
Stand: 23.10.2025 09:15 Uhr
Eine der 42 Rangierlokomotiven auf dem Werksgelände der Salzgitter AG fährt seit Wochen mit Wasserstoff statt Diesel und ist damit weltweit einmalig, sagt der Bahntechnik-Anbieter Alstom. Wie sind die Erfahrungen?
Die Rangierlokomotive mit Wasserstoffantrieb fährt sechs Wochen testweise für die Salzgitter AG. Das Besondere dabei: Sie transportiert dort schwere Lasten. Das ist auch der Unterschied zu den Wasserstoffzügen, die zwischen Cuxhaven und Buxtehude im Einsatz sind und als Nahverkehrszüge geringere Lasten ziehen. Wenn die Rangierlokomotive mit Wasserstoffantrieb die gleiche Leistung erbringt wie zuvor mit Dieselmotor, könnten deutschland- und europaweit alle vergleichbaren Rangierlokomotiven von Diesel auf Wasserstoff umgerüstet werden. Das wären insgesamt bis zu 4.000 Fahrzeuge. Das Ziel: weniger CO2 und weniger Dieselabgas-Belastung. Das wäre ein Gewinn für die Umwelt allgemein, aber auch für die Lokführer, die ganz unmittelbar von den Abgasen betroffen sind.
Aus Forschungsvorhaben wird Praxistest
Ursprünglich war die Umrüstung der Rangierlokomotive ein reines Forschungsvorhaben am Wasserstoff-Campus in Salzgitter. Zweieinhalb Jahre hat die Entwicklung gedauert. Alstom, die TU Braunschweig, die VPS Verkehrsbetriebe Peine-Salzgitter GmbH, das Fraunhofer-Institut und die Forschungseinrichtung WTZ Roßlau waren beteiligt.
Wasserstoff als Nebenprodukt
Der nötige Wasserstoff falle laut Alstom in der Industrie ohnehin an, die Rangierlokomotive fahre also mit dem „Nebenprodukt Wasserstoff“. Die Herstellung des Wasserstoffs sei dabei nicht emissionsfrei – aber so entstehe immerhin im Mittel 60 Prozent weniger CO2 als beim herkömmlichen Dieselantrieb der Lokomotive, so der Mobilitätskonzern. Langfristig solle der Betrieb auf grünen Wasserstoff umgestellt werden. Dieser sei am nachhaltigsten, weil er mit Strom aus erneuerbaren Energien produziert wird. Dann könne eine einzelne Rangierlokomotive mit Wasserstoffantrieb im Schnitt 150 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen, gibt Alstom an.
Warum sich Umrüsten lohnt
Die Rangierlokomotiven haben mit 60 bis 70 Jahren eine hohe Lebensdauer, daher sei eine Umrüstung laut Alstom nachhaltiger, als neue Lokomotiven anzuschaffen. Ein reiner Batteriebetrieb reicht noch nicht aus, um die schweren Lasten zu ziehen. Und für einen Betrieb mit elektrischer Energie aus dem Netz fehlen auf dem Betriebsgelände die Oberleitungen. Deshalb sei eine Umstellung auf Wasserstoff im herkömmlichen Diesel-Motor die einzige sich anbietende Lösung gewesen, sagt Alstom-Sprecher Jörn Bischoff. Diese wurde mit dem Forschungsprojekt am Wasserstoffcampus ausgetestet.
Rangierlok mit Wasserstoff kann 16 Stunden fahren
Die Rangierlokomotive tankt ihren Wasserstoff bei einer speziellen Tankstelle bei Alstom in Salzgitter. Mit einer Tankfüllung schafft sie je nach Last rund 16 Betriebsstunden. Allerdings kann die Lok derzeit noch auf Diesel zurückgebaut werden. Bei einer endgültigen Umrüstung wären die möglichen Betriebsstunden laut Alstom-Sprecher Jörn Bischoff höher.
09:14 Uhr
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version haben wir geschrieben, dass die Wasserstoffzüge zwischen Cuxhaven und Buxtehude zeitweise im Einsatz waren. Da sie noch immer im Einsatz sind, haben wir die entsprechenden Stelle korrigiert.

Das Institut für Plasmaforschung Greifswald hat ein Verfahren erarbeitet, mit dem bei der Wasserstoff-Produktion weniger Strom benötigt wird.

Am Freitag machte die Lok ihre Jungfernfahrt durch Salzgitter. Vor der Umstellung fuhr sie noch mit Dieselantrieb.

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