Es war eine Sorge, die in der Region heftige Wellen schlug: Steht die Intercity-Verbindung zwischen Stuttgart und Nürnberg über die Remsbahn vor dem Aus? Diese Befürchtung hatten Anfang Oktober vier CDU-Abgeordnete aus dem Rems-Murr-Kreis öffentlich gemacht – namentlich die Bundestagsabgeordneten Inge Gräßle und Christina Stumpp sowie die Landtagsabgeordneten Staatssekretär Siegfried Lorek und Christian Gehring.

Bahn gibt Entwarnung: Kein Aus für IC-Strecke Stuttgart-Nürnberg

Doch nun die Wendung: Wie Clarissa Freundorfer, die Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn für Baden-Württemberg, im Auftrag von Palla in einem Schreiben mitteilt, handelt es sich bei den Gerüchten um nichts weiter als ein Kommunikationsmissverständnis.

Bahnchefin Evelyn Palla Foto: Christoph Soeder/dpa

„Die DB Fernverkehr hat keine Pläne, die IC-Linie Stuttgart–Nürnberg einzustellen“, heißt es unmissverständlich in der Antwort der Bahn. Die Befürchtungen seien unbegründet, betont Freundorfer – Fernverkehrs-Vorstand Michael Peterson habe bei einem betreffenden parlamentarischen Frühstück keine entsprechenden Aussagen gemacht. Offenbar sei die Aussage über rückläufige Fahrgastzahlen fehlinterpretiert worden.

Rückgang im Fernverkehr wegen Homeoffice und Deutschlandticket

Die Zahlen sprechen für sich: Seit 2019 ist die tägliche Verkehrsleistung auf der Strecke um rund 30 Prozent gesunken – Gründe dafür sind laut Bahn unter anderem die Zunahme von Homeoffice und die Abwanderung zum stark subventionierten Nahverkehr, etwa durch das Deutschlandticket. Doch statt Rückzug plant die Bahn eigenen Angaben zufolge eine Aufwertung der Verbindung.

Im Fahrplan 2026 werde die Verbindung sogar verbessert, versichert die Bahn. Durch veränderte Anschlüsse in Nürnberg solle etwa die Reisezeit von Schwäbisch Gmünd nach Berlin um bis zu 40 Minuten verkürzt werden.

Auch zwischen Stuttgart und Berlin könnte die Gesamtzeit mit Umstieg in Nürnberg bald attraktiver sein als die bisherige ICE-Direktverbindung über Frankfurt. „Wir erwarten eine stärkere Inanspruchnahme der Linie“, schreibt Freundorfer – eine klare Kampfansage gegen die sinkenden Nutzerzahlen.

ICE-Sprinter über die Murrbahn bleibt Reizthema

Ein zweiter Streitpunkt bleibt allerdings umstritten: Der geplante ICE-Sprinter zwischen Stuttgart und Berlin, der einmal täglich ohne Halt in der Region über die Murrbahn rauschen soll. Die Sorge: Dieser Zug könnte den ohnehin überlasteten Nahverkehr weiter ausbremsen.

Doch auch hier gibt sich die Bahn diplomatisch: „Änderungen am dichten Fahrplangefüge müssen eng abgestimmt werden“, betont die Konzernbevollmächtigte – man habe sich frühzeitig mit dem Aufgabenträger des Nahverkehrs verständigt. Der ICE-Sprinter sei ein lang gehegter Wunsch, nicht nur aus Stuttgart, sondern auch seitens des Landes Baden-Württemberg.

Politik gefordert: Murrbahn-Ausbau bleibt auf der Strecke

Die Bahn verweist allerdings auch auf strukturelle Grenzen: Die Murrbahn ist weiterhin eingleisig, ein vollständiger zweigleisiger Ausbau nicht im Bundesverkehrswegeplan enthalten. Derzeit seien lediglich einzelne Nahverkehrsmaßnahmen im Rahmen des Deutschlandtakts vorgesehen. Für mehr sei die Politik am Zug – wörtlich.

„Eine Initiative zum Ausbau der Strecke in Richtung Bund muss aus dem politischen Raum kommen“, so Freundorfer. Ein klares Signal an die Abgeordneten, die nun ihrerseits Druck machen müssten, wenn sie tatsächlich einen nachhaltig besseren Bahnbetrieb auf der Murrbahn wollten.

Bahn will optimieren statt abbauen: CDU feiert Teilerfolg

Für die CDU-Abgeordneten bedeutet das Antwortschreiben zumindest einen Teilerfolg. Die befürchtete Streichung ist vom Tisch, im Gegenteil: Die Bahn will optimieren statt abbauen. Doch die offenen Baustellen – buchstäblich wie politisch – bleiben.

Das System Bahn in der Region steht weiterhin unter Spannung: marode Infrastruktur, eingleisige Flaschenhälse, neue Züge ohne Halt. Dass Fern- und Nahverkehr sich nicht gegenseitig blockieren, bleibt eine Frage der Kompromissfähigkeit – und der Investitionsbereitschaft von Bund und Ländern.