Standdatum: 26. Oktober 2025.
Autorinnen und Autoren:
Alexander Schnackenburg
Eine „Laut gegen Rechts“-Demo vor dem Bremer Rathaus im Februar. Sie wurde von denselben Initiatoren ausgerichtet, die hinter der „Wir alles sind das Stadtbild“-Demo stehen.
Bild: Radio Bremen | Inès Schumann
Am Sonntag soll unter dem Motto „Wir alle sind das Stadtbild“ demonstriert werden. Die Initiatoren werfen dem Bundeskanzler rassistische Aussagen vor. Bremens CDU-Chef weist das zurück.
Die umstrittene Stadtbild-Aussage von Bundeskanzler Friedrich Merz sorgt weiter für Aufregung. In den letzten Tagen hatte Merz seine Äußerungen noch einmal präzisiert. Im öffentlichen Bild deutscher Städte störten ihn Migranten ohne Aufenthaltsrecht und Arbeit, die sich nicht an die in Deutschland geltenden Regeln halten. Menschen mit Migrationshintergrund seien dagegen „ein unverzichtbarer Bestandteil unseres Arbeitsmarkts“, so Merz am Mittwoch in London. „Wir brauchen auch in Zukunft Einwanderung. Das gilt für Deutschland wie für alle Länder der Europäischen Union.“
Vom Tisch ist das Thema deswegen aber noch nicht – schon gar nicht für ein Bremer Bündnis, das für Sonntag, 26. Oktober, ab 16 Uhr zu einer Demo auf dem Bremer Domhof aufruft. „Wir alle sind das Stadtbild“ lautet das Motto der Kundgebung des Bündnisses, das sich aus Attac Bremen, den Omas gegen Rechts, Fridays for Future, den „KulturPflanzen“, Laut gegen Rechts Bremen und SUN zusammensetzt.
Benutzt Merz die Frauen?
„Ein nachträgliches Relativieren und ein Zurücknehmen der diskriminierenden Aussage macht den Schaden nicht ungeschehen“, erklärt Eva Gliem von den Omas gegen Rechts im Namen des Bündnisses, weshalb die Demo trotz der neuen Aussagen von Merz wichtig sei. Gliem wirft dem Kanzler vor, mit seiner Aussage Hass und rassistische Bilder geschürt zu haben.
Auch lege Merz mit seinen Worten den Schluss nahe, dass ein Stadtbild ohne Migranten wünschenswert sei. Zudem kriminalisiere er – entgegen der Kriminalstatistik – pauschal Menschen mit Migrationshintergrund und benutze Frauen für seine rassistischen Äußerungen, so Gliem weiter.
Mit Blick auf Migranten und geplante Rückführungen hatte Merz vorige Woche gesagt: „Wir haben natürlich immer noch im Stadtbild dieses Problem.“ Später ergänzte er: „Wir müssen daran etwas ändern. Fragen Sie Ihre Kinder, fragen Sie Ihre Töchter, fragen Sie im Freundes- und Bekanntenkreis herum. Alle bestätigen, dass das ein Problem ist, spätestens mit Einbruch der Dunkelheit.“
Proteste und Rückendeckung für die Aussage
Ein Proteststurm war die Folge. So hatten binnen 24 Stunden mehr als 120.000 Menschen eine Petition mit dem Titel „Wir sind die Töchter“ unterschrieben. Einige Tausend Menschen demonstrierten zudem unter demselben Slogan am Dienstag vor der CDU-Parteizentrale in Berlin.
Rückendeckung dagegen erfuhr Merz aus der Bremer CDU. So sagte ihr Vorsitzender Heiko Strohmann gegenüber buten un binnen und Bremen Zwei, dass Merz seine Äußerungen nicht rassistisch gemeint habe.
Ich glaube, er hat mal wieder in seiner eigenen Art ein Problem angesprochen, das wichtig ist, aber hat es vielleicht etwas unglücklich formuliert.
Heiko Strohmann, Vorsitzender der Bremer CDU
Auch in Bremen seien einige Menschen durch offene Grenzen in die sozialen Systeme gelangt, um die man sich Gedanken machen müsse: „Wir haben viel zu spät darauf reagiert, wie man mit Zuwanderung europäisch umgeht. Wir müssen die Drittstaaten-Lösung finden“, so Strohmann.
Die Initiatorinnen und Initiatoren der Bremer Demo überzeugt das nicht. In einer Zeit, in der Ausgrenzung, Hass und rechte Hetze wieder laut würden, sei es wichtig, gegen ein weiteres Spalten der Gesellschaft aufzustehen, schreiben sie in ihrem Aufruf zur Demo. Sie hoffen für Sonntag auf mindestens 2.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Bild: dpa | Focke Strangmann
Quelle:
buten un binnen.
Dieses Thema im Programm:
buten un binnen, 26. Oktober 2025, 19.30 Uhr

