Schauspiel mit Masken: „Michael Kohlhaas“ am Theater Plauen-Zwickau
Heinrich von Kleist hat in dieser Saison Hochkonjunktur. Ein Grund dafür ist sicherlich, dass „Der zerbrochene Krug“ deutschlandweit zum Abiturstoff erhoben wurde. Zum anderen, weil in Zeiten gesellschaftlicher Spaltung und steigender Bereitschaft, für seine Überzeugungen zu kämpfen, die Erzählung von Michael Kohlhaas wieder dringlicher wird. Kohlhaas ist Pferdehändler und wird von einem Burgherrn betrogen. Als er ihn verklagen will, wird die Klage einfach abgewiesen – immerhin kennen sich die Mächtigen. Kohlhaas will das nicht hinnehmen und beginnt, gegen das System zu rebellieren.
Am Theater Plauen-Zwickau wird der Klassiker auf ganz besondere Weise auf der Bühne erzählt. Dort steht nämlich nicht Kohlhaas selbst auf der Bühne, sondern die Clowns der Leipziger Gruppe Compania Sincara mit dezenten Masken. Nicht ganz ohne Streit versuchen sie, die historische Geschichte nachzuerzählen, mit viel Musik und Humor. Aber die Inszenierung hat auch Tiefgang, denn die schrägen Figuren streiten unter anderem darüber, wer dieser Kohlhaas war: Held, Rebell oder doch Terrorist? „Mit einfachsten Mitteln – Stoffbahnen, Seilen, Haarklammern – entsteht eine Welt, die zugleich fragil und kraftvoll wirkt. Und wer lacht, lacht nie auf Kosten des Stoffes, sondern begreift ihn durch das Lachen neu“, begeistert sich der Kritiker Maurice Querner in der „Freien Presse„.
Weitere Informationen
„Kohlhaas“
Die Clowns Hanscarl, Pimpernelle und Mädesüß spielen mit „Michael Kohlhaas“
Frei nach der Novelle von Heinrich von Kleist
Adresse:
Vogtlandtheater Plauen
Theaterplatz
08523 Plauen
Dauer: 90 Minuten, keine Pause
Termine:
7. November, 19:30 Uhr
Musiktheater im Erzgebirge: „Sophonisbe“ von Christian Gottlob Neefe
Alle kennen Beethoven – auch wenn man gar keine Ahnung von Musik hat, hat man schon den klimpernden Anfang von „Für Elise“ gehört, die schwermütige „Mondschein-Sonate“ oder den dramatischen Anfang der Fünften Sinfonie, nicht zu vergessen die aus der Neunten Sinfonie entlehnte Europa-Hymne, zu der Ursula von der Leyen sich so umsichtig die Hände gewaschen hat. Geprägt und gefördert ganz am Beginn seiner Laufbahn wurde dieser legendäre Musiker von einem Chemnitzer: Christian Gottlob Neefe. Im Kulturhauptstadtjahr soll der sächsische Musiker aus der Ecke der biografischen Randnotiz geholt und selbst als kreativer Komponist präsentiert werden, der unter anderem das Singspiel mitbegründet hat.
Im November wird sein Monodram „Sophonisbe“ als eine Art Kammeroper gespielt. Die titelgebende Frau soll zu Zeiten der Punischen Kriege (die, bei denen der berühmte Hannibal mit Elefanten über die Alpen ziehen wollte) gelebt haben. Erst war sie mit dem König von Ostnumidien verlobt, dann hat sie den König von Westnumidien geheiratet, der mit Karthago gegen das mächtige Rom verlor. Also wurde sie wieder mit dem König von Ostnumidien verheiratet, der seine neue Frau nun an Rom ausliefern sollte, aber sie nahm sich lieber das Leben. Eine für die Zeit typisch verworrene Geschichte, aber die Erzählung über eine Frau, die zwischen sich bekriegenden Weltmächten aufgerieben wird, und Neefes dichte Komposition lassen das Stück von 1726 erstaunlich modern wirken.
Weitere Informationen
„Sophonisbe“
Monodram von Christian Gottlob Neefe
Adresse:
NETZ-Werk Neukirchen
Kirchnerstraße 1
09221 Neukirchen/Erzgebirge
Termine:
3. November, 19:30 Uhr
Schauspiel in Freiberg: „Der eingebildete Kranke“ am Mittelsächsischen Theater
Vielleicht ist Argan der berühmteste Hypochonder der Welt, auch wenn seine Geschichte lange vor der Zeit spielt, als diese psychische Störung (bei der Menschen zwanghaft glauben, an einer tödlichen Krankheit zu sterben oder sich an einer solchen anzustecken) klassifiziert worden ist. Das Stück „Der eingebildete Kranke“ gehört zu den wichtigsten Klassikern der französischen Komödie. Molière zeigt uns darin das bedauernswerte Leben von Argan, der ständig neue Krankheiten in seinem Körper, seiner Leber, seinem Kopf vermutet und darum will, dass seine Tochter einen Arzt heiratet. Die jedoch liebt bereits Cléante, der nichts mit Medizin zu tun hat.
