Zwei Jahre nach der Eröffnung des modernisierten Hauptbahnhofs fährt im darunter liegenden Tunnel noch immer keine Straßenbahn. Die zentrale Haltestelle der sogenannten Mobilitätsdrehscheibe Augsburg ist zwar fertig gebaut, doch noch immer nicht ans Netz angebunden. Der sogenannte „Lückenschluss“, also die westliche Verbindung zur Pferseer Straße, ist frühestens ab Mai 2026 geplant.

Der Tunnel könnte laut Stadt und Stadtwerken frühestens Ende 2026 bis Mitte 2027 benutzt werden. Das sagten die Stadt Augsburg und die Stadtwerke (SWA) bei einem Ortstermin am Portal West des Hauptbahnhofs.

Großprojekt mit langer Vorgeschichte

Der Tunnel gilt als Herzstück eines seit den frühen 2000er-Jahren geplanten Infrastrukturprogramms, das den Verkehrsknoten Augsburg leistungsfähiger machen soll. Ziel war ein nahtloses Umsteigen zwischen Fern-, Regional- und Nahverkehr – mit barrierefreien Wegen und kürzeren Umsteigezeiten.

Die Umsetzung des Gesamtprojekts jedoch geriet mehrfach ins Stocken. Verzögerungen entstanden unter anderem durch Baupreisexplosionen, Ausfall von Baufirmen und Lieferengpässe durch die Corona-Pandemie. Die Fertigstellung des Hauptbahnhof-Tunnels, ursprünglich für 2012 angepeilt, verschob sich sukzessive.

Zwei Jahre Umleitungen im Stadtwesten

Mit dem Start des Lückenschlusses im nächsten Jahr steht die nächste Bauphase an. Die am Hauptbahnhof angrenzende Rosenaustraße wird auf voller Länge umgebaut, inklusive neuer Straßenbahntrasse und Fahrbahndecken.

Die Stadt rechnet mit zweijährigen Verkehrsbeeinträchtigungen. Baureferent Steffen Kercher kündigte umfassende Umleitungen und veränderte Verkehrsführungen an. Bereits in diesem Winter sollen vorbereitende Maßnahmen wie Baumrückschnitte beginnen. Parallel soll der Bahnhofsvorplatz überarbeitet werden, da ursprüngliche Entwürfe nicht mehr umsetzbar sind.

Linie 5 bleibt ungewisse Zukunft

Während der Anschluss des bestehenden Tunnels nun konkret geplant ist, bleibt das Vorhaben einer neuen West-Ost-Straßenbahnlinie – die Linie 5 – weiterhin offen. Die Verbindung vom Hauptbahnhof bis zur Uniklinik soll langfristig die Mobilität im Raum Augsburg verbessern. Aufgrund neuer Auflagen, etwa zur Gleisführung und technischen Sicherung, verzögert sich das Projekt erheblich. Ein Baubeginn ist frühestens Mitte der 2030er-Jahre möglich. Die Finanzierung ist ebenso ungeklärt, wie die endgültige Trassenführung.

Stadt und Stadtwerke setzen auf Vertrauen

Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) sprach zuletzt von der „Zielgeraden“ in einem jahrzehntelangen Prozess. Stadtwerke-Geschäftsführer Rainer Nauerz betonte, dass man den Tunnel nicht dauerhaft leer stehen lassen wolle. Bis zur ersten Fahrt müssen jedoch noch technische Abnahmen, Schulungen und Testfahrten absolviert werden. Auch mögliche Risiken wie Altlasten oder externe Störungen – etwa durch Insolvenz von Baufirmen – bleiben Bestandteil des Zeitplans.

Trotz allem sehen Stadt und Stadtwerke das Projekt weiter im geplanten Kostenrahmen. Ob es diesen auch bis zur Fertigstellung halten kann, wird sich 2027 zeigen. Die Gesamtkosten für das Projekt „Mobilitätsdrehscheibe“ werden aktuell auf bis zu 250 Millionen Euro beziffert.