Der Fernzug von Nordrhein-Westfalen über Stuttgart nach Oberstdorf hat Tradition. Nach einer Pause sollte 2026 alles besser werden. Doch der nun publizierte Fahrplan wirft Fragen auf.
Jedenfalls so lange keine betrieblichen Probleme, wie das in den vergangenen Jahren häufig der Fall war, die Fahrt bis zum Ziel verhinderten. Seit Anfang Oktober musste der Zug nach Angaben der DB wegen zahlreicher Baustellen sogar komplett gestrichen werden.
Die Bahn lobt ihren neuen Zug
„Für das Zugpaar NRW–Stuttgart–Oberstdorf kommen ab dem 11. Juli 2026 statt der am Ende ihrer Lebensdauer angekommenen Intercity 1 brandneue ICE L zum Einsatz“, so hat das die DB Ende September für das kommenden Fahrplanjahr angekündigt. Dank Barrierefreiheit und Bordrestaurant werde die Verbindung attraktiver denn je. Wegen für den neuen Zug nicht mehr passender Bahnsteighöhen müssten aber die bisherigen Halte in Plochingen und Göppingen leider entfallen.
Doch wer sich in den vergangenen Tagen durch den frisch im Netz befindlichen, ab 14. Dezember geltenden, künftigen Fahrplan klickte, der stieß bei der Verbindung nach Oberstdorf auf die wohl seltsamste ICE-Fahrt Deutschlands.
Nicht nur, dass Plochingen und Göppingen entgegen der DB-Pressemitteilung als Stopps für den Zug in der Auskunft auftauchten und Tickets für den Zug von und zu diesen Stationen gebucht werden konnten.
Der Zug nach Oberstdorf soll zudem mehr als eine halbe Stunde in Plochingen halten – rekordverdächtig für einen ICE. Damit nicht genug: Stuttgart ist im ganzen zweiten Halbjahr 2026 als Haltebahnhof nicht vorgesehen.
Weiter Bogen um Stuttgart
Dafür macht der künftige Oberstdorf-ICE einen weiten Bogen um Stuttgart mit Halten in Vaihingen (Enz) und einem weiteren, ungewöhnlich langen, achtminütigen Stopp in Esslingen. Damit kommt die Verbindung auf rekordverdächtige Fahrzeiten – im negativen Sinn.
Wer einen Umstieg in Ulm nicht scheut, kann in Mannheim eine Stunde und zehn Minuten später losfahren und holt den Zug noch ein. Von Köln aus schafft man es mit Umsteigen sogar, die Fahrzeit um zwei Stunden zu unterbieten. Plant die Bahn also eine Verbindung für Menschen, die es auch zu ICE-Preisen nicht eilig haben oder nicht gut zu Fuß sind?
Fehler in der Auskunft
Bei den aufgeführten Halten in Plochingen und Göppingen habe sich in der Fahrplanauskunft bedauerlicherweise ein Fehler eingeschlichen: „Wir werden diesen Fehler in der Auskunft schnellstmöglich korrigieren.“ In Plochingen werde die lange Aufenthaltszeit, während der man also nicht ein- und aussteigen kann, für einen Lokwechsel genutzt. Die Fahrt an Stuttgart vorbei liege an Bauarbeiten.
Zwar hat die Bahn eigens für Verbindungen wie nach Oberstdorf, auf denen auch nicht elektrifizierte Strecken befahren werden, Hybridloks mit zusätzlichem Dieselantrieb reserviert. Den bisherigen, zeitaufwendigen Lokwechsel erspart das aber nicht, denn diese Loks sind nach Angaben der DB für die Gesamtstrecke zu schwach, obwohl der Zug nördlich von Mainz durch das Rheintal bummelt: „Auf dem restlichen Laufweg setzen wir weiterhin eine spurtstarke elektrische Lok ein.“
Dass die Fahrzeiten der Verbindung nicht optimal seien, räumt die DB ein: „Leider schränkt die hohe Auslastung der Bahnstrecken in Deutschland in Kombination mit den vielen Baustellen oftmals die Spielräume in der Gestaltung unserer Fahrpläne stark ein“. Man fahre deshalb erst einmal ein Übergangskonzept.
Mit der geplanten Inbetriebnahme von Stuttgart 21 im Dezember 2026 kommt potenziell auch wieder ein Halt in der Landeshauptstadt in Sicht. Genauer wird die DB aktuell allerdings nicht. „Für die folgenden Fahrpläne arbeiten wir an attraktiveren Fahrplantrassen,“ sagt ein Sprecher.