Einschnitt für qualitätsbewusste Kunden: Die Supermarktkette Tegut mit ihrem Bio-Anteil von 30 Prozent steht vor einem umfassenden Filialabbau.
Nach aktuellen Informationen der Lebensmittel Zeitung plant das Unternehmen, deutlich mehr Standorte abzugeben als ursprünglich angekündigt – rund 50 der insgesamt 300 Filialen stehen demnach zur Disposition.
Die tegut-Märkte müssen von Fulda aus beliefert werden – das macht Probleme. Foto: imago images/Sämmer 50 statt 35 Tegut-Filialen vor der Schließung
Während zunächst von 35 Märkten die Rede war, berichtet die Lebensmittel Zeitung nun von etwa 50 Standorten, die zur Übernahme angeboten werden sollen. „Der Verkauf der Filialen sei eine Maßnahme, die genau das bewirken soll und offenbar funktioniere“, schreibt RTL unter Berufung auf eine Pressesprecherin der Tegut-Muttergesellschaft Migros in der Schweiz.
Laut Medienberichten sind „nicht nur Tegut-Geschäfte in Süddeutschland, sondern auch im bisherigen Kerngebiet rund um die Rhein-Main-Region“ von den Schließungen betroffen. Das Schweizer Portal foodaktuell.ch bestätigt diese Information und ergänzt: „Bislang wurden aber nur neun Märkte geschlossen und zwei übergeben. Sechs neue Standorte wurden eröffnet.“
Tegut mit „Umflaggung“ im Raum Stuttgart
Besonders interessant ist die Entwicklung im Raum Stuttgart. Die FAZ berichtet in einem Artikel: „Im Stuttgarter Raum werden zwei Filialen auf Edeka umgeflaggt.“ Dies sei Teil der Strategie, einzelne Filialen individuell zu vermarkten.
Der Handelsexperte Carsten Kortum weist in der FAZ auf die logistischen Probleme hin, die Tegut in Süddeutschland hat: Die Supermärkte dort jeden Tag von Fulda aus mit frischer Ware zu versorgen, sei ein ‚logistischer Albtraum’. Das lasse sich auf die Entfernung wirtschaftlich nicht bewerkstelligen.
Rote Zahlen bei Tegut
Tegut gehört seit 2012/2013 zur Schweizer Genossenschaft Migros Zürich und schreibt seit Jahren rote Zahlen. Im vergangenen Jahr lag der operative Verlust laut FAZ bei 60 Millionen Euro. Migros-Leiter Patrik Pörtig hatte Ende 2024 in der NZZ klargestellt: „Tegut hat jetzt noch eine letzte Chance. Es muss 2025 eine signifikante Verbesserung geben, und bis Ende 2026 muss die Firma schwarze Zahlen liefern.“
Erste Erfolge der Tegut-Sanierung
Trotz der schwierigen Situation sieht das Unternehmen erste Erfolge. Laut FAZ berichtet Tegut für das erste Quartal 2025 von einer deutlichen Ergebnisverbesserung im Vergleich zum Vorjahresquartal. Foodaktuell.ch spricht konkret von einer „Ergebnisverbesserung von 40 Prozent“, die unter anderem durch Stellenabbau in der Verwaltung erzielt wurde.
Tegut-Filialen in der Metropolregion Stuttgart
- Tegut Stuttgart – Königstraße 26, 70173 Stuttgart (Neue Vorstadt, Königsbaupassagen)
- Tegut Stuttgart – Mailänder Platz 7, 70173 Stuttgart (Europaviertel, Milaneo)
- Tegut Stuttgart – Heusteigstraße 41, 70180 Stuttgart (Lehen)
- Tegut S-Feuerbach – Alarichstraße 4, 70469 Stuttgart
- Tegut S-Degerloch – Epplestraße 14, 70597 Stuttgart
- Tegut Böblingen – Wolfgang-Brumme-Allee 3, 71034 Böblingen (PULSE)
- Tegut Schwäbisch Gmünd – An der oberen Halde 64, 73527 Schwäbisch Gmünd (Wetzgau)
- Tegut Schwäbisch Gmünd – Vord. Schmiedgasse 22, 73525 Schw. Gmünd (City Center)
Welche Standorte in welchen Regionen am Ende wirklich schließen müssen, bleibt weiterhin im Unklaren. Eine Sprecherin der Migros erklärte gegenüber foodaktuell.ch: „Die regelmässige Überprüfung des Filialportfolios ist nach wie vor ein wichtiger Bestandteil des Sanierungsprozesses.“ Konkrete Maßnahmen oder Details wolle man jedoch nicht kommentieren.