Stand: 26.10.2025 11:56 Uhr

Heute empfängt Eintracht Braunschweig den Erzrivalen Hannover 96 in der 2. Liga zum Niedersachsenderby. Die Rollenverteilung ist klar: Die „Roten“ sind der Favorit, der BTSV hat Außenseiterchancen.

von Tobias Knaack

Die Eintracht kann es im Prinzip gleich lassen. Spielanlage, Qualität im Ballbesitz und taktische Reife sprechen – schaut man auf die bisherige Saison – so eindeutig für Hannover, dass man die Partie eigentlich gar nicht anpfeifen braucht. Punkte verpacken, Schleifchen dran und in die Landeshauptstadt schicken. Fertig.

Das stimmt natürlich nicht. Weil es dem sportlichen Ehrgeiz widerspricht. Weil es gerade in derartig emotionalen Begegnungen wie dem Niedersachsenderby immer „eigene Gesetze“ gibt. Und weil die Braunschweiger in den jüngsten Derbys – zumal zu Hause – getreu dem Motto „Du hast keine Chance – also nutze sie“ durchaus erfolgreich waren. Seit drei Partien sind die „Löwen“ gegen 96 in Heimspielen ungeschlagen, haben in diesen Spielen (1:0, 0:0, 2:0) noch nicht einmal einen Gegentreffer hinnehmen müssen.

96 Favorit, Braunschweig mit Außenseiterchancen

Hannover kann es also auch gleich lassen. Punkte verpacken, Schleifchen dran, Rückreise in die Landeshauptstadt. Fertig. Auch das stimmt vor dem neuerlichen Aufeinandertreffen heute (13.30 Uhr, im NDR Livecenter) natürlich nicht. Die Rollenverteilung aber ist vor der Partie im Stadion an der Hamburger Straße einmal mehr klar: Hannover ist der eindeutige Favorit, Braunschweig hat (gute) Außenseiterchancen.

Polizei vor dem Eintracht-Stadion

Das hitzige Duell Braunschweig gegen Hannover wird in einem nahezu vollbesetzten Stadion stattfinden. Clubs und Fans stehen aber unter scharfer Beobachtung.

Die Datenesxperten des Global Soccer Networks (GSN) beschreiben das Duell als einen „Fußballkontrast in Reinform: Braunschweig will den Kampf, Hannover den Ball“. Und etwas martialisch angehaucht fügen sie an, dass für die Eintracht von Trainer Heiner Backhaus „der Weg zum Sieg nur über Zerstörung und Effizienz“ führe.

Braunschweig muss Chaos erzeugen – Hannover muss es vermeiden.“

Analyse des Global Soccer Networks

Oder anders formuliert: „Braunschweig muss Chaos erzeugen – Hannover muss es vermeiden.“ Denn – umgekehrt – geht es für die Gäste um Trainer Christian Titz darum, „Geduld und Struktur“ zu wahren. Die klare Analyse der GSN-Experten: „Der Ausgang hängt nicht von Zufall oder Tagesform ab, sondern davon, wem es gelingt, dem Spiel seinen Rhythmus aufzuzwingen.“

Die GSN-Analyse deckt sich mit der von Titz und seinem Trainerteam: „Wir treffen auf eine Mannschaft, die versucht Stress reinzubringen und vorne hoch anläuft. Mit Ball versuchen sie tief zu spielen. Es ist auch klar, dass sie versuchen, Körperlichkeit mit reinzubringen.“

Video:
Eintracht Braunschweig – Hannover 96: Das sagen die NDR Reporter zum Derby (18 Min)

BTSV macht sich heiß mit Ultra-Besuch

Eben jener BTSV hat sich am Donnerstag nochmal zusätzlich heiß gemacht, als Coach Backhaus und die Mannschaft zur Einstimmung bei den Ultra-Fans waren. „Da wurde eine klare Erwartung ausgesprochen.“ Das Abschlusstraining findet am Sonnabend öffentlich vor den Anhängern im Eintracht-Stadion statt. „Es wäre gelogen, wenn man nicht spüren würde, dass es ein besonderes Spiel ist“, sagt der Eintracht-Trainer.

Nach dem 2:1-Sieg in Düsseldorf ist Braunschweig im Aufwind und geht mit Selbstvertrauen in die Partie. „Ich sehe die Mannschaft top-motiviert, immer“, sagte Backhaus. Und auch sprachlich ist der Neu-Coach der „Löwen“ durchaus angriffslustig, als er anfügt: „Aber jetzt ganz besonders gegen die ‚Roten‘.“

Ermin Bicakcic von Eintracht Braunschweig (M.) kämpft mit Nicolo Tresoldi (r.) und Andreas Voglsammer von Hannover 96 um den Ball

Der ehemalige Eintracht-Kapitän hat sechs Mal in seiner Karriere gegen Hannover 96 gespielt. Und obwohl er nicht mehr für den BTSV aufläuft, lässt ihn das Derby nicht los.

Zwei Teams, zwei unterschiedliche Ziele

Die unterschiedlichen Bestrebungen lassen sich laut GSN mit Blick auf den Spielverlauf klar formulieren: „Wenn das Tempo sinkt und die Räume eng werden, hat Braunschweig eine Chance.“ Der BTSV wird also viel dafür tun (müssen), 96 nicht in einen „Flow“, in einen Spielrhythmus, kommen zu lassen. Eine gesteigerte Emotionalität – auch von den Rängen – könnte wie schon bei den jüngsten Derbys im Stadion an der Hamburger Straße somit zum Erfolgsfaktor für die Eintracht werden.

Hannover hingegen wird mit aller Macht versuchen, die Kontrolle zu behalten, die Ruhe zu bewahren und sich Räume und Chancen zu erarbeiten. Dann, so die GSN-Experten, „wird sich Qualität durchsetzen“.

Für Titz ist es von daher eine Art „Mischkalkulation“, mit der er und sein Team siegen wollen: „Wir wollen mit unserer Art des Spiels reingehen. Es wichtig, dass wir klar bleiben im Spielaufbau und trotzdem auch die Zweikämpfe annehmen.“ Nach zuletzt einigen Standardgegentoren heißt das auch, „sehr konsequent in der Defensive“ zu verteidigen – „und vorne unsere Möglichkeiten fokussiert zu verwerten“. Denn auch da haben die „Roten“ nach zuletzt nur fünf Punkten aus fünf Partien Nachholbedarf.

Mögliche Aufstellungen

Eintracht Braunschweig: Hoffmann – Ehlers, Köhler, Breunig – Aydin, Flick, Di Michele Sanchez – Tempelmann, Marie – Conteh, Yardimci
Hannover 96: Noll – Ghita, Tomiak, Blank – Matsuda, Leopold, Neubauer – Taibi – Chakroun, Rochelt – Källman

Flaggen und Fahnen von Eintracht Braunschweig in einer Fankurve

Der Fußball-Zweitligist zog am Freitag Konsequenzen aus zwei rechtsextremen Vorfällen und sprach zwei bundesweite Stadionverbote für die Dauer von zwei Jahren aus.

Sidi Sané von Eintracht Braunschweig

Der Fußball-Zweitligist aus Niedersachsen hat mit einem möglichen Rassismus-Vorfall zu kämpfen. Die Polizei ermittelt, der Verein prüft Sanktionen.

Fans von Hannover 96 zünden im Niedersachsenderby bei Eintracht Braunschweig Pyrotechnik

Am Sonntag tritt Eintracht Braunschweig gegen Hannover 96 an. Im Straßenverkehr und im ÖPNV kommt es zu Einschränkungen.