Traditionsfest in Ostfildern: Kemnat feiert Kirbe – DJs erfüllen das neue Zentrum mit Leben Der Büttel Axel Deutsch wird im Tandem von Klaus Reichert zum Kirbe-Einsatz chauffiert. Foto: Markus Brändli

Tausende haben am Wochenende die Kirbe in Kemnat besucht. Mit Flohmarkt, verkaufsoffenem Sonntag und Krämermarkt zieht das Traditionsfest alle Generationen an.

Die Ortsdurchfahrt von Kemnat ist eine Festmeile, bis Montagabend fahren dort keine Autos. Mit Musik, Bewirtungsständen und einem Krämermarkt feiern die Menschen in dem Ostfilderner Stadtteil ihre traditionelle Kirbe. Rund um den neu gestalteten Hirschbrunnenplatz lädt der Turnverein Kemnat die Gäste zum Fest mit DJs und Lichtshow ein.

Durch die Sanierung hat der zentrale Platz Aufenthaltsqualität gewonnen. Für die neu gestaltete Ortsmitte gab es auch vom Büttel, der sonst eher grantige Töne anschlägt, Lob. Die Leute fühlten sich rund um den Hirschbrunnen „pudeleswohl“, sagte Axel Deutsch, der die Rolle seit 2023 verkörpert. Zum Rednerpult führte ihn Klaus Reichert, seit Freitag frischgebackener Träger der Bürgermedaille Ostfilderns. In nostalgischer Montur nahm der Amtsbote nicht nur die Kommunalpolitik aufs Korn.

Vor allem dankte er Volker Müller, dem Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft der Kemnater Vereine, dass er mit seinen Ehrenamtlichen das Traditionsfest jedes Jahr wieder möglich macht, „obwohl sich die Stadt schon seit 2006 als Mitveranstalter zurückgezogen hat“. Deutsch, der als CDU-Stadtrat mit der Kommunalpolitik bestens vertraut ist, machte seinen Kollegen aber auch Druck. Dass der TV Kemnat mit seinem Vorsitzenden Marcus Bienzle schon so lange auf die Sanierung des Sportplatzes warten muss, gefiel dem Büttel nicht: „Da rollen die Bälle schon von selbst ins Tor.“ Umso mehr hoffte er, dass er bei seiner nächsten Rede vom Beginn der Sanierungsarbeiten bei den erfolgreichen Sportlern berichten kann.

Die Kemnater Vereine legen bei der Kirbe Wert auf die Tradition

Trotz kühler Temperaturen war die Stimmung bestens. Ein Gastronom machte aus der Not eine Tugend und bot Glühwein an. Die Kirbe, eine schwäbische Kurzform für Kirchweih, wird im Herbst vielerorts gefeiert. Ursprünglich bezeichnet der Begriff den Jahrestag der Kirchweih. Inzwischen steht der Begriff allgemein für Volksfeste. Auf die Tradition legt die Arbeitsgemeinschaft der Kemnater Vereine großen Wert: Auch wenn am Samstag schon gefeiert wird, eröffnet der Büttel am Sonntag nach dem ökumenischen Gottesdienst das Fest offiziell.

Der Kirbe-Flohmarkt in Kemnat zieht Generationen an. Foto: Markus Brändli

Bei dem herbstlichen Spektakel zeigen die örtlichen Vereine ihre ganze Vielfalt. Andrang herrschte im Besen des Liederkranzes Kemnat im Alten Rathaus. Mit Herbstlaub und selbst gebastelten Drachen hatten die Mitglieder das Untergeschoss liebevoll geschmückt. Dort servierten sie Haxen, Maultauschen und Zwiebelkuchen. Viel los war auch an der Sektbar vor dem Gebäude. An der Schießbude des Radfahrervereins war Konzentration gefragt. Lust aufs Gärtnern machte der Obst- und Gartenbauverein Kemnat mit einer Blumentombola. Seine Laube war ebenso gefragt wie die der DLRG Kemnat. Die Rettungsschwimmer brachten mit ihrem Entenangeln Kinder zum Strahlen. Der Tennisclub Kemnat hatte den Parkplatz des ehemaligen Penny-Marktes zum Schnuppertrainingsplatz umfunktioniert. Da durften Kirbebesucher den Schläger schwingen.

An einer Sektbar empfing der Kemnater Bund der Selbstständigen (BdS) die Kirbebesucher. Die Geschäftsleute beteiligten sich mit einem verkaufsoffenen Sonntag an der Kirbe. Nicole Schäch, die zweite Vorsitzende des BdS, freute sich über die rege Beteiligung. Sie machte Dienst an der Sektbar. „Am Samstag durfte ich auch mal ganz entspannt bei der Feuerwehr im Zelt feiern.“

Der Kirbe-Flohmarkt ist bei allen Generationen beliebt

Beliebt bei allen Generationen ist der Kirbe-Flohmarkt. „Man muss loslassen können“, sagte Cordula Andrissek, die vor dem Immobilienbüro ihres Mannes Joachim einen Stand aufgebaut hatte. Da war unter anderem ein 90 Jahre alter Kinderkaufladen im Angebot. Es falle ihr schwer, das Schmuckstück zu verkaufen, sagte Andrissek. Aber sie findet es schön, „wenn die Sachen in gute Hände kommen“.