster kommt die KI zu einer Wahrscheinlichkeit von rund 45 Prozent, dass der Winter 2025/26 in Mitteleuropa deutlich kälter und schneereicher als der Durchschnitt ausfallen wird. Besonders im Januar und Februar mehren sich die Anzeichen für eine Phase mit häufiger Nordost- oder Ostströmung, die kontinental kalte Luftmassen nach Deutschland lenken könnte.
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Die Muster ähneln in Teilen jenen der Winter 1984/85 oder 2009/10, die beide als markante Kältewinter in Erinnerung geblieben sind. Die KI erkennt dabei eine zunehmende Synchronisierung zwischen Meeresoberflächentemperaturen, Stratosphärenanomalien und blockierenden Hochdruckzonen über Skandinavien – ein Muster, das erfahrungsgemäß extreme Winterphasen begünstigt. Die Wahrscheinlichkeit für einen echten Jahrhundertwinter mit anhaltender Kälte, Frost und Schnee bis ins Tiefland liegt nach diesen Analysen bei rund 20 Prozent.
Tornados, Wüstenstürme, Zyklone: Wetterphänomene, die Sie kennen solltenFotostrecke ansehenFazit: Zwischen mildem Trend und möglichem Rekordwinter
Noch gibt es keinen klaren Sieger unter den Modellen – doch der Trend hat sich merklich verschoben. Während der CFS-Lauf im September noch einen ausgeprägt milden Winter zeigte, liegen die neuesten Projektionen nun fast im neutralen Bereich. Auch das ECMWF-Modell schwächt seinen Erwärmungstrend weiter ab. Damit steigt die Chance, dass einzelne Kältewellen intensiver und länger ausfallen könnten, selbst wenn das Gesamtniveau leicht über dem Mittel liegt.
Zusammengenommen ergibt sich für Deutschland eine Wahrscheinlichkeit von etwa 40 bis 50 Prozent für einen unterkühlten, schneereichen Winter und 20 bis 25 Prozent für einen Jahrhundertwinter, der in die Wettergeschichte eingehen könnte. Noch ist vieles offen, doch die Signale sind deutlich: Der Winter 2025/26 wird höchstwahrscheinlich keiner wie jeder andere – und könnte, je nach Entwicklung des Polarwirbels, tatsächlich das Potenzial für einen der härtesten Winter seit Jahrzehnten entfalten. In den Alpen driftet das Herbst-Wetter bereits in den Winter.