Der Schwerpunkt des KIT-Programms liegt auf der Präsentation junger, zeitgenössischer Kunst aus den Bereichen Bildhauerei, Malerei, Fotografie, Video- und Installationskunst. Die aktuelle Ausstellung im „Kunst im Tunnel“ (KiT) könnte kaum zeitgenössischer und jünger sein, haben doch 50 Jugendliche und junge Erwachsene in der ersten Woche der Herbstferien die kreativen Werke erarbeitet.
Das Projekt „Was mit Kunst“ für junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren wird von KIT und der Filmwerkstatt Düsseldorf in Kooperation mit zahlreichen Partner-Institutionen aus der Landeshauptstadt organisiert. Mit Unterstützung professioneller Künstler haben die jungen Teilnehmer in acht Arbeitsgruppen das umgesetzt, was sich an Kreativität Bahn brechen wollte. „Zu sehen ist eine diverse Auswahl an Werken, die entweder in Teams oder von einzelnen Personen erschaffen worden sind. Was alle diese Werke gemeinsam haben, ist, dass sie sich mit vielfältigen und oft persönlichen Themen befassen“, sagt Ekko Finschow. Sie selbst ist in der Ausstellung mit zwei Arbeiten aus der Werkgruppe Malerei vertreten.
Zugegeben, die fünf bis sieben Tage der Umsetzungsphase, in denen täglich mindestens sieben Stunden gemalt, geprobt, geklebt, gesprayt, gezeichnet, geschrieben, gefilmt, geschnitten, fotografiert und geformt wurde, sind nur der arbeitsintensive Umsetzungsteil des Projekts. Der kreative Part, in dem die jungen Künstler und Künstlerinnen ihre Werke entstehen ließen, startete bereits im Juni. Um den Gedankenprozess in Gang zu setzen, besuchten die Teilnehmer Museen, Galerien, Gießereien. Dort bekamen sie theoretische Hilfestellungen, zeichneten Skizzen und Pläne.
Von den ersten Ideen bei der Kick-off-Veranstaltung über die Konzeption bis hin zur Umsetzung wurden die zunächst 90 Jugendlichen von professionellen Künstlern engmaschig begleitet. „Wir haben aber keine Themenvorgaben gemacht, um die Fantasie, die Kreativität nicht einzuschränken“, sagt Jovita Majewski, die zusammen mit Thorsten Schoth die Werkgruppe Bildhauerei leitete. „Für uns galt: Hauptsache groß und es sollte aus recycelten Materialien sein.“
Die Bildhauerei-Riege hatte zudem die Möglichkeit, erstmals in der Kunstgießerei Schmäke Bronzen zu gießen. Die konnten allerdings nicht groß sein, ergaben aber im Zusammenhang mit den meist aus Verpackungskartons gefertigten, raumgreifenden Teilen ein großartiges Spannungsverhältnis. So werden auch gesellschaftliche und politische Phänomene augenfällig.
Teilnehmerin Dalia El Waynani etwa hat zunächst eine golemhafte Figur mit Maschinengewehr, Buch und verbundenen Augen in Wachs geformt und bei Schmäke gießen lassen. Dieses überheblich-grinsende detaillierte Werk setzte sie auf Papp-Behälter, die Arbeit mutet nun wie ein indisches Baudenkmal an. „Das symbolisiert, dass Extremismus, Terrorismus am Ende alleine da stehen, weil sie alles um sich herum mutwillig und oft brutal zerstört haben“, sagt Majewski.
Nicht nur dieses Beispiel zeigt, dass die Jugendlichen sich nicht nur viele, sondern auch gehaltvolle und tiefe Gedanken über sich, ihre Umwelt und den Zustand der Welt machen. So auch Mara Beucker, Marina Hermann und Tata Ambukilayo. Beucker hatte eine kauernde, in sich zusammengesunkene Bronzefigur auf einem Zeitungsstapel gestellt und dazu eine riesengroße, knallrote und herzförmige Sonnenbrille am KIT-Eingang platziert. „Wir schauen viel zu oft durch eine rosarote Brille und verdrängen unsere Probleme“, sagt Beucker. „Diesen Gegensatz und die Furcht sowie den Frust über die Politik will ich darstellen.“
Hermann, in der Urban-Art-Gruppe aktiv, thematisiert, dass viele Menschen nur noch in ihrer eigenen Blase leben, sich von der realen Welt zunehmend auf ein Umweltkonstrukt zurückziehen. „Man muss die eigene Blase zum Platzen bringen, man muss raus aus der eigenen Komfortzone“, sagt die 19-Jährige. „Die Welt außerhalb der Blase ist schöner, größer und realer als innerhalb.“