München wird ins Rennen um eine deutsche Kandidatur für die Sommerspiele 2036, 2040 oder 2044 gehen. Das hat die Auszählung der Stimmen eines Referendums am Sonntag in der bayerischen Landeshauptstadt ergeben. 1,1 Millionen Bürger waren aufgefordert worden, für „Ja“ oder „Nein“ zu stimmen. 305.201 Stimmberechtigte und damit 66,4 Prozent votierten laut vorläufigem Endergebnis mit „Ja“, wie aus den Angaben des Kreisverwaltungsreferats zu entnehmen war. 154.207 Teilnehmer stimmten gegen eine Olympia-Bewerbung. 

„Das ist ein guter Tag für München“, sagte Reiter weiter. Der Chef des bayerischen Landessportverbandes, Jörg Ammon, sprach gar von einem „Traumergebnis“. Die für Sport zuständige dritte Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) unterstrich: „Das ist ein wirklich wunderbares Signal, wie einzigartig unsere Stadt ist.“ 

Sportstaatsministerin Christiane Schenderlein sandte umgehend Glückwünsche nach München. „Die Menschen stehen hinter der Idee, Olympische und Paralympische Spiele nach Deutschland zu holen. Und: Es ist das erste erfolgreiche Olympiareferendum in Deutschland. Ich freue mich, wenn es nicht das letzte ist“, sagte die CDU-Politikerin.

„Eine geile Geschichte heute“

München war 1972 schon einmal Olympia-Gastgeber. „Wir sind in München vorne. Es geht nicht nur um Sport, es geht um Lebensbejahung. Und es ist halt typisch Bayern, dass wir das machen. Alle haben an einem Strang gezogen, wir haben alles mobilisiert“, sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Am Ende seiner Ansprache sagte er unter Jubel: „Eine geile Geschichte heute.“

Neben München bewerben sich Berlin, Hamburg und die Region Rhein-Ruhr, vermutlich mit Köln als nominellem Zentrum, um die Gunst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Der Dachverband des deutschen Sports entscheidet darüber, wer dem Internationalen Olympischen Komitee vorgeschlagen wird. „Ich bin sehr gespannt auf die Reaktionen aus den Mitbewerberstädten“, sagte Oberbürgermeister Reiter am Sonntagabend.

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Der DOSB will auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im September 2026 den besten Kandidaten per Wahl ermitteln. Eine offizielle Bewerbung hat bislang nur Qatar für Doha eingereicht. Indien bekundete großes Interesse und gilt als Favorit. Die Chancen von Indonesien sind nach der Weigerung der Regierung, Israelis zur Turn-WM Visa zu erteilen, vorerst stark gesunken. Interesse an Spielen zeigen auch Madrid, Istanbul und Kapstadt. Bei einem Erfolg auf internationaler Ebene würden in Deutschland erstmals nach den Sommerspielen 1972 in München wieder Olympische Spiele stattfinden.

Mehr als 460.000 Münchnerinnen und Münchner gaben ihre Stimme ab und sorgten damit für eine Rekordbeteiligung. Rund 1,097 Millionen Menschen durften abstimmen. Viele Teilnehmer nutzten die Chance zur Briefwahl. Erstmals waren die Briefwahlunterlagen unaufgefordert zugesandt worden. Allein 33,7 Prozent der Wahlberechtigten stimmten per Briefwahl ab. Der Bürgerentscheid ist rechtskräftig, da das Quorum bereits durch die abgegebenen Briefwahlstimmen erreicht wurde.

Dazu ist ein Votum von mindestens zehn Prozent der Wahlberechtigten, also rund 110.000 Bürgern, nötig, die sich für „Ja“ oder für „Nein“ entschieden haben. Die bislang höchste Beteiligung bei einem Bürgerentscheid in München hatte es im Oktober 2001 gegeben. Damals ging es um die Allianz Arena, die gebaut werden sollte.

37,5 Prozent der Wahlberechtigten gaben damals ihre Stimme ab, 65,7 Prozent stimmten für den Stadionneubau durch den FC Bayern und den Lokalrivalen 1860 München. An der Abstimmung über eine Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2022 hatten sich 2013 in München 28,9 Prozent der Wahlberechtigten beteiligt. Nur 47,8 Prozent stimmten damals für eine Kandidatur.

Markus Söder (links), Ministerpräsident von Bayern, und Jörg Ammon, Präsident des Bayerischen Landes-Sportverbands (BLSV), verfolgen die Bekanntgabe der ersten Hochrechnungen.Markus Söder (links), Ministerpräsident von Bayern, und Jörg Ammon, Präsident des Bayerischen Landes-Sportverbands (BLSV), verfolgen die Bekanntgabe der ersten Hochrechnungen.dpa

Mit großer Enttäuschung reagierten nun die Kritiker der Münchner Olympia-Bewerbung auf die Verkündung der ersten Zahlen. „Das Ergebnis zeigt, dass die Mehrheit der Münchnerinnen und Münchner eine Bewerbung möchte. Das ist eine demokratische Entscheidung, die wir respektieren“, sagte der wohl prominenteste Gegner, der Grünen-Politiker und Landtagsvizepräsident Ludwig Hartmann, der Deutschen Presse-Agentur in München.

Die letzten Wochen seien ein David-gegen-Goliath-Kampf gegen die finanziell starke Pro-Kampagne der Stadt gewesen, betonte Hartmann. „Gleichzeitig bleibt die Kritik an den Kosten, der Nachhaltigkeit und der Transparenz weiterhin relevant. Wir werden genau beobachten, ob die Versprechen aus der Bewerbung ernst genommen werden und das Vorhaben nicht nur ein Prestigeprojekt für die Stadt wird, sondern fair und nachhaltig für alle umgesetzt wird.“