Musiktheater in Görlitz: „Ta bouche“ am Gerhard-Hauptmann-Theater

Nach der Uraufführung war dieses Stück ein Hit in der Pariser Theaterszene: Zwischen 1922 und 1923 wurde „Ta bouche“ von Maurice Yvain mehr als 400 Mal gespielt. Die Zeiten waren hart, doch das Stück zeigt ein Leben voller Vergnügungswillen: Die Gräfin und der Monsieur Pas du Vis lieben das schöne Leben und treffen sich regelmäßig an den schönsten Urlaubsorten. Da das aber kostet, haben beide bald Geldprobleme. Das sollen die Kinder lösen und reich heiraten. Die beiden wiederum haben sich aber ineinander verliebt und wollen nicht einfach die Pläne ihrer Eltern erfüllen.

Es folgen – ganz typisch für musikalische Komödien dieser Zeit – allerlei absurde Zufälle, immer neue Paarungen und Scheidungen, bis das Glück perfekt ist. Begleitet wird das mit humorvollen und mitreißenden Nummern von Maurice Yvain, der als Chanson-Komponist geübt darin war, eingängige Melodien zu erfinden. Die Inszenierung in Görlitz versteht es dabei, sich ganz auf den Humor dieses fast vergessenen Stücks einzulassen und sich dabei nicht allzu ernst zu nehmen. „Ta bouche – dein Mund“ ist ein charmanter Operettenabend mit leichtem Tiefgang, wer ihn sehen will. 

Weitere Informationen
„Ta Bouche (Dein Mund …)“
von Maurice Yvain, Yves Mirande und Albert Willemetz

Adresse:
Theater Görlitz
Demianiplatz 2
02826 Görlitz

Dauer: 140 Minuten, eine Pause

Termine:
22. November, 19:30 Uhr

Performance in Dresden: „Klassenbeste“ nach Marlen Hobrack

Dieser Mut scheint ansteckend zu sein: Die Autorin und Soziologin Marlen Hobrack hat bereits mehrfach auf die eine oder andere Weise über das Leben mit ihrer Mutter erzählt. Ihr erstes Buch „Klassenbeste“ wurde im Feuilleton debattiert. In dem Essay hat Hobrack am Beispiel ihres eigenen Lebens darüber geschrieben, wie uns Herkunft beeinflusst und wie schwer es wirklich ist, aufzusteigen. Für Christiane Lehmann von der Dresdner Bürgerbühne war das Inspiration für einen gewagten Theaterabend: Sie hat Tochter-Mütter-Paare eingeladen, um auf der Bühne über ihre Beziehung zu reden. Und es waren erstaunlich viele dazu bereit. „Herausgekommen ist ein 75-minütiger, intensiver Theaterabend, der in einer Mischung aus Videointerviews und Liveaktionen sehr persönliche Dinge verhandelt und dabei auch den einen oder anderen didaktischen Blick durch die soziologische Brille wirft“, berichtet MDR KULTUR-Theaterkritiker Wolfgang Schilling.

Weitere Informationen
„Klassenbeste“ nach Marlen Hobrack

Adresse:
Kleines Haus
Glacisstraße 28
01099 Dresden

Dauer: 75 Minuten, keine Pause

Termine:
20. November, 20 Uhr (Restkarten)
27. November, 20 Uhr

Tanztheater in Bautzen: „Carmen + Bolero“ im Deutsch-Sorbischen Volkstheater

In diesem Jahr wird zum 150. Mal an den Tod des Komponisten Georges Bizet erinnert. Sein weltweit berühmtestes Werk ist bestimmt die Oper „Carmen“ (aktuell beispielsweise an der Oper Halle zu sehen), die besonders durch ihr spanisches Flair und Temperament überzeugt. Nur: Bizet war nie in Spanien, seine Opernwelt lebt viel von Klischees und Vorurteilen. Die lassen sich auch in Natalie Wagners Tanztheater zu den berühmtesten Melodien der Oper finden – seien es Stierjagden oder rote Kleider mit Rüschen für Flamenco-Einlagen. Doch die Choreografin nutzt diese tradierten Bilder mit Fingerspitzengefühl, freut sich der Kritiker Rico Stehfest auf der Plattform „tanznetz“.

