Kiel. Seit rund vier Monaten ist der Bereich des Ostuferhafens in Kiel von der Landespolizei als Kontrollort eingestuft. Bislang sieht sich die Polizei bestätigt in diesem Schritt – auch wenn die Zahl der Delikte nicht mit anderen Kontrollorten vergleichbar ist.
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Die Einstufung zum Kontrollort bietet der Polizei die rechtliche Grundlage, vor Ort verdachtsunabhängig Personen zu kontrollieren. Für den Ostuferhafen in Kiel war eine Auswertung von Straftaten über rund 16 Monate die Grundlage für die aktuelle Regelung. Sie soll noch bis Jahresende Bestand haben. Ob eine Verlängerung notwendig wird, werde rechtzeitig vor Ablauf geprüft, sagt Jan Winkler, Sprecher im Landespolizeiamt (LPA).
Der Ostuferhafen Kiel ist nicht vergleichbar mit stark frequentierten, urbanen Plätzen.
Jan Winkler
Sprecher Landespolizeiamt
Nach seinen Angaben lag die Zahl der Delikte, die zur Einstufung des Ostuferhafens zum Kontrollort geführt hat, im mittleren zweistelligen Bereich – darunter Straftaten wie besonders schwere Diebstähle, Hehlerei oder Urkundenfälschung.
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Dass die Zahl der Delikte auf den ersten Blick keine Einstufung als Kontrollort nahelegt, hat laut LPA vor allem zwei Gründe. Zum einen liegt es am Ort selbst. „Der Ostuferhafen Kiel ist nicht vergleichbar mit stark frequentierten, urbanen Plätzen“, sagt Sprecher Winkler.
Deshalb ist der Ostuferhafen ein spezieller Kontrollort
Während vermehrte Kontrollen auf solchen Plätzen schnell zu einem erhöhten Kontrolldruck bei entsprechender Klientel führen, gibt es im Ostuferhafen „keine feste Gruppe wiederkehrender Personen“, sagt Winkler. Kontrollen könnten so nur in einer langsameren Taktung und weniger häufig durchgeführt werden.
Ein zusätzlicher Faktor sei die Art der Straftaten. „Der Straftatbestand der Hehlerei beinhaltet regelmäßig Verbindungen zu bereits bestehenden Ermittlungsverfahren“, nennt der LPA-Sprecher ein Beispiel. Es kann also sein, dass Straftaten, die am Ostuferhafen festgestellt werden, andernorts in der Statistik landen.
Polizei geht von hoher Dunkelziffer an Straftaten aus
Zudem sind die Zahlen der Landespolizei zu Delikten vor Ort nicht die einzigen. Auch für Zoll und Bundespolizei ist der Ostuferhafen ein Einsatzgebiet. Während die Bundespolizei den Grenzverkehr im Blick hat, kontrolliert das Hauptzollamt Kiel die Lkw und Trailer auf den Fährverbindungen, Schwerpunkt Schmuggelware und Tabakwaren.
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Ein weiterer Punkt für die Einstufung als Kontrollort dürfte sein, dass die Polizei von einer hohen Dunkelziffer an Delikten am Ostuferhafen ausgeht. Im Frühsommer waren während einer Kontrolle entwendete Außenbordmotoren und hochwertige Elektrowerkzeuge gefunden worden, die aus dem Hafen heraus verschifft werden sollten. Zudem hatte man Hinweise darauf, dass hochwertige Fahrräder aus dem Ostuferhafen abtransportiert werden.
Auch wenn sich die Einrichtung des Kontrollorts am Ostuferhafen nach vier Monaten nicht in einer hohen Zahl an erfassten Straftaten niederschlägt, hält man die Maßnahme bei der Polizei nach wie vor für richtig. Man könnte auch sagen: Die Landespolizei möchte sich mit dem Ostuferhafen nun einen Bereich anschauen, den man vorher nicht so sehr im Fokus hatte, und mehr Licht in die ungeahnte Dunkelziffer bringen.
Die Kontrollen bestärken die Behörde bei ihrem Vorhaben. Denn weiterhin stoßen die Beamten dabei auf Straftaten wie besonders schwere Diebstähle, Hehlerei oder Urkundenfälschung, die den sogenannten Kontrolldelikten zugeordnet werden. Heißt: Je mehr gesucht wird, desto mehr wird gefunden. „Die getätigten Feststellungen im Rahmen der gezielten Kontrolltätigkeiten bestätigen uns, dass die Maßnahme richtig und wichtig ist“, sagt Jan Winkler.
KN