
Russland hat nach den Worten von Präsident Putin einen neuartigen, atomgetriebenen Marschflugkörper getestet und will die Waffe nun stationieren. „Burewestnik“ ist ihm zufolge unbesiegbar und kann 14.000 Kilometer zurücklegen.
Die russische Armee hat laut Staatschef Wladimir Putin Tests mit dem neuartigen, nuklear angetriebenen Marschflugkörper „Burewestnik“ abgeschlossen. Das erklärte Putin in einem heute vom Kreml veröffentlichen Video eines Treffens mit Militärvertretern. Die Rakete soll demnach nun stationiert werden.
Die atomwaffenfähige Rakete vom Typ 9M730 „Burewestnik“ („Sturmvogel“) könne jedes Abwehrsystem umgehen, sagte Putin. Generalstabschef Waleri Gerassimow habe ihm mitgeteilt, dass die Rakete bei dem Testflug 14.000 Kilometer zurückgelegt habe und etwa 15 Stunden in der Luft gewesen sei. Die „technischen Merkmale“ der „Burewestnik“-Marschflugkörper machten es möglich, sie mit „gesicherter Präzision gegen hochgeschützte Ziele in beliebiger Entfernung einzusetzen“, hieß es weiter. Putin habe Gerassimow angewiesen, die Vorbereitungen für die Stationierung des Marschflugkörpers zu treffen.
Erst am Mittwoch hatte Russland parallel zu einer laufenden Atomübung der NATO in Europa ein eigenes großangelegtes Manöver seiner strategischen Nuklearstreitkräfte gestartet.
Putin: Rakete ist „unbesiegbar“
Russland bezeichnet den neuartigen Flugkörper aufgrund seiner nahezu unbegrenzten Reichweite und unvorhersehbaren Flugbahn als „unbesiegbar“ für gegenwärtige und zukünftige Raketenabwehrsysteme. „Es ist eine einzigartige Waffe, die niemand sonst auf der Welt hat“, sagte Putin. Russische Spezialisten hätten ihm einst gesagt, die Waffe sei wahrscheinlich nie realisierbar. Doch nun seien die „entscheidenden Tests“ abgeschlossen.
Putin hatte die Entwicklung der „Burewestnik“-Marschflugkörper bereits im Jahr 2018 angekündigt. Damals hatte er erklärt, die Waffen könnten fast alle Flugabwehrsysteme überwinden.
Russland und die USA verfügen zusammen über etwa 87 Prozent des weltweiten Bestands an Atomwaffen. Nach Angaben der Federation of American Scientists (FAS) besitzt Russland 5.459 Atomsprengköpfe, die USA 5.177.
Was ist über „Burewestnik“ bekannt?
Der Atomantrieb der Rakete ist Experten zufolge so ausgelegt, dass sie weiter und länger fliegen kann als herkömmliche Triebwerke, die durch die Menge an Treibstoff, die sie mitführen können, begrenzt sind. Dadurch könnten „Burewestniks“ längere Zeit „herumkreisen“, bevor sie ein Ziel treffen.
Die Nuclear Threat Initiative, eine in den USA ansässige gemeinnützige Sicherheitsorganisation, sagte, der Flugkörper könne möglicherweise tagelang in der Luft bleiben: Im Einsatz würde die „Burewestnik“-Rakete einen oder mehrere Atomsprengköpfe transportieren, „in geringer Höhe um den Globus kreisen, Raketenabwehrsysteme umgehen, Geländehindernissen ausweichen und die Sprengköpfe an einem oder mehreren schwer vorhersehbaren Orten abwerfen“, hieß es in einem Bericht aus dem Jahr 2019.
Westlichen Experten zufolge hatte die „Burewestniks“ in der Vergangenheit eine schlechte Testbilanz mit zahlreichen Fehlschlägen. Im Jahr 2019 kamen mindestens fünf russische Nuklearspezialisten bei einer Explosion und Freisetzung von Strahlung während eines Experiments im Weißen Meer ums Leben. US-Geheimdienstquellen vermuteten, dass dies Teil eines Tests der Marschflugkörper war.