Die Handlung über einen Soldaten, der einer Frau verfällt und sie aus Eifersucht tötet, wird höchstens angedeutet. Vielmehr geht es um die großen Gefühle in der Geschichte, die noch vergrößert werden, indem mehrere Personen die Hauptfiguren verkörpern. „Was sie durchleben, ist ein Miteinander, das immer emotionaler wird und sich immer weiter in Macht und Kampf und Machtkampf steigert. Davon bleibt niemand verschont“, so Stehfest. Das wird im zweiten Teil noch gesteigert: Zu den hypnotischen Klängen von Ravels „Bolero“ bildet das Ensemble eine Masse, die sich ganz synchron bewegt, immer neue Blüten aufblühen lässt und mit höchster Energie über die Bühne jagt, begeistert sich der „tanznetz“-Kritiker.

Weitere Informationen
„Carmen – Bolero“
Tanztheater mit Musik von Peter Andersohn nach „Carmen“ von Georges Bizet und dem „Bolero“ von Maurice Ravel

Adresse:
Deutsch-Sorbisches Volkstheater
Seminarstraße 12
02625 Bautzen

Dauer: 90 Minuten, eine Pause

Termine:
20. November, 19:30 Uhr

Figurentheater in Dresden: „Eisler – Lost in Hollywood“ am Societätstheater

Die Nazis haben für Veränderung und Verschlechterung gesorgt. Unter anderem haben sie so viele kluge und kreative Menschen aus Deutschland vertrieben. Zu ihnen gehörten auch Bertolt Brecht und seine Mitstreitenden. Auch Hanns Eisler, Komponist der DDR-Hymne und Namensgeber der weltweit renommierten Musikhochschule in Ost-Berlin, ging in die USA. Dort fühlte er sich jedoch nie wirklich zu Hause. Mit dem Stück „Eisler – Lost in Hollywood“ erzählt die Compagnie Freaks und Fremde am Dresdner Societaetstheater aus dem Leben des Komponisten.

Kleine Puppen von Eisler und Brecht sitzen da zusammen im Zigarettenrauch und reden über die Welt. Währenddessen flimmern im Hintergrund historische Filmaufnahmen und die Performer Sabine Köhler und Heiki Ikkola singen gekonnt die Lieder von Hanns Eisler. Vor allem mit der Musik gelingt es, die triste Stimmung und die Niedergeschlagenheit des Künstlers einzufangen. „Immer dann, wenn sich die komplexen Lieder, Texte und Videos überlagern, entstehen besondere Welten, die Eislers Lost-Sein in der Welt verdeutlichen. Die Gruppe „Cie. Freaks und Fremde“ haben einen temporeichen, unterhaltsamen Abend gebaut, der die Ambivalenz von Eislers Figur erzählt. Und damit ein inspirierendes, szenisches Denkmal setzt für einen wichtigen Zeitgenossen des vergangenen Jahrhunderts, der immer wieder gegen den Faschismus angesungen hat“, schreibt der Kritiker Vincent Koch auf „Fidena“. 

Weitere Informationen
„Eisler – Lost in Hollywood“
von Cie. Freaks und Fremde

Adresse:
Societätstheater
An der Dreikönigskirche 1a
01097 Dresden

Dauer: 80 MInuten, keine Pause

Termine:
8. November, 20 Uhr
9. November, 18 Uhr

FÜR KURZENTSCHLOSSENE

Schauspiel in Bautzen: Kafka-Biografical am Volkstheater

Die Werke von Franz Kafka begeistern Menschen bis heute. Denn wie keinem Zweiten gelang es Kafka, das Gefühl einzufangen, dass man im Hamsterrad feststeckt, als Mensch zur Einsamkeit verdammt ist und dass man getrieben ist. Vermutlich, weil Kafka selbst ein Getriebener war. Das zeigt auch das Stück “Kafka ‚… und dass du mir das Liebste bist“ am Theater Bautzen. In seinem biografischen Stück voller Musik und Show schaut Stefan Wolfram vor allem auf Kafkas Liebesleben. Denn auch das fiel dem Autor nicht leicht, der sich kaum langfristig auf andere Menschen einlassen konnte und für den Sex ein fast unmögliches Vorhaben war. 