Am Mittelsächsischen Theater in Freiberg wird die Fassung von Martin Heckmanns gespielt, die weniger verworren und etwas moderner gestaltet ist. Das Ensemble geht dabei voll in den absurden Figuren auf, beobachtet in der „Freien Presse“ der Kritiker Matthias Zwarg: „In teilweise atemberaubendem Tempo spielen sich die Beteiligten in einen komödiantischen Rausch, der für differenzierte Charakterzeichnungen zwar wenig Raum lässt und in dem manchmal etwas zu laut geschrien wird, dafür aber durch Situationskomik und zahllose witzige Regieeinfälle überzeugt.“
Weitere Informationen
„Der eingebildete Kranke“ von Molière
Adresse:
Theater Freiberg
Borngasse 1
09599 Freiberg
Dauer: 100 Minuten, eine Pause
Termine:
9. November, 17 Uhr
Tanztheater in Chemnitz: „Cinderella“ im Opernhaus
Auch mit „Cinderella“ beweist die Chemnitzer Ballett-Chefin Sabrina Sadowska ihr Händchen dafür, Klassisches mit Modernem zu entwickeln und Märchen nahbar zu machen. Sie verlegt die Geschichte um Aschenputtel in die Modewelt der 40er-Jahre und bringt damit gleichzeitig auch etwas Glamour auf die Bühne. Zur bekannten Musik des russischen Komponisten Sergej Prokofjew lässt sie ihr Ensemble mit Sprüngen und auf Spitze, mit viel Eleganz und klassischen Ballettbewegungen über die Bühne schweben. Gleichzeitig müssen die Tänzerinnen und Tänzer auch ihr schauspielerisches Geschick beweisen, wenn sie Mode auf der Bühne schöpfen, wenn die böse Tante (im Original die Stiefmutter) stolziert oder die Cousinen eher stolpern. Doch am meisten hat Kritikerin Katarina Leuoth von der „Freien Presse“ sich vom Hauptpaar, Jean-Blaise Druenne und Lívía Pinheiro, überzeugen lassen, durch das die Geschichte einer starken Frau erst fühlbar wird.
Weitere Informationen
„Cinderella“
Ballett von Sabrina Sadowska mit Musik von Sergej Prokofjew
Adresse:
Opernhaus
Theaterplatz 2
09111 Chemnitz
Dauer: 135 Minuten, eine Pause
Termine:
2. November, 16 Uhr
Figurentheater in Chemnitz: „Versuch über meinen Großvater“ im Spinnbau
Es ist eine gewagte Frage, die in deutschen Familien kaum gestellt wurde oder wird – vielleicht aus Angst vor den Antworten: Was haben die eigenen Vorfahren während der Nazi-Herrschaft getan, wie haben sie sich beteiligt? Gundula Hoffmann, die Chefin des Chemnitzer Puppentheaters, hat den Blick in die Vergangenheit gewagt. Gemeinsam mit Karen Breece, einer Expertin für dokumentarisches Theater, hat sich Hoffmann in die Recherche gestürzt und erzählt auf der Bühne von ihren Entdeckungen.
Dabei geht es ihr nicht darum, in der Rückschau Taten zu verurteilen. Sie will wissen, was diese Taten und das Schweigen darüber mit ihr machen, wie es sich auf ihr Leben ausgewirkt hat. Begleitet wird sie dabei von ihrem Onkel, der in Form einer Puppe auf der Bühne präsent ist. Wie dieser Puppenmann teilweise von drei Menschen über die Bühne bewegt wird, ist etwas Besonderes, meint der MDR KULTUR-Theaterkritiker Wolfgang Schilling nach einer Probe. Dabei zeigt er sich auch fasziniert, dass Gundula Hoffmann diese Geschichte so mutig auf der Bühne erzählt.
Weitere Informationen
„Versuch über meinen Großvater“
Ein Rechercheprojekt des Figurentheaters Chemnitz
Adresse:
Spinnbau
Altchemnitzer Straße 27
09120 Chemnitz
Dauer: 70 Minuten, keine Pause
Termine:
9. November, 18 Uhr
27. November, 20 Uhr