Standdatum: 23. Oktober 2025.

Ein Mann steht vor einem blauen Hintergrund an einem Mikrofon.

Hans-Otto Pörtner vom Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut (AWI) nimmt mit 2.000 Expertinnen und Experten die EU in die Pflicht. (Archivbild)

Bild: dpa | ZUMAPRESS.com | Bianca Otero

Zahlreiche Forscher warnen in einem Brief: Die EU droht sich beim Klimaziel 2040 von der Wissenschaft zu entfernen. Unterzeichnet hat auch ein Bremerhavener Klimaforscher.

In der Debatte über ein Klimaziel der EU für 2040 verschaffen sich mehr als 2.000 europäische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Gehör – darunter mehrere Hundert aus Deutschland, auch Klimaforscher Hans-Otto Pörtner vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven. „Die politische Diskussion bewegt sich von den wissenschaftlichen Erkenntnissen weg“, heißt es in einem offenen Brief an die europäischen Staats- und Regierungschefs.

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Hans-Otto Pörtner

Hans-Otto Pörtner ist Physiologe und Meeresbiologe am Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut. Er war Ko-Vorsitzender der IPCC-Arbeitsgruppe II („Intergovernmental Panel on Climate Change“) der Vereinten Nationen, oft als „Weltklimarat“ bezeichnet.

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Die EU-Kommission hat vorgeschlagen, die Emissionen in den nächsten 15 Jahren um 90 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken. Ein Teil soll durch international anerkannte Klimazertifikate kompensiert werden dürfen.

Bei EU-Mitgliedern regt sich Widerstand

Der Vorschlag braucht noch die Zustimmung der EU-Staaten und des Europaparlaments, in mehreren Staaten regt sich jedoch deutlicher Widerstand gegen das Ziel. Bei einem Treffen in Brüssel wollen die EU-Staats- und Regierungschefs nun darüber diskutieren.

Vor dem EU-Gipfel rufen wir die Entscheider dazu auf, an der Wissenschaft und am Pariser Klimaabkommen festzuhalten.

Offener Brief an die europäischen Staats- und Regierungschefs

Das Klimaziel der EU sei ohnehin überfällig, schreiben die Forscher der verschiedensten Universitäten und Institutionen in dem Brief, den auch AWI-Forscher Pörtner unterzeichnet hat. Bei der anstehenden Weltklimakonferenz im November in Brasilien müsse die EU einen verlässlichen Plan mitbringen und als starker und konstruktiver Player im Klimaschutz auftreten. 

Umweltminister: Deutschland unterstützt 90-Prozent-Ziel

Das vorgeschlagene 90-Prozent-Ziel sei „nicht nur eine politische Entscheidung, sondern eine existenzielle Notwendigkeit, um Europas Zukunft zu sichern und das Leben der Menschen zu schützen angesichts des zunehmend hohen Risikos, kritische Kipppunkte zu überschreiten“. Zudem biete ein solches Ziel bei richtiger Umsetzung auch wirtschaftliche Chancen – etwa deutlich günstigere Stromrechnungen, neue Jobs und Einsparungen für fossile Importe im Milliardenbereich.

Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) erwartet, dass sich Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) bei dem EU-Gipfeltreffen dafür einsetzt, die Emissionen bis 2040 um mindestens 90 Prozent zu senken. „Deutschland hat sich festgelegt, nicht nur im Koalitionsvertrag, sondern auch durch unsere nationalen Gesetze“, sagte Schneider bei einem Treffen mit seinen EU-Kollegen in Luxemburg. Man unterstütze den Kommissionsvorschlag und halte ihn für gut vereinbar „mit unseren Ambitionen, aber eben auch in der Verbindung zwischen Ökonomie und Ökologie“.

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Quellen:
buten un binnen und dpa.

Dieses Thema im Programm:
Bremen Zwei, Der Tag, 23. Oktober 2025, 14:10 Uhr