Erstmals hat auch ein Abgeordneter der Republikaner in der Chat-Affäre Konsequenzen für US-Verteidigungsminister Pete Hegseth gefordert. Der Kongressabgeordnete Don Bacon, ein ehemaliger Luftwaffen-General und Mitglied im Verteidigungsausschuss, sagte dem Magazin „Politico“, Hegseth agiere amateurhaft.

Wenn die Berichte über den zweiten Signal-Chat stimmten, sei das „völlig inakzeptabel“, sagte Bacon. Er wolle dem Weißen Haus nicht vorschreiben, wie damit umzugehen sei, aber: „Wenn ich das Sagen hätte, würde ich das nicht tolerieren.“

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Der Sender NPR berichtete unter Berufung auf einen nicht namentlich genannten Regierungsbeamten, das Weiße Haus habe bereits das Verfahren zur Suche nach einem Nachfolger für Hegseth eingeleitet. Trump-Sprecherin Karoline Leavitt bezeichnete das als „Fake News“ – und verwies darauf, dass der Präsident Hegseth Stunden zuvor öffentlich den Rücken gestärkt hatte.

Rechtsprofessor sieht zweiten Chat als größeres Problem

Rechtsprofessor Ryan Goodman, der einst als Jurist im Verteidigungsministerium aktiv war, sagte im Sender CNN, der zweite Chat könne potenziell ein größeres Problem für Hegseth sein, da er Angriffspläne „an Leute kommunizierte, die sie nie hätten erhalten sollen“.

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Am Montag war bekannt geworden, dass US-Verteidigungsminister Hegseth Militärpläne in einem weiteren Gruppenchat auch mit seiner Ehefrau geteilt haben soll.

Die „New York Times“ berichtete unter Berufung auf mehrere mit der Sache vertraute Personen, in dem privaten Chat bei der kommerziellen Kommunikationsapp Signal habe der Politiker detaillierte Informationen über Angriffe im Jemen Mitte März verbreitet. Die Ehefrau arbeitet demnach nicht im Verteidigungsministerium.

Auch Hegseths Bruder war im Chat

Hegseth wies die Berichte zurück. Die Medien verbreiteten „Lügen“ und „anonyme Verleumdungen“, sagte Hegseth am Montag bei einer Veranstaltung im Weißen Haus. US-Präsident Donald Trump sprach dem Pentagonchef sein Vertrauen aus.

Auch Pentagon-Sprecher Sean Parnell sprang dem Verteidigungsminister bei und postete auf X, „die Trump-hassenden Medien“ seien weiter davon besessen, jeden zu vernichten, der sich für die Agenda von US-Präsident Donald Trump einsetze. Parnell behauptete, die Berichte über den zweiten Gruppenchat fußten auf Beschwerden ehemaliger Mitarbeiter als einziger Quelle.

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Zuletzt hatte es laut Medien eine Reihe von Entlassungen gegeben. Der Pentagon-Sprecher teilte mit, dass es in keinem Signal-Chat Informationen gegeben habe, die der Geheimhaltung unterstehen.

Der US-Sender CNN berichtete ebenfalls unter Berufung auf Insider über den zweiten Gruppenchat. Hegseths Bruder und sein persönlicher Anwalt sollen auch Chat-Mitglieder gewesen sein – beide haben laut den Medienberichten Jobs im Pentagon.

Verbindung zu früherer Chat-Affäre

Der Fall folgt auf die Affäre um einen geheimen Gruppenchat hochrangiger Regierungsmitglieder. Ende März hatte das US-Magazin „The Atlantic“ die Inhalte des Chats öffentlich gemacht, nachdem dessen Chefredakteur – vermutlich versehentlich – vom Nationalen Sicherheitsberater Mike Waltz in die Signal-Gruppe eingeladen worden war. Zu diesem Chat läuft bereits eine Untersuchung durch die interne Aufsicht des US-Verteidigungsministeriums.

Mitglieder des Gruppenchats waren die obersten Führungsköpfe zur nationalen Sicherheit der USA: neben Hegseth unter anderem Trumps Stellvertreter JD Vance, Waltz, der Chef des US-Auslandsgeheimdienstes CIA, John Ratcliffe, und die Geheimdienstkoordinatorin Tulsi Gabbard. In dem Chat ging es um einen US-Militäreinsatz gegen die Huthi-Miliz im Jemen Mitte März. Hegseth machte detaillierte Angaben über Waffen und Angriffszeiten.

Die interne Aufsicht des Pentagons untersucht, ob Hegseth unzulässigerweise operative Pläne für einen US-Militäreinsatz gegen die Huthi-Miliz im Jemen über die kommerzielle App teilte – und ob dabei Vorschriften zur Geheimhaltung sowie zur Aufbewahrung von Regierungsunterlagen eingehalten wurden.

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Laut „New York Times“ soll es bei dem nun zweiten bekanntgewordenen Chatverlauf ebenfalls um Militärpläne in diesem Kontext gegangen sein. Hegseth soll den zweiten Chat selbst erstellt haben.

Im Januar sollen rund ein Dutzend Mitglieder aus seinem persönlichen und beruflichen Umfeld Teil der Signal-Gruppe gewesen sein – das soll noch vor Hegseths Vereidigung als Verteidigungsminister gewesen sein. Er soll demnach den Chat von seinem privaten Telefon aus genutzt haben. (dpa, Tsp)