Finale: Deutsches Jazzfestival in Frankfurt




Fünf Tage „Deutsches Jazzfestival“ und volles Programm. Am Sonntag beschließen drei ganz besondere Veranstaltungen das jährliche Event.



Detlef Kinsler /
22. Oktober 2025, 13.04 Uhr




Die „Clubnacht“ am Freitag hat sich – 2022 ins Programm genommen – längst etabliert, Zeit also für neue Experimente. So hat man sich im Hessischen Rundfunk entschieden, den Samstag unter dem Motto „Jazz Moves“ einem Facelifting zu unterziehen. Auf der Website zum Deutschen Jazzfestival heißt es: „Der Jazz war immer in Bewegung und er wird es hoffentlich auch bleiben.“ Für sein Publikum allerdings gilt das nicht unbedingt, könnte man sarkastisch ergänzen. Vor allem Jazzpuristen vertreten jedenfalls die Auffassung, dass sich die von der Musik ausgehenden Impulse allenfalls auf die Nackenmuskulatur oder einzelne Finger und Füße übertragen sollten. Aber zum Jazz tanzen? Bewahre!

Moses Yoofee Trio und hr-Bigband feat. Butcher Brown

Auf jeden Fall wird der Sendesaal erstmals so umgestaltet, „dass beide Formen des Musikgenusses zu ihrem Recht kommen. Zuhören und Tanzen bei Musik, die musikalische Klasse mit Tanzbarkeit verbindet. Garanten dafür sollen das Berliner Moses Yoofee Trio und die hr-Bigband feat. Butcher Brown sein – unter der Parole Beats’n’Brass bringen sie Funk, R&B, Hip-Hop und Broken Beats ins Spiel. Donna Leake aus London legt danach noch in der Goldhalle auf. Mit im Veranstalterteam an diesem Abend: Lorenzo Dolce von Jazz Montez.

Ebenfalls neue Wege gehen die „Jazzfestival“-Organisatoren um Frank Lauber am Sonntag (26. Oktober). Und das gleich drei Mal. Um 16 Uhr gibt es einen Sonntagskaffee mit DJ Kaiser & Jonas Lohse im Rahmen der „Vintage Soundsystem“-Reihe im Pastel in der Lindleystraße 15 bei freiem Eintritt. „Beim Sonntagskaffee zum Ausklang des Jazz-Festivals 2025 werden durchaus überraschende musikalische und berufliche Werdegänge einiger Festival-Teilnehmer beleuchtet“, verspricht Jean Trouillet, einer der Organisatoren.

Spaziergang zu Wirkungsstätten von Albert Mangelsdorff

Zeitlich fast parallel findet ab 16.30 Uhr ein „biografischer Spaziergang“ statt, der zu verschiedenen Wirkungsstätten von Albert Mangelsdorff führt. Start ist am Haupteingang des Hessischen Rundfunks, Bertramstraße 8. Die Teilnehmerzahl ist auf 20 Personen begrenzt. Es wird um Anmeldung über das Kulturamt per E-Mail an kommunikation.kulturamt@stadt-frankfurt.de gebeten.

Wer nicht live dabei sein kann, der kann auch alleine und sogar zuhause auf den Spuren Alberts wandeln. Denn Jazzhistoriker Jürgen Schwab hat die Audiotour für die Frankfurt History App liebevoll und mit viel Musik gestaltet. „Er war bekennender Spaziergänger“, sagt Sascha Wild, der Musikreferent der Stadt und Impulsgeber für die Reihe „The Eternal Turn-on“ zum 20. Todestag der Jazzlegende.

Herrlich, die Geschichten von Mangelsdorffs Sohn Ralph zum Thema Albert und die Natur. „Der Rundgang zu Albert Mangelsdorff ist ein künstlerisches Experiment in der Frankfurt-History-App: Mit O-Tönen, Musikausschnitten und einer Erzählerperspektive erinnert der Rundgang an ein Radio-Feature, das zu neun Lebensstationen und Orten des berühmten Frankfurter Jazzmusikers führt“, erläutert Doreen Mölders, die Direktorin des Historischen Museums Frankfurt.

Martin Lejeune bekommt Frankfurter Jazzstipendium

Zum Abschluss des „Jazzfestivals“ geht es um 20 Uhr in den „Jazzklub“ im Museum Angewandte Kunst. Eingeladen wurde der erst 15-jährige Slowake Áron Hodek alias Áron the Bassist, dessen Videos in den sozialen Medien viral gingen und der mit seinem Trio The PocketCrew nach Sachsenhausen kommt.

Vorab wird das Frankfurter Jazzstipendium an Multiinstrumentalist Martin Lejeune vergeben. „Tatsächlich war das Stipendium der Impulsgeber für die ganze Albert-Mangelsdorff-Gedenkreihe, die wir dann aufgesetzt haben“, sagt Sascha Wild, Musikreferent der Stadt Frankfurt.

Seit Anfang Juli würdigt die Stadt den Frankfurter Ausnahmemusiker Albert Mangelsdorff. „Da kam ich auf den Gedanken, Tonbänder und Noten, die weitgehend ungenutzt in den Archiven liegen, mal ins Zentrum zu rücken“, so Wild. Und so wurde das Stipendium mit einer speziellen Idee ausgeschrieben und ein Projekt gesucht, das sich dem Werk Alberts künstlerisch widmet.

Lejeunes Ideen überzeugten die Jury. Er wird nun Teile des Mangelsdorff-Œuvres neu interpretieren. Einen ersten Appetizer davon gibt es am Sonntag beim Preisträgerkonzert. Das Endergebnis seiner Auseinandersetzung mit dem zeitlebens bekennenden Frankfurter kann man dann im Rahmen von „Jazz im Palmengarten“ im Sommer 2026 zu hören bekommen.



Detlef Kinsler


Detlef Kinsler

Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt.


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