„Mein Papa ist im Gefängnis“ – schon diesen Satz vor anderen auszusprechen und damit umzugehen, dass ein Elternteil nicht mehr am Familienalltag teilnimmt, belaste Kinder und Jugendliche meist schwer. Deshalb, so heißt es in einer Mitteilung des Landschaftsverbands Rheinland (LVR), habe sich das neue „Netzwerk Kinder von Inhaftierten Köln“ zum Ziel gesetzt, die Bedingungen für junge Menschen zu verbessern, deren Mutter oder Vater im Gefängnis sitzt. Das Projekt laufe in Zusammenarbeit mit den Sozialdiensten katholischer Männer (SKM) und Frauen (SkF) im Erzbistum sowie der Justizvollzugsanstalt Köln.
„Es ist kein Privileg des inhaftierten Elternteils, Besuch von den Kindern bekommen zu dürfen“, betont Hartmut Gähl von der rheinischen Fachstelle. „Die Kinder haben ein Recht auf die Erziehung und die Kontakte zu beiden Elternteilen, wenn diese nicht im Widerspruch zum Kindeswohl stehen.“ Das gerate oft in Vergessenheit, dafür wolle das Netzwerk sensibilisieren. „Bei den Besuchen der Kinder von Inhaftierten muss umgedacht werden.“ Das fange auch bei der Gestaltung der Räumlichkeiten an, die in Gefängnissen nicht immer kindgerecht seien.
Ideen für erste Aktivitäten des Netzwerks gibt es auch schon: „Uns ist wichtig, alles aus der Perspektive der Kinder zu denken“, sagt Hartmut Gähl. Angedacht sei eine Begehung der JVA Köln aus Kindersicht für Mitarbeitende von Jugendämtern. Die Teilnehmerinnen sollen gemeinsam die Wege der Kinder innerhalb der JVA erleben und erfahren, mit welchen Maßnahmen vor Ort der Besuch bereits jetzt möglichst kindgerecht gestaltet wird. „Verbesserungsvorschläge aus Sicht der Jugendhilfe sind natürlich sehr willkommen und ein Ziel der Aktion“, so Gähl weiter.
Die Landesfachstelle ist ein Kooperationsprojekt der Landesjugendämter bei den Landschaftsverbänden Westfalen-Lippe (LWL) und Rheinland (LVR) in Zusammenarbeit mit den NRW-Ministerien für Justiz sowie für Kinder, Jugend und Familie in NRW. Regional gibt es vergleichbare Angebote bereits. Der SKM bietet zudem eine Vätergruppe in der JVA Köln sowie eine Fachstelle mit geschlechtsspezifischer Beratung an. Der SkF Köln berät inhaftierte Schwangere und Mütter. Darüber hinaus soll demnächst über den LVR ein Buch von inhaftierten Müttern für ihre Kinder erscheinen.