Stand: 26.10.2025 11:26 Uhr

Ermin Bicakcic, ehemaliger Kapitän von Eintracht Braunschweig, hat sechs Mal in seiner Karriere gegen Hannover 96 gespielt. Und obwohl er nicht mehr für den BTSV aufläuft, lässt ihn das Niedersachsenderby nicht los.

von Robert Witt und Tobias Knaack

Schon nach wenigen Momenten ist klar: Man kann Ermin Bicakcic vielleicht aus dem Derby kriegen, das Derby aber auf keinen Fall aus Ermin Bicakcic. Denn während Hannovers Trainer Christian Titz Mitte der Woche betonte, es wäre nicht gut, zu früh „eine Hitzigkeit aufzubauen“, verspürte der Bosnier schon am Donnerstag eine „positive Nervosität“. Und das, obwohl er nicht mehr für die Eintracht auf dem Rasen stehen wird, wenn die Partie heute (13.30 Uhr, im NDR Livecenter) angepfiffen wird.

Zweimal war Bicakcic bei der Eintracht – von 2012 bis 2014 und von 2023 bis zum vergangenen Sommer – und hat sechs Derbys miterlebt. Für ihn habe die Partie gegen 96 schon immer früh ihre Schatten vorausgeworfen, erzählte der ehemalige BTSV-Kapitän dem NDR: „Das war bei mir teilweise zwei, drei Wochen vorher, dass ich wusste, dass das Derby auf dem Plan steht.“ Da habe er, bei aller akribischen Vorbereitung auf die noch dazwischenliegenden Spiele und Gegner, schon „ein wenig auf das Derby geschielt“.

„In der Woche vor dem Derby hast du mich nicht mehr in der Stadt gesehen.“

Ex-BTSV-Kapitän Ermin Bicakcic

Wie sich die Stimmung in der Stadt während dieser Zeit – und speziell in den Tagen davor – aufgebaut hat, könne er im Prinzip nicht beurteilen, sagte Bicakcic, denn: „In der Woche vor dem Derby hast du mich nicht mehr in der Stadt gesehen.“ Und wenn, dann nur kurz für „das Nötigste“. Er habe viel mehr schon versucht, sich in die Begegnung „reinzudenken“.

Mentale Vorbereitung spielt für Bicakcic große Rolle

Eine Derby-Woche sei für ihn persönlich daher auch eine „andere mentale Belastung“ gewesen. Vor allem habe es ihm geholfen, sich „schon positive Ausgänge von dem Spiel auszumalen“ mit dem Ziel, „maximal vorbereitet zu sein und keinen negativen Gedanken zuzulassen“.

Er sei da häufig derart im Tunnel gewesen, gerade während der Begegnungen, „dass ich im Nachhinein oft gar nicht wusste, was abgelaufen ist und was passiert ist“.

Video:
Eintracht Braunschweig – Hannover 96: Das sagen die NDR Reporter zum Derby (18 Min)

Dass sein ehemaliger Teamkollege Fabio Kaufmann zuletzt äußerte, nicht zu früh zu viel Energie und gedankliche Kraft auf die Partie zu legen, versteht der 35-Jährige. Gerade weil er glaubt, „dass es bei jedem unterschiedlich ist“. Für sich selbst habe er mit seiner Herangehensweise die Qualität seiner Leistungen in den Spielen gegen 96 steigern können – und diese in die Mannschaft eingebracht.

Denn um als Team ein erfolgreiches Derby bestreiten zu können, sei das Entscheidende aus seiner Sicht, „kollektiv und gemeinschaftlich aufzutreten“ – in seinem Fall für die „Löwen“.

Hoffen auf ein friedliches und stimmungsvolles Derby

Mit Blick auf die Rivalität auf den Rängen appelliert Bicakcic an die Fans beider Vereine, nicht über die Stränge zu schlagen: „Wir haben alle erlebt, wenn es ein Derby mit Einschränkungen gibt. Und das nimmt ein Stück weit den Charakter.“ Daher hofft er, dass sich am Sonntag in Braunschweig „alles in Grenzen hält“.

Polizei vor dem Eintracht-Stadion

Das hitzige Duell Braunschweig gegen Hannover wird in einem nahezu vollbesetzten Stadion stattfinden. Clubs und Fans stehen aber unter scharfer Beobachtung.

Schlechte sportliche Erinnerungen an seine Derbys gegen die „Roten“ habe er nicht, sagte Bicakcic, wichtig sei einfach, „sich den A… aufzureißen“ – und auch „dankbar für so einen Moment“ zu sein, dafür, „dass man ihn erleben kann und dass man spielen darf“.

„Das ist ein Abschlusstraining mit Spieltagscharakter. Da ist es eigentlich so, dass du am liebsten den Anpfiff hättest.“

Ermin Bicakcic

Das „geilste Gefühl“ sei natürlich ein Derbysieg an sich, spezielle Momente könne er da gar nicht hervorheben. Sehr hoch im Ranking seiner schönsten Erinnerungen stehen allerdings auch die letzten Übungseinheiten vor Niedersachsenderbys. Die seien mitunter ein „Abschlusstraining mit Spieltagscharakter“ gewesen, bei dem die „Fans uns nochmal heiß gemacht haben“.

Und da sei es dann „eigentlich so, dass du am liebsten den Anpfiff hättest“, so Bicakcic. Leicht vorstellbar, dass er am Sonnabend beim Braunschweiger Abschlusstraining nur allzu gerne dabei gewesen wäre. Man bekommt das Derby halt nicht aus ihm heraus.

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