Der Umsatz im Buchhandel ist in Deutschland im Jahr 2024 leicht gestiegen. Laut den Daten des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels ist der größte Vertriebsweg mit über 40 Prozent der verkauften Bücher weiterhin der stationäre Buchhandel, also der Verkauf in Buchhandlungen.

Kleine Buchhandlungen in der Westpfalz brauchen Ideen

Für die kleinen Buchhandlungen in der Westpfalz ist es trotzdem nicht einfach, haben verschiedene Buchhändler auf Nachfrage des SWR gesagt. Im südwestpfälzischen Rodalben gibt es seit 22 Jahren die Buchhandlung „Leseratte“ von Sabine Nikolaus. Sie verkauft heute nicht nur Bücher, sondern auch Schreibwaren und Geschenkartikel. Außerdem kann man in der „Leseratte“ Hermes-Pakete versenden. „Das ist ein gutes Zubrot. Denn mit Büchern alleine geht es nicht mehr“, erklärt die gelernte Buchhändlerin Nikolaus.

Buchhändler müssen immer Neuigkeiten präsentieren

Früher wären oft Kinder in ihren Buchladen gekommen, um zu schmökern. Das komme heute nur noch selten vor, sagt die Buchhändlerin. Man müsse sich immer etwas Neues einfallen lassen. Eine Zeit lang seien bei Kindern Comicbücher sehr beliebt gewesen. So müsse man immer schauen, welche Lücken man besetzen könne.

Die Buchhändler in der Westpfalz müssen sich immer etwas einfallen lassen

Gunter Franck führt die Buchhandlung in Winnweiler gemeinsam mit seiner Frau.

„Wenn wir abends bis 18 Uhr bestellen, können die Kunden die Bücher am nächsten Tag um 9 Uhr abholen.“

Erwachsene kämen dagegen meistens mit konkreten Wünschen. Leider würden viele Menschen ihre Bücher dann bei den großen Ketten bestellen und nicht in den kleinen Läden. Obwohl – und da sind sich die Buchhändler in der Westpfalz einig – die Bestellungen auch bei ihnen am nächsten Tag eintreffen. Aber, so sagt Buchhändler Gunter Franck aus Winnweiler, viele Menschen seien so bequem, dass sie sich ihre Sachen bis nach Hause schicken lassen würden.

Literaturcafe in Winnweiler

Daher, erklärt Franck, müssten er und seine Frau sich immer etwas Neues einfallen lassen: So beteiligt er sich mit seiner Buchhandlung jedes Jahr am 23. April an den Aktionen zum Welttag des Buches. Um die 300 Kinder kämen dann in sein Geschäft mitten in Winnweiler, bekämen ein Buch geschenkt und würden mal erleben, wie es in einer Buchhandlung aussieht.

Außerdem hat Franck ein kleines Literaturcafe in seiner Buchhandlung eingerichtet. „Das ist ein gemütlicher Raum mit einer besonderen Atmosphäre. Dort kann man sich gemütlich hinsetzen und in den Büchern lesen“, sagt Franck. „Und einen Kaffee gibt es natürlich auch.“

Literaturfestival und Rundbrief in Kaiserslautern

Auch Murphy Burkhart von der „Blauen Blume“ in Kaiserslautern ist umtriebig. Ohne Veranstaltungen gehe es nicht, sagt Burkhart: „Man muss auch bei niederschwelligen Angeboten mitmachen.“ Daher ist er regelmäßig beim Literaturfestival Kaiserslautern und bei „Lautern liest“ dabei.

Ein wichtiges Instrument für Burkharts „Blaue Blume“ ist sein wöchentlicher Rundbrief per Mail. Darin empfiehlt er mehrere Bücher mit selbstgeschriebenen Texten. Außerdem gibt es Hinweise auf Literatursendungen in den öffentlich-rechtlichen Programmen. Alleine aufgrund dieser Briefe gingen regelmäßig Bestellungen bei ihm ein.

Die Buchhändler in der Westpfalz müssen sich immer etwas einfallen lassen

Murphy Burkhart gehört in Kaiserlsautern die Buchhandlung „Blaue Blume“. Er empfiehlt seinen Kunden regelmäßig handverlesene Bücher per Rundmail.

Das Buch ist nicht „out“

Daher sehe er die Lage für Buchhandlungen nicht so schlecht, wie immer befürchtet worden sei. Das gedruckte Buch erfreue sich nach wie vor großer Beliebtheit, denn „Gedrucktes liest man intensiver und besser als Texte am Bildschirm“, ist sich Burkhart sicher. Und: Die E-Book-Verkäufe lägen seit zehn Jahren immer nur um die 5%. Daher sei die Lage besser als befürchtet.

TikTok, Instagram und Co. werben für Bücher

Die sogenannten Bookfluencer, die in den sozialen Medien Bücher empfehlen, seien Fluch und Segen zugleich, findet Murphy Burkhart. Einerseits würden sie Werbung für das Buch als solches machen. Andererseits würde das aber zur Mainstreamisierung führen. „Es entstehen schnell neue Trends, wie jetzt gerade die Young Adult-Romane. Bald kommt dann ein neuer Trend.“ Auf Qualität werde da weniger Wert gelegt. So würden diese Bücher beispielsweise des Öfteren nicht mehr lektoriert. Diese Aufgabe fällt daher dem Buchhändler zu.

Trier/Frankfurt

Buchfink ist ein Trierer Kinderbuchverlag mit eigener Buchhandlung.


Frankfurter Buchmesse
Verlage aus der Region Trier präsentieren außergewöhnliche Bücher

Literaturübersetzungen aus Haiti und Grönland, besondere Kinderbücher, Bildbände – kleine Verlage aus der Region Trier haben viel zu bieten auf der Frankfurter Buchmesse.

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„Man muss viel machen. Sich kümmern, selbst viel gelesen haben.“

Aufgabe der Buchhändler sei es, die Kunden beraten zu können, welche Bücher man beispielsweise gelesen haben sollte, welche Bücher qualitativ hochwertig sind. „Dafür muss man aber selbst viel gelesen haben – und nicht nur moderne Sachen“, sagt Burkhart. Darin sehen die Buchhändler aus der Westpfalz die Stärken der kleinen Buchhandlungen: schnelle Verfügbarkeit von Büchern und qualitativ hochwertige Beratung, auch abseits aktueller Trends.