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Europa liebt seine Detaildebatten. Erst der Streit um Plastikflaschen-Verschlüsse, jetzt der Plan, auf Empfehlung der WHO sogar Filterzigaretten zu verbieten. Bürokratie bis ins Kleinste – während sich eine weit ernstere Bedrohung ausbreitet: der Islamismus. Gemeint ist eine Ideologie, die religiöse Argumente benutzt, um Macht und Kontrolle zu erringen. Eine Ideologie, die Demokratie und persönliche Freiheit als Feind begreift – und Europa immer wieder trifft.

Eine Gefahr, die bleibt

Laut dem deutschen Bundesamt für Verfassungsschutz werden dem islamistischen Spektrum rund 10.500 Personen zugerechnet. EU-weit verzeichneten Sicherheitsbehörden zwischen 2010 und 2023 mehr als 160 Anschläge oder Anschlagsversuche mit islamistischem Hintergrund. Allein im Jahr 2023 wurden 14 Vorfälle registriert, fünf davon mit Toten. Diese Zahlen stammen aus offiziellen Lageberichten – und sie zeigen: die Bedrohung ist konstant, selbst wenn sie aus den Schlagzeilen verschwindet.

Jüngste Anschläge und vereitelte Pläne

Europa hat in den letzten zwei Jahren mehrere Attacken und vereitelte Anschlagsversuche erlebt:

2023 erschütterten Brüssel und Arras zwei tödliche Angriffe, in Paris starb ein Mann bei einem Messerattentat. Der Schussangriff in Brüssel auf schwedische Fußballfans im Oktober 2023 tötete zwei Menschen und verletzte einen weiteren, der Täter bekannte sich zum Islamischen Staat (IS). Im selben Jahr, im Oktober, ermordete ein 20-jähriger Angreifer in Arras einen Lehrer, der Angriff wurde ebenfalls als islamistisch motiviert eingestuft. Im Dezember 2023 wurde in Paris ein Mann durch einen Messerangriff getötet.

Im März 2024 verhinderten deutsche Ermittler einen geplanten Terroranschlag auf das schwedische Parlament, der von dschihadistischen Kräften geplant worden war. Und 2025 gab es in Mulhouse und München zwei Gewalttaten mit mutmaßlich islamistischem Hintergrund – eine davon forderte ein Menschenleben, die andere mehr als 30 Verletzte.

Ein weiteres gravierendes Beispiel: Der Solinger Anschlag (2024), bei dem ein 26-jähriger Syrer mehrere Menschen mit einem Messer angriff – drei Tote und mehrere Verletzte. Der Angriff wurde schnell als terroristisch motiviert eingestuft. Auch hier hatte der Täter Verbindungen zu dschihadistischen Netzwerken.

Aschaffenburg (22. Januar 2025): Ein 28-jähriger afghanischer Asylbewerber griff in einem Park eine Kindergartengruppe an. Dabei wurden ein 2-jähriger Junge und ein 41-jähriger Helfer getötet, mehrere weitere Personen, darunter ein 2-jähriges Mädchen und eine 59-jährige Erzieherin, wurden schwer verletzt. Der Täter hatte zuvor ein abgebrochenes Asylverfahren hinter sich und war ausreisepflichtig.

Diese Ereignisse belegen, dass die Gefahr längst nicht gebannt ist. Es wird zunehmend klar, dass der islamistische Extremismus weiterhin eine der größten Bedrohungen für die Sicherheit Europas darstellt. Auch wenn nicht jeder einzelne Täter in direkter Verbindung zu großen Terrororganisationen wie dem IS steht, so zeigt sich doch ein Alarmzeichen: Diese Anschläge sind keine Einzelfälle, sondern Teil eines globalen, radikal-islamistischen Netzwerks, das zunehmend dezentral agiert.

