Der Generalbundesanwalt hat in Berlin drei Männer festnehmen lassen, die in Verdacht stehen, einen Anschlag im Auftrag der Hamas vorbereitet zu haben. Ziel waren jüdische oder israelische Einrichtungen.
Von Michael Götschenberg und Holger Schmidt, ARD-Terrorismusexperten
Am Vormittag ließ der Generalbundesanwalt die drei Männer, Abed Al G., Wael F. M. und Ahmad I., in Berlin durch Spezialkräfte der Polizei festnehmen. Zuvor waren zwei von ihnen wochenlang vom Bundesamt für Verfassungsschutz observiert worden. Als kurzfristig eine Waffenübergabe vereinbart wurde, entschieden sich die Bundesanwaltschaft und das Bundeskriminalamt, sofort zuzuschlagen.
Dabei wurde ein Sturmgewehr vom Typ AK47 gefunden, sowie mehrere Pistolen und eine größere Menge Munition. Mit den Waffen sollten Anschläge auf jüdische oder israelische Einrichtungen in Deutschland verübt werden, sind die Ermittler überzeugt.
„Jüdisches Leben in Deutschland ist bedroht“
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) sprach in einer Stellungnahme von einer abgewehrten „terroristischen Bedrohungslage“ und erklärte, die Festgenommenen seien schon längere Zeit beobachtet worden. „Wir gehen davon aus, dass diese Bedrohungslage konkret war“, sagte Dobrindt weiter. Es sei aber gelungen, die Verdächtigen „rechtzeitig“ zu fassen. Der Einsatz widerlege daher die manchmal verbreitete Theorie, dass Deutschland „ein Rückzugsraum für Terror“ sei, sagte Dobrindt.
Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) erklärte, die Festgenommenen stünden im Verdacht, „Anschläge auf jüdische oder israelische Einrichtungen in Deutschland vorbereitet zu haben“. „Wenn sich die Vorwürfe betätigen, handelt es sich um einen sehr ernsten Vorgang. Klar ist in jedem Fall: Jüdisches Leben in Deutschland ist bedroht.“ Der Staat sei in der Verantwortung gegen diese Bedrohung vorzugehen, betonte Hubig.
Mutmaßliche Hamas-Mitglieder
Zwei der Männer sind im Libanon geboren worden, einer in Syrien, sie sind zwischen 30 und Mitte 40 Jahre alt. Die Bundesanwaltschaft unterstellt allen dreien, Mitglieder und Auslandsoperateure der palästinensischen Terrororganisation Hamas zu sein. Den mutmaßlichen Anschlagsplan sollen sie seit dem Sommer vorbereitet haben.
Konkret soll es darum gegangen sein, auf dem Schwarzmarkt schwere Schusswaffen zu besorgen, die dann für einen Anschlag genutzt werden sollten. Ob die drei bereits konkrete Anschlagsziele im Blick hatten, ist noch unklar. Morgen sollen die Männer in Karlsruhe dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs vorgeführt werden, der dann über eine Untersuchungshaft entscheiden muss.
Waffendepots der Hamas in Europa
Schon im Dezember 2023 hatte die Bundesanwaltschaft vier Männer als mögliche Hamas-Terroristen festgenommen. Gegen sie läuft derzeit in Berlin ein Prozess. Im Zuge der Ermittlungen gegen die vier war man auf mehrere Waffendepots der Hamas in Europa gestoßen.
Das Ermittlungsverfahren hatte die Einschätzung der Hamas durch deutsche Sicherheitsbehörden grundlegend verändert. Jahrzehntelang galt Deutschland ausschließlich als Rückzugsraum für die Hamas und nicht als Operationsgebiet.
Konkret ging es um ein Depot in Dänemark, das einer der Angeklagten ausgehoben haben soll. In Bulgarien sollen sie ein Waffendepot angelegt haben. Nach einem weiteren, bereits bestehenden Depot in Polen soll die Gruppe mehrfach erfolglos gesucht haben. Es wurde bis heute nicht gefunden. Die Männer sollen an den militärischen Arm der Hamas, die sogenannten Qassam-Brigaden, angebunden gewesen sein.
Holger Schmidt, tagesschau, 01.10.2025 17:41 Uhr