Zum dritten Geburtstag der Calwer Passage hat es ein paar schöne Geschenke gegeben: Noodles Togo eröffnete in einem lange leer stehenden Laden, im gläsernen Pavillon gegenüber gibt es endlich wieder Kaffee. „Eine Vermietungsquote von beeindruckenden 98,7 Prozent“ meldet der Eigentümer Konzern Versicherungskammer zum Jubiläum.

Außerdem kündigt sich mit Handroll Bar Nori ein weiteres spannendes Projekt an: Sein Vater hat die Calwer Passage gekauft, herausgeputzt und verkauft – nun kehrt mit Ferdinand Ricardo Piëch ein weiterer Vertreter der Porsche-Familie als Gastronom in die Immobilie zurück. Aber die Probleme der früheren Stuttgarter Institution sind nach wie vor unübersichtlich, denn mit der Pasticceria da Sergio ist eines der größten Lokale seit Wochen geschlossen.

Neues Lokal in der Calwer Passage: Das Nori eröffnet in den kommenden Wochen. Foto: Weier

An den Fenstern vom ehemaligen Gardener’s Nosh, das in die Calwer Straße umgezogen ist, klebt das Logo. Ein Aufsteller macht die Laufkundschaft darauf aufmerksam, „was hier bald anrollt“. Seine Baustelle will Ferdinand Ricardo Piëch jedoch nicht zeigen und eigentlich auch nicht im Vordergrund stehen, obwohl der 33 Jahre alte Geschäftsführer der für die Handroll Bar gegründeten Gesellschaft ist. Nori ist ein Team-Projekt, wird betont. Die Eröffnung als  Tagesbar mit „Crispy Handrolls und guten Drinks“ soll im November gefeiert werden. Der Name stammt von den getrockneten und gewürzten Algenblättern, die mit Reis und anderen Zutaten wie Fisch gefüllt werden.

Neuer Schwung mit Noodles Togo und Mokuska

Überhaupt kommt zum dritten Geburtstag Schwung in die Calwer Passage. Asiatische Nudelboxen mit wenig Kalorien sind neuerdings bei Noodle Togo zu haben. Doan Dung Tran wurde durch „das schicke Ambiente“ angezogen – und den verfügbaren Leerstand. Das Mittagsbistro Gardener’s Deli hat hier nur einige Monate bis zum Sommer 2023 durchgehalten. „Ich wollte meine Idee schnell umsetzen“, sagt der 35-Jährige.

Auf Laufkundschaft sei er nicht unbedingt angewiesen, weil sich viele Kunden ihre Nudeln liefern lassen. Auch Stefan Dachale ließ sich von der Pleite des Vorgängers nicht abschrecken und übernahm den Glaspavillon von Another Milk, einem weiteren Gardener’s Nosh-Projekt. Auf den Kaffeeröster aus dem Westen übte das Objekt eine große Anziehungskraft aus: „Ich bekam zufällig davon mit und musste einfach zugreifen“, erklärt er die Filiale von Mokuska, die nach einem aufwendigen Umbau gerade an den Start gegangen ist.

Impulse für die Calwer Passage

„Strahlende Kundengesichter, geschäftiges Treiben und zufriedene Mieter sind das Herzstück der Calwer Passage“, teilt der Eigentümer zum dritten Geburtstag mit. Nur eine kleine Fläche sei noch frei, das Gespräch mit einem Interessenten jedoch vielversprechend, teilt die Versicherungskammer mit. Die Kundenfrequenz habe sich seit der Eröffnung im Herbst 2022 „erwartungsgemäß auf ein solides Niveau eingependelt“, schreibt der Pressereferent Christian Thomas, ohne Zahlen zu nennen.

Mit Veranstaltungen wie der „Calwer Sektsoirée“ oder der Teilnahme an „Stuttgart leuchtet“ im November setze der Center Manager von BNP Paribas Real Estate in Stuttgart viele Impulse, „um immer mehr Menschen für unser Center zu begeistern“, heißt es vom Eigentümer aus München.

„Ich wünsche mir noch mehr Besuch“, sagt Giuseppe Valle zum dritten Geburtstag der Calwer Passage. Vor rund einem Jahr eröffnete er sein Sotto Sopra in dem Gebäudekomplex. Das italienische Restaurant ersetzte die Filiale von Feinkost Böhm, die im Frühjahr 2024 aufgegeben wurde. Seit diesem Sommer ist er mit einer Terrasse am Rotebühlplatz präsent, die ein jüngeres Publikum anlockt. Bis sich ein Lokal etabliert habe, dauere es ein paar Jahre, zeigt sich der erfahrenen Gastronom geduldig. „Wir sind zufrieden, aber es könnte besser sein“, sagt er.

Auch Ekrem Kaplan möchte die Calwer Passage nicht schlecht reden, hätte dennoch gerne „mehr Leben – vor allem abends“. Der Betreiber von Shobu Poké Deli ist neben Phuc Nguyen Duc vom Sushi-Restaurant Okyu einer der wenigen Mieter der ersten Stunde. Im Sindelfinger und im Ludwigsburger Breuningerland eröffnete er mittlerweile weitere Filialen. „Das ist für mein Konzept lukrativer“, sagt er über die lange etablierten Einkaufszentren mit viel höherer Frequenz – während er die Calwer Passage mit „ok“ benotet. „Nach drei Jahren will man endlich mal Geld verdienen“, ist sein Nachbar vom Okyu kritischer. Den ständigen Wechsel beobachtet Phuc Nguyen Duc trotz der aktuellen Neuzugänge mit Sorge.

Seit Mitte August ist die Pasticceria da Sergio zu

Am anderen Ende der Calwer Passage sind die Türen der Pasticceria da Sergio seit Mitte August zu. „Er wird sich zum richtigen Zeitpunkt äußern“, lässt der Inhaber Sergio Farao ausrichten. Für das vor zwei Jahren in Betrieb gegangene Café stellte er kürzlich einen Insolvenzantrag, zeigt sich dann im Justizportal.

Die „schwierigen Rahmenbedingungen in der Gastronomie“ nennt die Insolvenzverwalterin Julia Braun als Grund – wie hohe Pachtzahlungen, zurückhaltendes Konsumverhalten und Kostensteigerungen. Als Sergio Farao im Sommer 2023 einzog, war die Calwer Passage erstmals komplett vermietet. „Wir haben gar keinen Zweifel daran, dass unser Konzept funktionieren wird“, war er damals überzeugt.