Im Teilkeller lagern die Scheite, sie stammen von jenen Buchen und Eichen, die für den Bau gefällt werden mussten. Für eine Wärmepumpe wurde sicherheitshalber vorgerüstet, Photovoltaik wäre schwierig angesichts der vielen Baumkronen. Denn das 560-Quadratmeter-Grundstück war zuvor quasi Wildwuchs und noch nie bebaut ge­wesen – der Bauherr ermittelte vor dem Kauf mühsam monatelang, wo in der Welt die vielen Erb:in­nen verstreut waren.

Alle Innentüren krönen Bogen aus schwarz gebeizter Eiche  die Sichtachse zwischen zweien der vier Kinderzimmer im ersten...

Alle Innentüren krönen Bogen aus schwarz gebeizter Eiche – die Sichtachse zwischen zweien der vier Kinderzimmer im ersten Stock.

Clemens PoloczekInnen offenbart sich ein modernernachhaltiger Holzbau.

Innen offenbart sich ein moderner,nachhaltiger Holzbau.

Clemens PoloczekDer Zugang zum Gästezimmer im Dachgeschoss mit dramatisch inszeniertem Lichteinfall.

Der Zugang zum Gästezimmer im Dachgeschoss mit dramatisch inszeniertem Lichteinfall.

Clemens PoloczekLuftige Raumhöhe, minimale Möblierung, maßgefertigte Möbel

Eine Kaminskulptur mit Sitzbank prägt den Wohnraum, gegenüber steht ein robust-gemütliches No-Name-Sofa, zehn Jahre alt und nachwuchstauglich. Drei Stufen heben diese salle séparée leicht über den Bereich fürs Kochen und Essen, der mit drei Meter 40 Raumhöhe wunderbar luftig geplant ist – auch dort ist die Möblierung minimal, aber mit Sinn für besondere Einzelstücke wie den von einem Bran­den­burger Tischler maßgefertigten Esstisch oder den riesigen Kelim aus einem Kreuzberger Spezialteppichgeschäft.

Familienzuhause Berlin

Geborgenheit: Das Wohnzimmer prägt der eigens gefertigte, wassergeführte Dauerbrandofen mit Tadelakt-Sitzbank – einige Bäume, die dem Haus weichen mussten, heizen ihn nun.

Clemens Poloczek

Traditionen, modern und einmal anders interpretiert

In der Küche, entworfen von Atelier ST, hat eine Rocket-Siebträgermaschine – die Premium-Klasse für Espressio­nisten – Platz genommen vor dem breiten Panoramafenster zur stillen Straße hinter einer neu gepflanzten Wildfruchthecke. Fast fünf Meter lang erstreckt sich eine der beiden Glasbogentüren im Esszimmer; davor liegt die Terrasse aus klassischen Handstrich-Pflasterriegeln – aber nicht liegend, sondern hochkant verlegt. „Die Ziegel wurden in meiner niedersächsischen Heimat hergestellt. Mein Mann hatte die Idee, sie anders als üblich zu verlegen“, erzählt die Bauherrin. „Verbindendes Element aller Räume im Erdgeschoss sind die Fensteröffnungen in Kreis-, Halbkreis- und gegliederten Rechteck­formen“, erklärt der Architekt. „Sie zitieren spielerisch architektonische Elemente des Art déco, das zur Entstehungszeit der Siedlung noch modern war.“ Von 1918 bis Ende der Zwanzigerjahre hatten die Brüder Max und Bruno Taut (mit verschiedenen Kollegen) ­diese Anlage, benannt nach der Revierförsterei Eichkamp, geplant – Max wohnte hier selbst, ebenso Brunos verschmähte Ehefrau und ­deren Nachfahren bis 1999.