Felix Nmecha (r.) und Jobe Bellingham freuen sich über das 1:0 gegen Kopenhagen.

Stand: 22.10.2025 00:57 Uhr

Borussia Dortmund brauchte beim FC Kopenhagen starke Nerven und ein wenig Mithilfe – doch das Ergebnis stimmte. In der Champions League bleibt der BVB nach dem 4:2 (1:1)-Auswärtserfolg voll auf Kurs.


Sebastian Hochrainer

Felix Nmecha brachte die Gäste mit einem Traumtor in Führung (20. Minute), der Ausgleich war ebenso sehenswert, allerdings nicht aufgrund einer starken Einzelleistung, sondern weil Waldemar Anton ein kurioses Eigentor unterlief (31.). In der zweiten Halbzeit entschieden Ramy Bensebaini (61./Foulelfmeter), Nmecha (76.) und Fabio Silva (87.) die Partie – in diesen Situationen hatte der BVB ebenso Glück wie bei einem nicht gegebenem Elfmeter nach einem möglichen Foul am Ex-Borussen Youssoufa Moukoko (68.).

„Es war ein schwieriges Spiel, wir haben es uns auch selbst schwer gemacht. Aber wir hatten genügend gute Momente, um das Spiel zu gewinnen. Wir sind ein bisschen im Flow und haben das Selbstvertrauen, dass wir viele Tore schießen können“, sagte Nmecha. Und Sportdirektor Sebastian Kehl meinte: „Wir haben in der ersten Halbzeit ein paar Sachen nicht gut gemacht, das gehört auch zur Wahrheit. Aber das ist Champions League, es ist nie so einfach, wie es manchmal aussieht.“

Ein Schuss, ein Tor, Borussia

Es wirkte, als sei der BVB zu Beginn durchaus überrascht darüber zu sein, wie mutig und offensiv der Underdog aus Dänemark auftrat. In der sechsten Minute hatte Kopenhagen die erste gute Chance, Gregor Kobel hatte aber Glück, dass Viktor Claesson aus 14 Meter viel zu ungenau abschloss und dem Dortmunder Torhüter genau in die Arme schoss. Es folgten mehrere Situationen, in denen sich die Gastgeber spielstark durch die Defensive der Borussen manövrierten, aber am Ende nicht präzise genug waren.

Gerade in der Champions League hat der BVB allerdings eine ganz große Stärke, das ist die Effizienz. Entsprechend brauchte die Mannschaft von Trainer Niko Kovac nur eine Aktion und einen Torschuss, um in Führung zu gehen. Serhou Guirassy schirmte den Ball im Strafraum ab, spitzelte ihn zu Jobe Bellingham, der auf Nmecha weiterleitete – und der knallte das Spielgerät aus 17 Metern ins Netz (20.).

Danach hatte Dortmund die Partie im Griff, Kopenhagen kam nicht mehr ins Kombinationsspiel. Chancen waren nach wie vor Mangelware, Maximilian Beier hatte nach Vorlage von Nmecha aber noch eine, bei der deutlich mehr drin war als das, was er daraus machte. Frei vor dem Tor schoss der Außenstürmer deutlich vorbei (31.).

Moukoko dreht auf und leitet den Ausgleich ein

Danach drehte sich das Spiel, was vor allem an einem Akteur mit einer besonderen Geschichte lag. Youssoufa Moukoko war einst in Dortmund als Jahrhunderttalent gefeiert worden, hat auch 99 Profi-Pflichtspiele für den Klub bestritten – aber glücklich wurden Klub und Spieler nicht miteinander. Mittlerweile spielt der Stürmer in Kopenhagen und bereitete seinem ehemaligen Arbeitgeber richtig Probleme.

Und so hatte Moukoko auch beim Ausgleich seine Füße ganz gewaltig mit im Spiel. Nach einem Eckball prallte der Ball zu ihm, er zog direkt ab und zwang Kobel zu einer starken Parade. Danach versuchte Bensebaini zu klären, schoss aber Anton ans Bein, der so ohne eigenes Dazutun ein Slapstick-Eigentor erzielte (33.). Kurz danach vergab Junnosuke Suzuki mit einem Flachschuss sogar die große Chance zur Führung (37.).

BVB im Elfmeter- und Schiedsrichter-Glück

Auch nach der Pause war Kopenhagen zunächst die bessere Mannschaft, aber beging dann einen folgenschweren Fehler. Nach einem Eckball riss Lukas Lerager kurz vor dem eigenen Tor völlig unnötig Guirassy zu Boden, es gab Elfmeter. Da der Stürmer zuletzt Schwächen vom Punkt gezeigt hatte, übernahm Bensebaini den Job und erledigte ihn souverän zur erneuten Führung (61.). „Du brauchst mal so einen Dosenöffner, dass du die zweite Luft bekommst“, sagte Kovac bei „DAZN“.

Kurz danach hatte Dortmund wieder jede Menge Dusel. Moukoko setzte sich erneut durch, versuchte dann, Bensebaini mit einer Schussfinte auzuspielen und wurde von dessen Grätsche am Fuß getroffen – es gab allerdings keinen Elfmeter (68.). Die Verantwortlichen von Kopenhagen waren außer sich, Trainer Jacob Neestrup bekam Gelb für seine Proteste, die nicht unbegründet waren.

Abgefälschter Nmecha-Schuss bricht Kopenhagen

Und dann schlug wieder die Dortmunder Effizienz zu – und wieder Nmecha. Der Mittelfeldspieler zog erneut aus der Ferne ab, erneut war der BVB im Glück, denn der eigentlich leicht abzuwehrende Schuss wurde so abgefälscht, dass er dennoch unhaltbar im Netz landete (76.). Es war die Entscheidung zugunsten des BVB. Denn Kopenhagen hatte schon zuvor nach dem nicht gegebenen Elfmeter nicht mehr in die Spur gefunden und schaffte es auch nach dem 1:3 nicht mehr.

So gelang dem BVB die perfekte Reaktion auf das 1:2 beim FC Bayern München am vergangenen Wochenende. Silva kam nach einer ähnlich kuriosen Szene wie beim Anton-Eigentor volley zum Abschluss und profitierte davon, dass Dominik Kotarski nicht gut reagierte und die Beine nicht rechtzeitig geschlossen bekam (87.).

Mit sieben Punkten aus den ersten drei Partien mit jeweils vier eigenen Treffern ist das Kovac-Team auf dem besten Weg Richtung K.o.-Runde, in der Bundesliga soll am Samstagabend gegen den 1. FC Köln (18.30 Uhr) der nächste Sieg folgen. Kopenhagen, das durch Viktor Dadason noch traf (90.+1), hat in der Königsklasse weiterhin nur den einen Punkt aus dem Auftaktspiel gegen Bayer Leverkusen (2:2) auf dem Konto.