Der Philosoph Hans Jonas ist wohl bis heute einer der prominentesten Vertreter der Stadt. In seinem 1979 erschienenen Buch „Das Prinzip Verantwortung“ formulierte er unter anderem den sogenannten ökologischen Imperativ, der darauf abzielt, die natürliche Umwelt zu schützen. Der Hochschulprofessor Andris Breitling hat nun bei seinem Vortrag beim Festival „Blank Spaces“ eine Einführung in die von Jonas entwickelte Umweltethik gegeben.
Bei der Veranstaltung, die im Museum Abteiberg stattfand, stellte der Mönchengladbacher Referent fest, dass Jonas nicht nur ein Sohn der Stadt sei – sondern auch der „Lieblingsdenker der Klimabewegung”. Breitling zeigte hierzu ein Foto: Auf dem ist die Aktivistin Luisa Neubauer bei einer Protestaktion in Lützerath zu sehen. In der Hand hält sie ein Buch des Philosophen. Für die Neuausgabe von „Das Prinzip Verantwortung” habe außerdem der frühere Vizekanzler und ehemalige Bundeswirtschaftsminister, Robert Habeck, das Nachwort geschrieben. Breitling, der in der Zeit von 2018 bis 2023 Vorsitzender der Hans-Jonas-Gesellschaft in Mönchengladbach war, erinnerte auch an das dunkle Kapitel nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten. 1933 verließ Jonas Deutschland nach deren Wahlsieg – und gelangte über London nach Israel.
Hans Jonas habe das Prinzip der Umweltethik entwickelt, das bis heute seine Aktualität nicht eingebüßt hat. Unter urbaner Kultur sei „mehr als das beschleunigte Leben der Großstädter” zu verstehen, so Breitling. Auch Themen wie Umweltzerstörung, Klimawandel und eine umweltfreundliche Stadtentwicklung gehörten dazu. Bei städtischen Initiativen hätten alle Bürger die Möglichkeit, mitzumachen. Natur- und Kulturpädagogen, ausgebildet an der Hochschule Niederrhein, an der der Professor für Ethik, Sozialphilosophie und Kulturtheorie tätig ist, sollten in Kitas und Schulen, aber auch in außerschulischen Einrichtungen umweltbewusstes Handeln fördern. Jonas‘ Grundgedanke im Zuge der „Ethik der Verantwortung” gehe davon aus, „dass alles Organische schon in niedersten Gebilden das Geistige vorbildet”. Das bedeute, dass der Mensch „in die natürliche Umwelt eingebunden wird wie andere Lebewesen auch”. Die besondere Herausforderung bestehe darin, dass der Mensch nachdenken könne – und somit in der Verantwortung sei.
Jonas‘ ökologischer Imperativ besage, dass sich der Mensch dafür einsetzen müsse, die Bedingungen für menschliches Leben auf der Erde zu erhalten. „Dazu gehören Frieden und eine einigermaßen intakte Umwelt.” Breitling ging in diesem Zusammenhang auch auf das Urban Gardening ein, das in der Vitusstadt von der Initiative „Blühendes Mönchengladbach” gefördert werde. Außerdem sprach er über den Begriff des „Guerilla Gardening”. Das heimliche Bepflanzen städtischer Flächen werde hier als Mittel des politischen Protests genutzt. Gleichzeitig sei damit auch ein Nutzen verbunden: Die Stadt werde verschönert – und manchmal könnten Produkte auch geerntet werden. In der Stadt verteilte Saatkugeln würden als „Guerilla-Bomben” bezeichnet.