Massiver Angriff auf den ukrainischen Energiesektor
In der Nacht zum 22. Oktober startete die Russische Föderation einen kombinierten Angriff auf kritische Infrastruktureinrichtungen in der Ukraine mit Angriffsdrohnen, luftgestützten Raketen und bodengestützten Raketen. Insgesamt griff Moskau die Ukraine an: mit 405 Angriffs-Drohnen der Typen Shahed und Gerbera, davon etwa 250 Shaheds; mit 11 ballistische Raketen vom Typ Iskander-M/KN-23; mit neun Iskander-K-Marschflugkörpern; mit vier aero ballistischen Raketen vom Typ Ch-47M2 Kinschal und mit vier Lenkflugkörpern Ch-59/69.
Nach Angaben des ukrainischen Militärs war das Hauptziel des russischen Angriffs die Region Kyjiw. Betroffen waren auch die Regionen Dnipropetrowsk, Saporischschja, Tschernihiw, Tscherkassy und Odessa. In der Hauptstadt war eine Reihe von Explosionen zu hören. Es gab Berichte über herabfallende Trümmer und Brände in mehreren Stadtteilen. Zwei Menschen starben, Wohnhochhäuser wurden beschädigt und es kam zu Notabschaltungen. An 26 Orten wurden direkte Treffer von zwölf Raketen und 55 Drohnen registriert, an 19 Orten gingen Trümmer nieder. 17 Drohnen erreichten ihre Ziele nicht.
Die ukrainische Luftabwehr konnte zerstören: 333 feindliche Drohnen vom Typ Shahed, Gerbera (auch Drohnen anderer Typen); 8 Iskander-K-Marschflugkörper; 6 ballistische Raketen vom Typ Iskander-M/KN-23 und zwei Lenkflugkörper Ch-59/69.
In der Region Kyjiw wurden durch den russischen Angriff im Bezirk Browary eine 1987 geborene junge Frau, ein sechs Monate altes Baby und ein zwölfjähriges Mädchen getötet. Im Bezirk Browary wurde ferner ein 1987 geborener Mann durch Trümmer tödlich verletzt. Auch in der Stadt Browary selbst wurde eine 83-jährige Frau verletzt. Rettungskräfte zogen sie aus einem brennenden Haus.
Bei einem Angriff auf einen Kindergarten in Charkiw starb eine Person
In Charkiw hat die russische Armee einen privaten Kindergarten angegriffen, wonach ein Brand ausbrach. Dies gab Bürgermeister Ihor Terechow am 22. Oktober bekannt. Alle Kinder aus dem Kindergarten wurden evakuiert. Bei dem Angriff wurde eine Person getötet. Am 22. Oktober waren in der Stadt drei Explosionen zu hören.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte am 22. Oktober, dass sieben Menschen verletzt worden seien und sie medizinische Hilfe erhalten würden. “Alle Kinder wurden evakuiert und befinden sich in Notunterkünften”, schrieb Selenskyj und fügte hinzu: “Es gibt und kann keine Rechtfertigung für einen Drohnenangriff auf einen Kindergarten geben. Es ist offensichtlich, dass Russland immer unverschämter wird. Diese Angriffe Russlands sind ein Schlag ins Gesicht all derer, die auf einer friedlichen Lösung bestehen”, so das ukrainische Staatsoberhaupt.
ISW: US-Plan zur Beendigung des Krieges mit Moskaus Zielen unvereinbar ist
Neue Erklärungen des russischen Außenministers Sergej Lawrow deuten darauf hin, dass die militärischen Ziele des Kremls nicht mit den Forderungen und Erwartungen von US-Präsident Donald Trump nach einem sofortigen Ende des russischen Krieges gegen die Ukraine vereinbar sind. Dies schreiben Analysten des Institute for the Study of War (ISW) in ihrem aktuellen Bericht.
Sie weisen auf die Erklärung des russischen Außenministers Sergej Lawrow hin, der behauptete, Russland sei nicht bereit, einem sofortigen Waffenstillstand in der Ukraine zuzustimmen, es sei denn, dieser führe zu einer vollständigen Kapitulation der Ukraine. Lawrow erklärte, Russland habe seine Position seit dem Gipfeltreffen in Alaska im August 2025 nicht geändert. Moskau brauche keinen kurzfristigen Waffenstillstand, der “nirgendwohin führt”, sondern “einen langfristigen, stabilen Frieden”. Auf die amerikanische Forderung nach einem sofortigen Ende des russischen Krieges gegen die Ukraine reagierte der russische Minister mit der Feststellung, ein Waffenstillstand werde die sogenannten “Ursachen” des Konflikts nicht lösen.
Das ISW betont, Lawrows Aussagen unterstreichen den Wunsch des Kremls, seine ursprünglichen militärischen Ziele trotz der US-Forderungen nach einem sofortigen Kriegsende zu erreichen. Der russische Diktator Wladimir Putin und hochrangige Kreml-Vertreter haben wiederholt erklärt, Russland werde einem Waffenstillstand erst zustimmen, wenn die Ukraine und der Westen Moskaus Forderungen nach Neutralität der Ukraine, der Absetzung der legitimen Regierung in der Ukraine, der Einsetzung einer prorussischen Regierung und der Aufgabe der NATO-Politik der offenen Tür und ihrer Expansion nachkommen. Daher seien Lawrows Aussagen “eine Fortsetzung der Versuche des Kremls, US-Präsident Donald Trump zu signalisieren, dass seine Forderungen nach einem sofortigen Kriegsende mit Russlands militärischen Zielen unvereinbar sind”, so das ISW.
Die Experten betonen außerdem, dass Russlands anhaltende und immer stärker werdende weitreichende Angriffe gegen die Ukraine – darunter auch Angriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur – nur ein Indikator für das Desinteresse des Kremls an Frieden sei.
Das ISW erinnert an Informationen von Bloomberg von Anfang Oktober, denen zufolge russische Angriffe rund 60 Prozent der Erdgasproduktion in der Ukraine zerstört hätten, was die Ukraine im Winter 2025 voraussichtlich dazu zwingen werde, 1,9 Milliarden Euro für Brennstoffimporte auszugeben. Das ISW erinnert außerdem daran, dass Russland seit 2022 kontinuierlich eine Reihe verstärkter Angriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur durchführt, was laut Analysten des Instituts ein Versuch Russlands ist, die Energiesicherheit und das industrielle Potenzial der Ukraine zu verschlechtern und die ukrainische Bevölkerung zu demoralisieren.