
AUDIO: NDR Data: Heizen in Hamburg (2 Min)
Stand: 17.10.2025 23:27 Uhr
Hamburg hat sich eine neue Deadline gesetzt: Die Stadt soll schon 2040 statt 2045 klimaneutral sein – dann ohne Öl- und Gasheizungen. Daten über die Heizungen in Wohngebäuden zeigen, wo keine Fernwärme möglich ist, wird meist noch mit Gas geheizt.
Schon ein paar Tage nach der Abstimmung über das neue Klimaziel erreichen Hamburgs Energielotsen mehr Nachfragen. Energielotsen beraten im Auftrag der Stadt kostenlos zu Sanierung und Energiesparen. Viele Menschen seien verunsichert und fürchten finanzielle Belastungen. Tristan Jorde leitet das Team und kennt die Sorgen: unübersichtliche Angebote, komplexe Vorschriften und häufige Änderungen der Fördermöglichkeiten.
Hamburg heizt überwiegend mit Gas
Vom klimaneutralen Heizen ist Hamburg im Moment noch weit entfernt. Nach Angaben der Stadt sind „40 Prozent der CO2-Emissionen in Hamburg auf den Wärmeverbrauch zurückzuführen“. Gas- und Fernwärmeheizungen sind der Standard in der Hansestadt. Zusammen machen sie rund 90 Prozent der Heizungen in Hamburg aus. Mit einem Gas-Anteil von 55 Prozent liegt die Stadt damit genau im Bundesdurchschnitt. Vor allem dort, wo das zentrale Fernwärmenetz nicht hinreicht, setzen Haushalte auf Gas.
Die Daten aus diesem Artikel stammen aus Angaben der Stadt Hamburg und dem aktuellen Zensus des Statistischen Bundesamtes. Dieser wurde 2022 erhoben und 2024 veröffentlicht. Sie liefern flächendeckende und deutschlandweit vergleichbare Daten zum Stand der Bevölkerung und Gebäude.
Besonders hoch ist der Anteil auf der Veddel, 93 Prozent der Heizungen laufen hier mit Gas. In vielen Stadtteilen außerhalb des Zentrums liegt der Wert bei etwa 80 Prozent. Auch Heizöl spielt noch eine Rolle: In Steinwerder und dem kleinen Stadtteil Gut Moor ist es sogar die wichtigste Energiequelle zum Heizen. Insgesamt werden sieben Prozent aller Hamburger Heizungen mit Öl betrieben.
Ein klimaneutrales Hamburg und Gas- oder Öl-Heizungen passen nicht zusammen. Nach dem Beschluss des „Zukunftsentscheids“ sollen sie bis 2040 komplett ersetzt werden. Laut den Leitlinien der Umweltbehörde sollen dann vor allem zwei Technologien die Wärmeversorgung sichern: das Fernwärmenetz und Wärmepumpen.
Hamburg als Fernwärme-Vorreiter
Im bundesweiten Vergleich steht Hamburg bei der Fernwärme weit vorne. 35 Prozent der Haushalte sind hier angeschlossen, mehr als doppelt so viele wie im Bundesdurchschnitt von 15 Prozent. Nur Berlin hat mit 43 Prozent bereits mehr Haushalte ans Fernwärmenetz angeschlossen.
Dass Hamburg so stark auf Fernwärme setzt liegt auch daran, dass dieses System in dicht bebauten Gebieten besonders effektiv ist. Doch klimaneutral ist Fernwärme bisher nicht. Der Großteil stammt aus den Kohlekraftwerken Tiefstack und Wedel. Wedel soll langfristig durch den neuen Energiepark-Hafen ersetzt werden. Tiefstack wird umgebaut, um Wärme aus Industrie, Abwasser und Müllverarbeitung zu gewinnen.
Ausbau der Fernwärme – mit Grenzen
Damit Hamburg seine Klimaziele erreicht, muss das Fernwärmenetz weiter wachsen. Eine Studie der Stadt hat dafür untersucht, wo der Ausbau möglich wäre. Die Ergebnisse zeigen, dass Fernwärme in dicht besiedelten Stadtteilen realistisch ist, im ländlicheren Teil Hamburgs dagegen weniger.
Ein Beispiel ist Ochsenwerder: Dort heizen noch 85 Prozent der Haushalte mit Gas, für Fernwärme gibt es laut Studie keine Chance. Wer hier wohnt, braucht andere klimaneutrale Lösungen, etwa Wärmepumpen.
Bislang die Ausnahme in Hamburg: die Wärmepumpe
Bisher sind klimaneutrale Heizungen in Hamburg die Ausnahme. Nur 0,9 Prozent der Haushalte nutzen Wärmepumpen oder Solarenergie. Deutschlandweit liegt der Anteil bei 2,7 Prozent. Etwas besser sieht es bei Neubauten aus. Laut Statistischem Bundesamt wurden 2024 in Hamburg 43 Prozent der Neubauten mit Wärmepumpen ausgestattet.
CO2 lässt sich beim Bestand einsparen
Der große Hebel liegt jedoch im Heizungsbestand. Es besteht keine Pflicht, funktionierende Heizungen auszutauschen. Im Moment kann jede defekte Gasheizung noch durch eine neue ersetzt werden, zumindest bis 2026 der Hamburger Wärmeplan vorliegt. Ab dann gilt auch: Neubauten müssen mindestens zu 65 Prozent mit erneuerbarer Energie beheizt werden.
Wer heute über eine neue Heizung nachdenkt, sollte sich beraten lassen, sagt Energielotse Tristan Jorde: „Jedes Gebäude ist anders und muss ganzheitlich betrachtet werden“. Klar sei, eine neue Heizung koste viel Geld. Aber durch Förderungen auf Landes- und Bundesebene könne seiner Erfahrung nach schon jetzt ein Teil der Kosten übernommen werden.
Wärmewende in Hamburg, aber sozialverträglich
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