Auch Südtirol ist Teil des Sicherheitsbildes

Südtirol gilt nicht als Brennpunkt, doch es gibt Bezüge. 2015 deckten Ermittler eine Zelle des Netzwerks „Rawti Shax“ in Meran und Bozen auf – mutmaßliche Rekrutierer, die Kontakte zum irakisch-kurdischen Prediger Mullah Krekar hielten. Seitdem beobachten die italienischen Behörden mögliche Online-Radikalisierung genau. Der jüngste Bericht des italienischen Geheimdienstes DIS warnt vor „kleinen, flexiblen Zellen“, die sich über soziale Medien vernetzen. Auch das Innenministerium in Rom verweist auf steigende Zahlen sicherheitsbedingter Abschiebungen und Ermittlungen gegen Dschihad-Sympathisanten.

In Bozen finden regelmäßig Pro-Palästina-Demonstrationen statt und europaweit mahnen Fachleute, dass solche Kundgebungen von extremistischen Gruppen missbraucht werden könnten. Für Südtirol gilt daher: aufmerksam bleiben, bevor auch hier Attentate verübt werden.

Neue Spannung durch den Geiselaustausch und die Gefahr radikalisierter Flüchtlinge

Zusätzliche Unruhe bringt der jüngste Geisel- und Gefangenenaustausch zwischen Israel und der Hamas. Auf Vermittlung des US-Präsidenten Donald Trump kamen alle noch lebenden israelischen Geiseln frei – im Gegenzug entließ Israel rund 2.000 Palästinenser, darunter etwa 250 wegen terroristischer Taten Verurteilte.

Sicherheitsdienste warnen, dass einzelne Rückkehrer erneut aktiv werden könnten – nicht nur im Nahen Osten, sondern auch in Europa oder den USA, wo westliche Verbündete als Feindbild gelten. Frühere Fälle zeigen, dass zahlreiche Freigelassene später wieder Anschläge planten. Die Sorge ist real, auch wenn politische Hoffnung momentan dominiert.

Doch nicht nur die Rückkehr von freigelassenen Extremisten bereitet Sorgen. Sicherheitsbehörden warnen zunehmend vor einer Gefahr durch radikalisierte Flüchtlinge, die aus Krisengebieten wie Gaza nach Europa kommen. Diese Menschen sind vielfach beeinflusst durch radikale Ideologien.

Diese Entwicklung könnte sich auch auf Südtirol auswirken, wenn sich solche radikalisierten Elemente unter den Migranten verbergen. Europa muss sich dieser Bedrohung stellen und mit gezielten Sicherheitsmaßnahmen verhindern, dass Flüchtlinge zu einer weiteren Gefährdung der inneren Sicherheit werden.

Wer sich von Multikulti abgrenzt, ist nicht von islamistischem Extremismus betroffen

Es gibt jedoch Länder innerhalb Europas, die eine andere Perspektive auf das Problem haben. Länder wie Ungarn oder Polen, die sich klar auf ihre nationalen Interessen fokussieren und sich von der Idee einer grenzenlosen multikulturellen Gesellschaft abgrenzen, scheinen nicht von islamistischem Extremismus betroffen. Beide Nationen setzen stark auf nationale Sicherheitsstrategien und Migrationseinschränkungen – während viele andere EU-Staaten nach wie vor mit den Folgen einer offenen Migrationspolitik zu kämpfen haben.

Europa muss sich fragen, ob der Weg der Integration und offenen Grenzen wirklich der richtige ist, wenn die Gefahr durch islamistische Netzwerke weiterhin wächst. Auch Südtirol muss sich dieser Frage stellen.

Europa darf sich nicht in Detailregeln verlieren, während Extremisten das Vakuum nutzen. Der geplante Filter-Streit mag Symbolcharakter haben: Wir debattieren über Nebenschauplätze, aber die eigentliche Verteidigung unserer Werte erfordert Klarheit, Mut und Realitätssinn.
Auch Südtirol gehört zu diesem Europa – sicher, weltoffen, aber nicht immun. Freiheit lebt von Wachsamkeit.