Tatsächliche Störungen durch „Hobby-Ermittler“ konnte ein Polizeisprecher, der selbst vor Ort war, allerdings nicht feststellen. Er sagt t-online: „Nur zugucken ist erst einmal keine Störung.“ Dass viele Handykameras auf das Geschehen und die Beamten gerichtet würden, kenne man von diversen Einsätzen in Berlin. „Solange uns niemand im Weg steht, ist das nicht störend.“
Allerdings gibt der Sprecher zu bedenken: „Die Presse weiß, wie sie arbeiten darf und muss. Bei Privatmenschen, die einfach so streamen, ist das nicht immer der Fall.“ Dramatisch würden die Auswirkungen, wenn „Hobby-Ermittler“ tatsächlich auf eigene Faust Ermittlungen anstellten, nach Beweisstücken graben und Grundstücke betreten würden. „So können Spuren zerstört werden“, so der Polizeisprecher zu t-online. „Man muss einfach wissen: Wo hört das Interesse auf und wo beginnt die Gefährdung von Spurenlagen.“
Die Streamerin Laura, die den Fall Rebecca Reusch als „BerlinBunny“ seit Jahren verfolgt, äußert sich auf Anfrage von t-online zur Diskussion um die „Hobby-Ermittler“: Sie könne die Sorge der Staatsanwaltschaft zwar grundsätzlich nachvollziehen. „Sobald Einsatzorte aktiv sind, haben Sicherheit und die ungestörte Arbeit der Polizei selbstverständlich Vorrang.“
Allerdings sei es nachvollziehbar, dass sich Menschen angesichts „zahlreicher offener Fragen, Widersprüche und nachträglicher Korrekturen in der Berichterstattung“ weiterhin Fragen stellten. „Ich halte es für ein Grundrecht, über das Schicksal einer Vermissten weiterhin informiert zu bleiben.“ An dem Begriff „Hobby-Ermittler“ störe sie sich. Es stelle sich die Frage, wie die Polizei diesen Begriff überhaupt definiere.
Sie selbst recherchiere ausschließlich außerhalb aktiver Suchmaßnahmen, „auf Basis bereits öffentlicher Informationen.“ Bei Reportagen vor Ort betrete sie niemals Privatgrundstücke und verwische auch keine Spuren, erklärt sie. „Wenn mir Personen begegnen, die möglicherweise relevante Hinweise haben, leite ich diese grundsätzlich an die zuständigen Behörden weiter.“ Ziel sei es, Aufklärung zu fördern und nicht, Ermittlungen zu behindern.
Bürgerliches Interesse, so die Streamerin, die ihren Kanal als journalistische Plattform begreift, könne wertvoll sein. Ihre Motivation erklärt sie t-online mit einem Satz: „Wir wünschen uns Gerechtigkeit für Rebecca Reusch.“