
Royaler Besuch bei Papst Leo XIV.: Die Visite von König Charles III. im Vatikan ist geprägt von Symbolen der religiösen Annäherung. Erstmals seit 500 Jahren beten ein englischer König und der Papst gemeinsam.
Von Anna Giordano, ARD-Studio Rom
Der Moment des gemeinsamen Gebetes – unterstützt vom Laienchor der St. George’s Chapel im Schloss Windsor und dem Chor der Sixtinischen Kapelle. König Charles III. und Papst Leo XIV. saßen im Altarraum der Kapelle, unter dem monumentalen Fresko von Michelangelos „Jüngstem Gericht“ und murmelten die Verse aus dem 8. Psalm aus ihren aufgeschlagenen Gebetsbüchern mit.
Wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde, der du deine Hoheit gebreitet hast über den Himmel.
Das Lob Gottes und die Bewahrung der Schöpfung waren die Themen der teils auf Englisch, teils auf Latein gehaltenen Andacht. König Charles setzt sich seit Jahrzehnten für den Umweltschutz ein, und auch Papst Leo knüpft an die Tradition seines Vorgängers an, der vor zehn Jahren mit seiner Enzyklika Laudato Si zur einer „ökologischen Umkehr“ aufgerufen hatte. Beide hatten sich zuvor auch schon im Apostolischen Palast über das Thema ausgetauscht.
Dann der gemeinsame Schlusssegen:
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen in Ewigkeit.
Der britische König Charles III und Königin Camilla nehmen an einem gemeinsamen Gebet mit Papst Leo XIV in der Sixtinischen Kapelle im Vatikan zum Thema „Bewahrung der Schöpfung“ teil.
König Charles ist nun „königlicher Mitbruder“
Das Gemeinsame Gebet der beiden Kirchenoberhäupter sei eine bedeutende ökumenische Geste, betont auch der Abtprimas Jeremias Schröder von der Benediktinerabtei Sankt Anselmo in Rom: Seit der Reformation, bei der sich England unter König Heinrich VIII. von der katholischen Kirche getrennt hat, habe es das nicht mehr gegeben, dass man gemeinsam betet – das Oberhaupt der katholischen Kirche und das Oberhaupt der anglikanischen Kirche.
Am Nachmittag dann ein weiteres symbolträchtiges Event in der römischen Basilika Sankt Paul vor den Mauern. Ein ökumenischer Gottesdienst – zwar ohne Papst Leo XIV, aber gemeinsam mit den Benediktinern der zur Basilika gehörenden Abtei. König Charles wird in den Orden als eine Art Ehrenmitglied aufgenommen, bekommt von den Mönchen, die sich selbst untereinander Brüder nennen, den Titel „königlicher Mitbruder“ verliehen – und als Zeichen für die Aufnahme einen Stuhl überreicht. Er ist mit rotem Samt bezogen und trägt in der Lehne das königliche Wappen.
König Charles III. und Königin Camilla bei dem ökumenischen Gottesdienst. König Charles bekommt den Titel „königlicher Mitbruder“ verliehen.
„Der König hat für uns einen festen Platz“
Abtprimas Jeremias Schröder: „Also, für uns ist das nicht nur einfach ein Stuhl, sondern im Grunde ist das ein Teil des Chorgestühls, es ist der Ort, wo Mönche fünfmal am Tag zusammenkommen, um gemeinsam zu beten, wo Gemeinschaft für uns am sichtbarsten wird. Und dieser Stuhl bedeutet jetzt: Der König hat für uns einen festen Platz, der darf hier immer kommen und dabei sein.“
Es war das erste Mal, das der König von England an einem Gottesdienst in der Sankt-Pauls-Basilika in Rom teilnahm – auch hier gibt es eine historische Verbindung: Papst Gregor der Große sandte im 6. Jahrhundert den Benediktiner Augustinus von Canterbury, nach England, um die Angelsachsen zu missionieren. Und legte damit den Grundstein für die spätere anglikanische Kirche.