Spenge. César hat sich an diesem Nachmittag extra ausgehfein gemacht. Im schicken roten Pullover dreht er ein paar Runden durch den herbstlichen Garten. Das geht zwar nicht mehr so schnell wie früher und er ist auch ein wenig wackelig geworden auf den kurzen Beinchen – aber ein bisschen frische Luft kann auch im hohen Alter nicht schaden. Der Senior ist gerade 18 geworden – für einen Dackel wie César ein geradezu biblisches Alter. „Wir vermuten, er ist der älteste Dackel in Spenge“, sagt sein Herrchen Heik Markosyan.
Seit er ein Welpe war, lebt César bei den Markosyans. Für Heiks Mutter Irina Kalashyan war es mehr als eine Überraschung, als der kleine Vierbeiner 2007 plötzlich und völlig unerwartet auf der Matte stand. Ihr Mann Vahe Markosyan war mit den beiden Kindern Heik und Milena klammheimlich zum Züchter gefahren und hatte den Dackel-Welpen zu sich nach Hause geholt.
Nach der ersten Überraschung war es jedoch auch bald um seine Frau Irina geschehen. „Ich habe mich sehr schnell in ihn verliebt. Er hat mich mit seinen Dackelaugen angeschaut und da war ich in der Falle“, sagt sie lachend und drückt den Hunde-Opa liebevoll an sich. Dem gefallen die Streicheleinheiten sichtlich.
Diesen ausgefallenen Namen hatte César als Welpe
„César“ – so hieß der Kurzhaardackel nicht immer. Der Züchter habe ihm ursprünglich den Namen „Mint Hill Apple Jack“ gegeben. „Eigentlich ein schöner Name“, findet Irina Kalashyan. „Aber zu lang“, ergänzt ihr Sohn Heik lachend.
Wie die Wahl schließlich auf den Namen „César“ fiel? Durch eine Fernsehwerbung für Hundefutter, sagt Vahe Markosyan lachend.
Während ihr Dackel heute gern mal ein Schläfchen macht – am liebsten eingehüllt in eine kuschelige Decke – sei er als „junger Mann“ recht abenteuerlustig und erkundungsfreudig gewesen, erzählt die 51-Jährige. Und er ist auch gern mal ausgebüxt: „Sobald die Tür auf war, hat er die Chance ergriffen“, sagt ihr Sohn lachend. Einmal hätten sie ihn sogar bei einem Friseur abholen müssen, der ihn aufgelesen habe.
Dass Dackel César heiß geliebt wird von seiner Familie, zeigt sich im Zuhause der Markosyans deutlich. Mama Irina trägt eine Kette mit Dackel-Anhänger, auf Esstisch und Sideboards stehen Dackel-Figuren, es gibt Tassen und Kissenbezüge mit entsprechendem Motiv – und selbst der Türstopper hat die Form eines Dackels. „Wir bekommen ganz viele Geschenke in Dackelform“, berichtet die 51-Jährige und schiebt augenzwinkernd hinterher: „Irgendwann muss ich wahrscheinlich ein Museum aufmachen.“

Heik Markosyan (l.), Mutter Irina Kalashyan und Vater Vahe Markosyan mit Dackel César im heimischen Garten in Spenge.
(© Mareike Patock)
Was sie besonders an ihrem Hund lieben? Bei Heik Markosyan kommt die Antwort blitzschnell: „Alles“, sagt der 23-Jährige. Er sei noch im Kindergarten gewesen, als sie César damals vom Züchter geholt hätten. „Er hat mich mein ganzes Leben begleitet und hat alles mit mir mitgemacht – wie eine Art Bruder.“
Ein echter Charakterhund
Früher, als César noch so richtig in Amt und Würden war, war er immer schon früh auf den Beinen – und hat seine Familie auch gern morgens geweckt. Auch an den Wochenenden. „Da hat er um 7.30 Uhr schon an der Tür gekratzt oder ist direkt reingekommen, wenn sie offen stand“, sagt Heik.
Gern sei ihr Vierbeiner auch immer im heimischen Garten unterwegs gewesen. Und andere Hunde anbellen – das sei für ihn auch stets ein großer Sport gewesen. „Das ist halt sein Revier hier“, erklärt Vahe Markosyan. Ohnehin sei César immer ein echter Charakterhund gewesen, ergänzt seine Frau. „Wie Dackel eben so sind.“
Heute geht alles etwas langsamer
Heute, mit 18, geht alles etwas langsamer zu in Césars Leben. Lange Spaziergänge sind nicht mehr drin, dafür ist viel Schlafen angesagt. Auch das Fell des Vierbeiners ist inzwischen grauer geworden und die Augen spielen nicht mehr so richtig mit. „Aber seine Ärztin sagt, es geht ihm sonst gut.“
Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Dackels liegt nach Internetrecherchen bei 12 bis 14 Jahren. Dass César mit seinen 18 Lenzen mal ein so biblisches Alter erreichen würde, hätten sie niemals gedacht, sagt ihr Mann Vahe. Aber sie seien darauf „sehr stolz“. Sein Sohn Heik ergänzt: „Ich kenne keinen Hund aus der Umgebung, der so alt ist.“

Césars 18. Geburtstag wurde mit einer Torte gefeiert.
(© Familie Markosyan)
Entsprechend hat es an Césars Geburtstag vergangenen Sonntag eine kleine Party gegeben. Inklusive Torte mit „18“-Orden. Den hat der Kurzhaardackel übrigens vor ein paar Jahren schon mal Probe getragen – als Tochter Milena volljährig wurde.
Ein bisschen scheint ein langes Leben auch in Césars Familie zu liegen: „Der Papa ist auch alt geworden – 19 Jahre“, erzählt Irina Kalashyan. „Da weiß man also, wo die Gene herkommen.“