Münster (NRW) – Das hätte schlimme Folgen haben können: Ein Kind hat auf einem Spielplatz einen hochgiftigen Pilz gefunden und in den Mund genommen. Die Stadt reagierte prompt.
Drei Spielplätze wurden nach dem Vorfall vergangene Woche gesperrt: In Münster-Handorf (Nordrhein-Westfalen) betrifft es die Anlagen Telgenweg und Tomkotten, in Wolbeck den Spielplatz Goldbrink.
Hier dürfen Kinder vorerst nicht spielen: Die Stadt Münster hat mehrere Spielplätze wegen Giftpilz-Befalls gesperrt
Foto: Jana Schlecht/Stadt Münster
Auf den Sandflächen wurde der Grüne Knollenblätterpilz entdeckt – einer der giftigsten Pilze Europas.
Das sagt der Pilz-Experte
Der Pilzforscher Gerhard Schuster von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie zu BILD: „Bereits der Verzehr von 50 Gramm eines Grünen Knollenblätterpilzes kann tödlich enden.“ Schuster erklärt, der Pilz entfalte seine Wirkung durch hochgiftige Amatoxine, die ohne medizinische Versorgung zu mehrfachem Organversagen führen können. Besonders heimtückisch sei, dass es den Grünen Knollenblätterpilz auch in einer weißen Variante gebe – sie werde leicht mit harmlosen Champignons verwechselt.
Immer wieder Vergiftungen
Die ersten Symptome einer Pilz-Vergiftung zeigen sich laut Experten acht bis zwölf Stunden nach dem Verzehr – meist mit Erbrechen, Durchfall und starken Bauchschmerzen. Markus Litt-Lampe von der Informationszentrale gegen Vergiftungen am Universitätsklinikum Bonn erklärt, dass eine frühzeitige Behandlung mit Aktivkohle und dem Gegengift Silibinin schwere Leberschäden senken könne. In besonders schweren Fällen sei jedoch sogar eine Lebertransplantation notwendig.
Immer wieder kommt es in Deutschland zu schweren Vergiftungen durch den Grünen Knollenblätterpilz. Wie Schuster mitteilt, hatten sich erst Mitte Oktober ein Erwachsener und drei Kinder mit dem Giftpilz vergiftet. In der Uni-Klinik Essen mussten ihnen teilweise Spenderlebern transplantiert werden – alle Betroffenen überlebten, so der Experte.
Der Grüne Knollenblätterpilz enthält hochgiftige Amatoxine, die Leber und Nieren schwer schädigen können
Foto: picture alliance / imageBROKER
Warum der Giftpilz auch auf Spielplätzen wächst
Der Pilzforscher erklärt, dass der Grüne Knollenblätterpilz dort wachsen kann, wo ältere Eichen oder Buchen stehen – auch auf Spielplätzen. Er lebe in Symbiose mit Laubbäumen und bilde seine Fruchtkörper meist zwischen Juli und Oktober, besonders nach ergiebigen Regenfällen.
Die Stadt Münster ließ die Pilze absammeln, die Sandflächen fräsen und mit Bauzäunen absperren. Weil das feuchte Wetter das Wachstum weiter begünstigt, wird der Sand vollständig ausgetauscht, eingewachsene Feinwurzeln werden entfernt. Die Stadt betont, dass alle Anlagen regelmäßig kontrolliert werden – Eltern sollten dennoch aufmerksam bleiben, denn der Herbst ist Pilzzeit.
Zur Person:
Gerhard Schuster (Jahrgang 1966) von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGfM) arbeitet bei der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe. Er gilt als ausgewiesener Pilzkenner und Autor – sein Buch „10 Pilze – Die sichersten Arten finden und bestimmen“ wurde mehrfach übersetzt.