Für sein Stück nutzt Stefan nicht nur Erzählungen von Kafka, sondern auch Tagebuch-Einträge und Briefe des Schriftstellers. Die überzeugende Inszenierung lebt laut dem Kritiker Rainer Kasselt in der „Sächsischen Zeitung“ zum einen von starken Bildern und zum anderen von einem spielfreudigen Ensemble, das meist mehrere Rollen übernimmt – bis auf Janik Marder, der den berühmten Autor oft kniend und kriechend darstellt, vom Leben niedergedrückt.  

Weitere Informationen
„… und dass du mir das Liebste bist“
Biographical von Stefan Wolfram

Adresse:
Deutsch-Sorbisches Volkstheater Bautzen
Seminarstraße 12
02625 Bautzen

Dauer: 135 Minuten, eine Pause

Termine:
24. Oktober, 19:30 Uhr

Figurentheater in Dresden: „Fabian“ nach Erich Kästner

Dank des Films von Dominik Graf gelangt der frühe Roman „Fabian“ von Erich Kästner wieder zu mehr und vielleicht auch mehr verdientem Ruhm. Am Theater Junge Generation in Dresden wurde eine ganz eigene Version der Geschichte auf die Bühne gebracht, die vor allem das Zeitlose betont. Der Werbetexter Jakob Fabian wandert tagtäglich durch ein Berlin, das von Vergnügungslust und Zwietracht gezeichnet ist. Immer wieder sieht er Elend und will helfen und tatsächlich wird sein Leben besser – zumindest für einen Moment.

Regisseur Nils Zapfe findet immer wieder überraschende und überzeugende Tricks, um das Publikum in die Großstadt einzuladen, berichtet die Kritikerin Gabriele Gorgas: Das Publikum sitzt auf der Drehbühne und wechselt so schnell in neue Situationen. Mit Figuren und Objekten werden neue Szenen lebendig. Dabei sinniert der Abend immer wieder über den Tod: „Dennoch ist diese Aufführung eher frei von Trostlosigkeit, assoziiert wohl auch eine Art von Totentanz, wie er in den unterschiedlichsten Künsten zu finden ist“, heißt es in den „Dresdner Neuesten Nachrichten“. 

Weitere Informationen
„Fabian oder Der Gang vor die Hunde“ nach Erich Kästner

Adresse:
tjg. theater junge generation
Kraftwerk Mitte 1
01067 Dresden

Dauer: 100 Minuten, keine Pause

Termine:
29. Oktober, 18 Uhr
30. Oktober, 19 Uhr

Tanztheater in Dresden: „Love and Loneliness in the 21st Century“

So viele Menschen kommen in ihrem Leben irgendwann an diesen Punkt: Sie blicken zurück und fragen sich, was sie alles erlebt haben, ob früher alles besser war, wie sie an diesen Punkt gekommen sind oder ob sie irgendwo etwas anders hätten machen sollen. Man könnte es Midlife-Crisis nennen, und der Tänzer und Performer Nir de Volff hat diese Situation in einem (wortreichen) Tanzstück verarbeitet.

Sein Stück „Love and Loneliness in the 21st Century“ ist in fünf Abschnitte unterteilt, in denen de Volff mal aus seinem eigenen Leben erzählt, mal über die Weltlage, wie sie ihn betrifft. Ergänzt wird das von Musik und natürlich Tanz. „Sein Tanzsolo im ersten Drittel des Stückes ist eine Mischung aus Laufrunde, Kindertanz und Ausdruckstanz“, schreibt die Kritikerin Susanne Gietl auf der Plattform „Tanzschreiber„. Unterstützung holt sich der Performer von einem jüngeren Kollegen und aus dem Publikum. Was dieses Stück besonders auszeichnet, ist vor allem die Ehrlichkeit und Authentizität, mit der Nir de Volff über sich erzählt.

Weitere Informationen
„Love and Loneliness in the 21st Century“

Adresse:
Societätstheater
An der Dreikönigskirche 1a
01097 Dresden

Dauer: 60 Minuten, keine Pause

Termine:
25. Oktober 19 Uhr

Im Programm: MDR KULTUR – Das Radio, 17.01.2025 13:10 Uhr // MDR KLASSIK, 27.01.2025 09:10 Uhr //