„Wegen außerordentlicher Gründe“ sei der Louvre an diesem Sonntag geschlossen, teilte die Direktion auf der Homepage des meistbesuchten Museums der Welt lakonisch mit. Und das war nicht übertrieben: Mehrere Einbrecher waren am Morgen in das bereits geöffnete Museum eingedrungen und hatten acht äußerst wertvolle Schmuckstücke (zunächst war von sieben die Rede) entwendet.

Im Louvre brach laut Augenzeugen für kurze Zeit eine Panik aus. Grund war offenbar die Schließung der gläsernen Eingangstore unter der Louvre-Pyramide – mit dem Ziel, das Entweichen der Räuber zu unterbinden. Auch Polizisten, die das Museum (neun Millionen Besucher im Jahr) betreten wollten, wurden durch die geschlossenen Portale aufgehalten. Lautsprecherdurchsagen, in denen zuerst von einem „technischen Zwischenfall“ die Rede war, beruhigten die Besucher aber. In der Folge ließen sie sich geordnet zu den Ausgängen geleiten. Verletzte gab es nicht.

Nach dem spektakulären Einbruch fahndet die Polizei nach einer Gruppe aus vier Dieben. Die vier Männer hätten während des Einbruchs Gesichtsmasken getragen und seien auf Motorrollern mit hoher PS-Zahl geflüchtet, sagte die leitende Staatsanwältin von Paris, Laure Beccuau, am Sonntagabend im Sender BFM TV. 

Einbruch in Louvre: So sind die Juwelen-Diebe mutmaßlich vorgegangen

Der Raub dauerte nur sieben Minuten. Zwei vermummte Männer drangen um 9.30 Uhr über einen mobilen Lastaufzug in die Apollo-Galerie im ersten Stockwerk ein, während ein Dritter unten Wache stand. Oben angelangt, öffnete das Duo mit einer Motorsäge ein Fenster. Auf die gleiche Art brachen die Zwei die Glasscheiben von Präsentiertischen auf, hinter den sich historisch und finanziell wertvolle Schmuckstücke französischer Monarchen befanden. Pariser TV-Sender strahlten am Sonntagabend ein anonymes Handyvideo von der Tatzeit in der Apollo-Galerie aus. Darauf ist ein von hinten gefilmter Mann zu sehen, der in aller Ruhe das Sicherheitsglas eines Juwelenkastens zersägt, während im Hintergrund Besucher an der Galerie vorbeigeleitet werden. Niemand interveniert.

Nach ersten Erkenntnissen erbeuteten die Diebe mehrere Kronen, eine Brosche, ein Diadem und eine Tiara. Nach ihrem Diebeszug verließen sie die Galerie auf dem Weg, auf dem sie auch gekommen waren. Zu dem Zeitpunkt, als der Einbruch bemerkt wurde, hatten sich die Täter auf ihren Motorrädern bereits Richtung Autobahn A6 davongemacht. Ein Motorrad wurden aufgefunden.

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Schon beim Louvre verloren die Räuber dem Vernehmen nach eine Krone der Kaiserin Eugénie, der Gattin von Napoleon III. Nach vorerst unbestätigten Meldungen soll dieses mit 56 Smaragden und über tausend Diamanten besetzte Wertobjekt beschädigt sein. Experten wollten oder konnten den Wert des gestohlenen Schatzes nicht beziffern.

Andere Politiker zeigten sich empört über die Leichtigkeit, mit der sich die Einbrecher Zugang zu den Vitrinen des Apollo-Galerie verschafft hatten. Der Oppositionspolitiker Jordan Bardella sprach von einer „unerträglichen Erniedrigung“ Frankreichs und forderte die raschestmögliche Verhaftung der Missetäter.

Der wichtigste Pariser Auktionator Alexandre Giquello beklagte, dass der Louvre-Schatz nun nicht mehr vollständig und dazu auch noch beschädigt sei. Der Einbruch sei in doppeltem Sinn eine „Dummheit“: Die einzelnen Schmuckstücke seien so bekannt, dass sie auf dem offiziellen Markt „völlig unverkäuflich“ seien. Der kulturhistorische Wert werde eine groß angelegte Fahndung nach sich ziehen, sodass mit baldigen Verhaftungen zu rechnen sei.

ein Möbellift steht neben dem Louvre. Außerdem: ein Polizeiwagen und mehrere Menschen

Über einen Möbelaufzug sollen Unbekannte in das weltberühmte Museum Louvre eingebrochen sein.
© AFP | DIMITAR DILKOFF

Französische Kulturministerin: Überfall habe vier Minuten gedauert

Innenminister Nuñez, der sein Amt erst vor einer Woche angetreten hatte, geriet am Sonntag unter Beschuss. Er bezeichnete die Einbrecher als „ausgefuchst“, womit er zweifellos auch erklären wollte, dass die Sicherheitsdispositive versagt hatten. Der Bürgermeister des Großviertels um den Louvre, Ariel Weill, wunderte sich, „dass es anscheinend so einfach ist, den Louvre auszurauben“. Man fühle sich geradezu an das Vorgehen des Gentleman-Gauners Arsène Lupin erinnert.

Ungeklärt blieb vorerst, wann der Alarm losgegangen war. Und vor allem, wie es den Einbrechern möglich war, mit einem auf einem Lastwagen installierten Leiterzug in das – von einem privaten Sicherheitsdienst geschützte – Museum einzudringen. Gesichert gilt vorerst nur, dass die Bande laut Überwachungskameras mit schweren Motorrollern des Typs T-Max angekommen waren. Den Lastenzug hatten sie entweder vorgefunden oder zuvor abgestellt. In diesem Abschnitt des 73.000 Quadratmeter großen Louvre-Baus finden derzeit Bauarbeiten statt.

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Der Polizeigewerkschafter Yannick Landreau sagte im französischen Fernsehen, die Einbrecher hätten wie Bauarbeiter gelbe Neonwesten getragen; das sei ein Indiz, dass die Bande den Lastaufzug in der Nacht oder kurz vor dem Einbruch selber platziert hatte.

An dem Seine-Quai, auf dessen Seite der Einbruch stattgefunden hatte, suchte am Sonntag ein Großaufgebot der Kriminalpolizei nach Spuren. Der Louvre blieb den ganzen Tag über geschlossen. Die Direktion teilte mit, dass die Tickets erstattet würden.

Louvre wurde schon öfter von Dieben heimgesucht

Des Weiteren wurde bekannt, dass der wertvollste Diamant der königlichen und kaiserlichen Sammlung, ein 140 Karat von Napoleon I., nicht gestohlen worden war. Das könnte darauf hinweisen, dass es sich möglicherweise um einen Auftragsraub handelte.

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Der Louvre ist schon öfter von Räubern heimgesucht worden. 1911 war sogar die Mona Lisa für längere Zeit verschwunden, bis ein italienischer Dieb eruiert wurde, der Gemälde von Leonardo da Vinci in sein Land zurückbringen wollte. Heute hängt es nicht weit von der Apollo-Galerie entfernt – allerdings dutzendfach gesichert.

1939, 1983 und 1998 kam es im Louvre erneut zu Diebstählen, 1976 auch in Apollos Galerie. In den letzten Monaten gab es in Frankreich vermehrt Museumseinbrüche. Letzthin wurde zum Beispiel das Museum der Geschenke, die Ex-Präsident Jacques Chirac währen seiner Amtszeit von 1995 bis 2007 erhalten hatte, gleich zweimal „besucht“.