Keine Bewährung mehr
Urteil im AWO-Skandal: Ex-Sicherheitschef muss ins Gefängnis
21.10.2025 – 03:14 UhrLesedauer: 2 Min.
AWO Kreisverband in Frankfurt am Main (Archivbild): Der frühere Sicherheitschef wurde verurteilt. (Quelle: Heike Lyding via www.imago-images.de/imago-images-bilder)
Im AWO-Skandal von Frankfurt hat das Landgericht erstmals eine Haftstrafe ohne Bewährung verhängt. Der verurteilte Ex-Sicherheitschef ließ offenbar sogar einen Journalisten bespitzeln.
Die Justiz hat im Frankfurter Arbeiterwohlfahrt-Skandal (AWO) erstmals eine Haftstrafe ohne Bewährung verhängt: Klaus R., der frühere Chef der Sicherheitsfirma AWO Protect, muss für zwei Jahre und acht Monate ins Gefängnis. Das Frankfurter Landgericht sprach ihn der Untreue und des Betrugs schuldig. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Verurteilte aktiv in die für die AWO-Affäre typische Günstlingswirtschaft eingebunden war.
Die Vorwürfe wiegen schwer: R. beauftragte einen Bekannten mit der Lieferung neuer Arbeitskleidung – dieser soll dabei 36.000 Euro Zusatzprofit gemacht haben. Ein weiterer Vertrauter erhielt rund 20.000 Euro für angebliche Maklerdienstleistungen, die nie erbracht wurden. Besonders pikant: R. ließ einen Journalisten bespitzeln, der kritisch über die AWO berichtet hatte. Die Kosten für die Detektei trug die Firma. Der Insolvenzverwalter beschrieb die Zustände drastisch: Die AWO Protect sei „ausgeplündert“ worden.
Der Skandal um überzogene Gehälter, teure Dienstwagen und fingierte Arbeitsverhältnisse war 2019 durch Medienberichte öffentlich geworden. Peter Feldmann, damals Frankfurts Oberbürgermeister und SPD-Mitglied, wurde wegen Vorteilsannahme verurteilt und musste seinen Posten räumen. Der eigentliche Hauptprozess gegen das Ehepaar, das die AWO-Kreisverbände Frankfurt und Wiesbaden führte, hat noch nicht begonnen. Der jetzt Verurteilte soll mit dem Paar eng verbunden gewesen sein.
Staatsanwalt Jens Dallmeyer machte deutlich, dass dies nicht das letzte Urteil dieser Art bleiben wird. Die Ermittlungen hätten einen „Inner Circle“ offenbart – einen Kern von Hauptverantwortlichen. „Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass alle Angehörigen dieses ‚Inner Circle‘ früher oder später zu unbedingten Freiheitsstrafen verurteilt werden“, so Dallmeyer.
