Das Mittagessen könnte auf dem Weg ins Büro oder nach Hause heute länger unterwegs sein oder gar nicht erst ausgeliefert werden. Das jedenfalls gilt für Bestellungen über die Plattform Lieferando: Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hat die rund 1900 Kurier:innen, die beim Lieferdienst in Berlin angestellt sind, zum Streik aufgerufen.

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Am Mittag soll eine Protestdemo von Friedrichshain nach Kreuzberg ziehen, zur Unternehmenszentrale von Lieferando in der Schlesischen Straße. Laut der selbstorganisierten „Berlin Tech Workers Coalition“ könnte es der größte Plattformstreik jemals in Deutschland sein. Der Ausstand hat am Morgen gegen 8 Uhr begonnen und soll bis eine halbe Stunde nach Mitternacht andauern.

Lieferando hatte im Juli angekündigt, bundesweit circa 2000 Jobs abzubauen. Das Unternehmen befindet sich in einem harten Wettbewerb mit Plattformen wie Wolt oder Uber Eats. Diese beschäftigen im Gegensatz zu Lieferando wenige Lieferant:innen direkt, sondern lagern die Auslieferung vor allem an „Flottenpartner“ aus.

Dort sollen die Arbeitsbedingungen für die Kurier:innen oft schlecht sein. Es soll zu Verletzungen des Arbeitsrechts kommen.

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Lieferando werde künftig den gleichen Weg des Outsourcings gehen, kritisieren die Arbeiter:innen und die Gewerkschaft. Noch gelten die Arbeitsbedingungen bei Lieferando als vergleichsweise gut. Die Mitarbeitenden sind häufig unbefristet angestellt und werden nicht pro Lieferungen bezahlt, sondern nach Stunden. In vielen Städten gibt es zudem Arbeitnehmervertretungen.